Jugend nachholen: Stadt steckt 100. 000 Euro in Projekte für Kinder und Jugendliche

Kinder müssen wegen der Maßnahmen in der Corona-Pandemie viele Einschränkungen hinnehmen. Offenbach nimmt Geld in die Hand und unterstützt mehrere Projekte.
Offenbach – Kindergeburtstag, Einschulungsfeier und Ausflüge mit den Großeltern. Die erste Jugendfreizeit, Partys, Abschlussfeier, Discobesuche. Vor Corona wären Kindheit und Jugend ohne all das kaum denkbar gewesen. Seit nunmehr zwei Jahren aber ist vieles davon gar nicht oder nur eingeschränkt möglich.
„Und Kinder und Jugendliche können das alles nicht einfach nachholen“, sagt Kinder- und Jugenddezernentin Sabine Groß. Noch lange werden die Auswirkungen der Pandemie zu spüren sein, vermutet der stellvertretende Jugendamtsleiter Bernd Hormuth. „Zu den Leidtragenden zählen insbesondere die Kinder und Jugendlichen, die von jetzt auf gleich ihrer Kontakte und verlässlichen Alltagsstrukturen beraubt wurden.“ Vielen Heranwachsenden hätten in Zeiten der Kontaktreduzierung die Möglichkeiten gefehlt, sich soziale und personale Kompetenzen anzueignen, sich auszuprobieren und zu festigen. Eine der Folgen sei bereits zu erkennen. „Auch in Offenbach nehmen Depressionen, Suizidgedanken und -versuche bei Kindern und Jugendlichen zu“, berichtet Hormuth.
Corona-Aufholjagd: 100.000 Euro gibt Offenbach für Jugend-Projekte aus
Um sich nun verstärkt für deren Belange einzusetzen, und so gut es geht auszugleichen, was durch Corona auf der Strecke blieb, wurden auf Beschluss des Magistrats im vergangenen Herbst 75. 000 Euro aus dem Konjunkturpaket „Aufholen nach Corona“ bereitgestellt. Und nun an acht Vereine und Initiative vergeben, die sich in ihrer Arbeit insbesondere Kinder und Jugendlichen widmen. Besonderen Fokus legten die Verantwortlichen bei Auswahl auf die Schwerpunkte Bildung und Bewegung. Damit alle Projekte mit der jeweils beantragten Summe bedacht werden konnten, schoss das Jugendamt weitere 25 000 Euro aus eigenen Mitteln hinzu.
49 000 Euro gehen an das Kinder- und Familienzentrum „Jumpers“ an der Waldstraße, das damit sein Angebot deutlich ausweiten kann. Eine weitere pädagogische Halbtagskraft für die aufsuchende Arbeit und ein Koch sollen eingestellt werden, um insbesondere Kindern aus den nahe gelegenen Notunterkünften gezielte Angebote und ein gesundes Mittagessen zu ermöglichen.
Sport, Spiel und Lernen: Offenbach investiert in Projekte für Kinder und Jugendliche
In das „Projekt Schulabstinenzgruppe“ beim Boxclub Nordend fließen 7 300 Euro. Seit Jahren verbindet man im Boxclub das Boxtraining mit Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe. Dank der Finanzspritze können weitere Stunden aufgestockt werden.
9 900 Euro erhält der Caritasverband Offenbach für das Spielangebot „Urlaub ohne Koffer“ und das Spielmobil, das im gesamten Stadtgebiet unterwegs ist und Kindern die Möglichkeit gibt, sich zu bewegen und miteinander in Kontakt zu kommen. 7 200 Euro gibt es für zwei Projekte rund um Leseförderung der „Ich Zu Ich gGmbh“, die mit vielfältigen Angeboten vor allem Grundschüler fördert.
Mit dem Betrag von 1 380 Euro ist die Finanzierung des Projektes „Bodypercussion“ des Internationalen Bundes (IB) für fünf Monate gesichert. Dabei werden Motorik, Rhythmusgefühl, Körperkoordination, Konzentrationsfähigkeit und Kreativität gefördert. Gut 3 600 Euro werden zudem für einen Anti-Rassismus-Workshop, ebenfalls initiiert vom Internationalen Bund, im Jugendzentrum Bieber-Waldhof zur Verfügung gestellt. Denn auch das Thema Extremismusprävention ist in den Augen der Jugendamtsmitarbeiter wegen der Entwicklungen in der Pandemie wichtig.
Offenbach schnürt Maßnahmenpaket für Kinder und Jugendliche
Ebenfalls gefördert werden das Hausaufgaben- und Nachhilfeprogramm „Schüler-Power“ des Freundschaftsvereins Türkei mit 12 000 Euro sowie das Projekt „Lernbuddies“ des Freiwilligenzentrums, bei dem Oberstufenschüler Grundschulkinder unterstützen, mit insgesamt 10 000 Euro.
„Ich denke, wir haben ein gelungenes Paket zusammengestellt“, findet Bernd Hormuth. Er kündigt darüber hinaus weitere Maßnahmen an, finanziert aus Landesmitteln, die das Jugendamt bereits plane. Denn längst ist klar: Es wird einiges vonnöten sein, um die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche einigermaßen abzufedern. (Von Lena Jochum)
Die Ampel-Koalition will auch unabhängig von der Corona-Pandemie in die Schulen und Kitas in Offenbach investieren. Es gibt aber Kritik an den Plänen.