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Streit um Parkplätze in Offenbach: Lastenräder sorgen für Ärger bei Autofahrern

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Von: Christian Reinartz

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Immer Ärger mit der Parkplatzsuche: Lastenräder sind praktisch. Nur, wenn es ums Abstellen geht, wird es häufig schwierig, da die übergroßen Räder viel Platz wegnehmen und nicht selten den Groll von Auto- und Radfahrern auf sich ziehen.
Immer Ärger mit der Parkplatzsuche: Lastenräder sind praktisch. Nur, wenn es ums Abstellen geht, wird es häufig schwierig, da die übergroßen Räder viel Platz wegnehmen und nicht selten den Groll von Auto- und Radfahrern auf sich ziehen. © Reinartz

Lastenräder sind praktisch. Beim Abstellen gibt es aber oft Ärger mit Auto- und Radfahrern, weil sie viel Platz wegnehmen.

Offenbach – Dass sich Auto- und Fahrradfahrer in aller Regel nicht leiden können, ist ja schon hinlänglich bekannt. Seit einiger Zeit ist aber ein dritter Streitpartner in die Spur gegangen: Der Lastenradfahrer. Er scheint das neue Feindbild im Straßenverkehr zu sein, vor allem dann, wenn es um die Parkplatzsuche in der ohnehin engen Innenstadt geht

In der Praxis sind es dann solche Szenen, die zeigen, wie blank die Nerven bei manchen bereits liegen: Wilhelmsplatz. Markttag. Die Sonne scheint. Die Stellplätze für Fahrradfahrer sind belegt. Die für Autos sowieso. Zwischen den dicht geparkten Karossen ist ein Parkplatz von zwei Lastenrädern belegt. Im Minutentakt rollt ein kopfschüttelnder Autofahrer nach dem anderen vorbei. Eine halbe Stunde später kommen die Lastenradbesitzer zurück. Vater, Mutter, drei Kinder. Schon beim Einladen eskaliert die Situation. Ein Auto hält an, der Fahrer blökt die fünf an. Sie sollten sich mit ihren „Scheiß-Rädern verpissen und nicht die wenigen Parkplätze blockieren“.

Autofahrer von Lastenrädern in Offenbach genervt

Als die Familie weiter seelenruhig einpackt, steigt der Mann genervt aus. „Wir dürfen hier parken. Steht in der Straßenverkehrsordnung“, sagt der Familienvater beherzt, was den Autofahrer noch wütender macht. In der Tat dürfen Lastenräder mit einigen Ausnahmen auf Autoparkplätzen legal abgestellt werden.

Nachdem der Autofahrer mit rotem Kopf weitergefahren ist, schildert Lastenradlenker Alexander A. sein Dilemma. „Wir erledigen hier alles mit dem Lastenrad, aber immer wieder gibt es Ärger.“ Anfangs hätten sie noch früh morgens bei den Fahrradständern geparkt. Aber da sei ihnen einmal die Luft aus den Reifen gelassen worden. Ein andermal hätten Radfahrer sie demonstrativ zugestellt.

Streit um Parkplätze in Offenbach: Lastenräder sind vielen ein Dorn im Auge

Einer, der das regelmäßig und mit voller Absicht macht, ist der Offenbacher HfG-Student Frank, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Seine Begründung klingt fast schon politisch. „Lastenräder werden vor allem von privilegierten jungen Familien gefahren, die bei gutem Wetter ihren 200-PS-Kombi in der Tiefgarage stehen lassen, um ihr grünes Gewissen zu beruhigen.“ Gerade diese Leute hätten aber im Kopf eine Hier-komm-ich-Mentalität verankert, die sich auch bei der Stellplatzsuche zeige. „Denen muss man einfach klarmachen, dass man auf andere, gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen muss.“

Die Offenbacher Mobilitätsdesignerin Janina Albrecht kennt sich mit diesem Spannungsfeld gut aus. Sie berät mit ihrem Designstudio die öffentliche Hand in Sachen Mobilität und weiß, dass Lastenräder immer häufiger zum Stein des Anstoßes werden. „Ich kenne Leute in Offenbach, deren geparktes Lastenrad einfach umgesetzt wurde, damit sich ein Auto auf den Platz stellen kann“, berichtet sie. „Man muss sich aber mal vorstellen, was für eine Hölle los wäre, wenn man ein Auto einfach versetzen würde.“ Allerdings kritisiert sie auch die Lastenradfahrer. „Sicher gilt das nicht für alle, aber häufig werden diese riesigen Fahrzeuge einfach auf die engsten Gehwege gestellt.“ Dann komme nicht mal mehr ein Rollstuhl oder Kinderwagen vorbei. „Da kann man verstehen, warum das die Leute nervt.“

Fehlende Konzepte: Keine Lösung für Lastenräder in Offenbach in Sicht

Dennoch plädiert sie dafür, die eigentliche Ursache in den Blick zu nehmen. „Denn das Problem sind fehlende Konzepte und nicht die Lastenräder ansich.“ Einerseits werde deren Nutzung auch durch die Stadt Offenbach beworben und gefördert. „Aber eine entsprechende Park-Infrastruktur wird nicht zur Verfügung gestellt“, mahnt Janina Albrecht. „Nur, wenn es um Autos geht, wird bei der Stadt als allererstes auch an genügend Parkplätze gedacht.“

Eigentlich seien Lastenräder nämlich eine gute Sache, die man als alternative Fortbewegung weiter etablieren sollte. „Aber das ist nur sinnvoll, wenn diese Räder auch wirklich als Ersatz für ein Auto angeschafft werden“, sagt Albrecht. „Aber davon sind wir noch sehr weit entfernt.“ Bis dahin werde wohl der Kampf zwischen Normal-Radlern, Autofahrern und Lastenradbesitzern um die raren Parkplätze in der Stadt weitergehen. (Christian Reinartz)

Kommentar:

Lastenräder stehen für den Selbstbetrug einer ganzen Generation junger Familien mit hohem Einkommen. Ein Selbstbetrug, der sie von ihrem schlechten grünen Gewissen befreien soll. Der Linderung verschaffen soll für den Umweltwahnsinn, den sie mit ihrem Lebensstil produzieren.

Aber ein Betrug bleibt eben ein Betrug. In den meisten Fällen sind die Lastenräder, die in Offenbach rumfahren, nämlich nicht das Ergebnis eines geänderten Umweltbewusstseins. Lastenräder sind das kostspielige Hobby einer privilegierten Gruppe von Menschen, die sich gerne so gerieren, als würden sie nachhaltig leben. Die das Butterbrot in Bienenwachstücher wickeln, bei Amazon aber ihre Zahnpasta per „Evening Express“ bestellen.

Diese Leute geben nicht wirklich ihr Auto auf und satteln aufs Lastenrad um. Fast immer steht hinter dem 5000-Euro-Zweirad die 50 000-Euro-Karre auf dem Tiefgaragenplatz. Gründe, diese regelmäßig zu bewegen, finden die Besitzer genug: Wenn es schnell gehen muss, wenn die Sonne nicht scheint oder wenn es kalt ist. Das Lastenrad ist mehr Freizeit-Fortbewegungsmittel als ein echter Autoersatz. Um das aber zu erreichen, wäre es nötig, zwei Stellschrauben zu drehen. Zum einen müssten Lastenräder erschwinglicher werden, zum anderen sollte sich die Stadt in ihrer Parkraum-Politik mutiger vom Auto distanzieren und mehr Platz für Zweiräder schaffen. Ein Anfang wäre es schon mal, aktiv darauf hinzuweisen, dass Lastenräder in vielen Fällen den Autos ganz legal die Parkplätze wegnehmen dürfen. Dann wär‘s auch nicht mehr so eng am Fahrradständer. (von Christian Reinartz)

Für eine echte Verkehrswende braucht es auch ein Umdenken bei den Antrieben von Autos. Ein überzeugter E-Autofahrer aus Offenbach will Ladesäulen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Doch die Stadt veranlasst den Abbau.

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