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Offenbach: Heftiger Streit ums Kulturkarree – Was passiert mit der Bibliothek?

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Von: Frank Sommer

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Die im Büsingpalais untergebrachte Stadtbibliothek hat einen großen Sanierungsstau – und Schriftsteller waren seit 2008 keine mehr im Bücherturm.
Die im Büsingpalais untergebrachte Stadtbibliothek hat einen großen Sanierungsstau – und Schriftsteller waren seit 2008 keine mehr im Bücherturm. © Sommer

Das Zukunftskonzept für die Innenstadt in Offenbach sorgt für Streit. Ein Knackpunkt: Ist der Umzug der Stadtbibliothek schon beschlossene Sache?

Offenbach – Um das Kulturkarree aus Stadtbücherei, Haus der Stadtgeschichte und Klingspormuseum wird heftig gestritten. Grund ist das Zukunftskonzept Innenstadt, das vorsieht, dass die Bücherei in die Fußgängerzone umziehen soll. Befürchtet wird, dass das Kulturkarree damit nachhaltig geschädigt wird.

Er wolle den einzig funktionierenden Platz nicht zerstören – so begründete Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) die überraschende Meinungsänderung in der Diskussion um die Verkehrsberuhigung des Wilhelmsplatzes seiner Partei im vergangenen Sommer. Nun, bei der Frage um den Umzug der Stadtbücherei in die Fußgängerzone, musste er sich ähnliche Bedenken von CDU und Linken anhören: Das funktionierende Kulturkarree in Offenbach, dessen Herzstück die Bücherei ist, dürfe unter keinen Umständen zerstört werden.

Offenbach: Umzug der Bücherei schon beschlossene Sache?

Zugegeben, „Bedenken“ ist ein sehr milder Ausdruck für die Art, wie am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung gestritten wurde. Die sprichwörtlichen Kesselflicker hätten es nicht besser hinbekommen. Anlass war ein Antrag der CDU, die Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Stadtbibliothek „beschlussgerecht“ durchzuführen. Die Christdemokraten fürchten nämlich ebenso wie die Linke, dass längst Fakten geschaffen wurden und der Umzug der Bücherei gemäß dem Zukunftskonzept Innenstadt beschlossene Sache sei – ohne, dass die Stadtverordneten gefragt wurden. Andere Optionen, die Bibliothek am bestehenden Standort zu vergrößern, würden folglich gar nicht geprüft, lautet der Vorwurf.

Dementsprechend harsche Kritik müssen sich Oberbürgermeister und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß (FDP) anhören. „Der Beschluss für das Zukunftskonzept besagte nicht, dass alles, was irgendwie läuft, in die Innenstadt verlegt werden soll“, sagt Marion Guth (Linke) – dann nämlich veröde der Rest der Stadt. Dass die Bücherei veraltet ist und mehr Platz brauche, stellen die beiden Oppositionsparteien nicht infrage. Die Zukunft der Bibliothek müsse aber in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen und nicht unter den Dezernenten unter Ausschluss der Mandatsträger ausgemacht werden, betonen sie.

Offenbach: CDU kritisiert Vorgehen von OB Felix Schwenke

OB Schwenke wolle sich mit der Schaffung einer neuen Bücherei ein Denkmal setzen, kritisiert die CDU. Dominik Mangelmann spricht gar von einem „Reese 2.0“: Der Baulöwe Karl-Heinz Reese steht für die vielen Bausünden in der Stadt, etwa die „Zweite Ebene“ und den Betonklotz am Marktplatz, beides wurde erst vor Kurzem abgerissen. „Auch die Zweite Ebene wurde damals mit Preisen bedacht und vom Land gelobt“, sagt Mangelmann, als Schwenke darauf verweist, dass das Zukunftskonzept Innenstadt mit dem Kommunalpreis des Landes ausgezeichnet sei.

Wenn ihnen die Botschaft des Zukunftskonzeptes nicht gefalle, warum habe die CDU dann nicht während der Erstellung des Konzeptes etwas gesagt, fragt Holger Hinkel (SPD) – schließlich sei die CDU ja damals an der Stadtregierung beteiligt gewesen. Überhaupt sei der Umzug nur eine Überlegung, die Aufregung zum jetzigen Zeitpunkt also nicht angebracht. Auch Schwenke und Weiß verweisen darauf, dass noch nichts beschlossen sei – allerdings betonen sie, dass die „Station Mitte“, jener Kulturort mit Stadtbibliothek, ein Schlüsselprojekt des Zukunftskonzeptes sei.

Offenbach: Kosten für Sanierung der Bücherei Anfang 2023 bekannt

Der Verbleib der Bibliothek werde in seinem Dezernat geprüft, Anfang 2023 würden die Kosten für eine Sanierung genannt, betont Planungsdezernent Weiß. Ob ein Erweiterungsbau jedoch eine reelle Chance habe, dem stehe er persönlich skeptisch gegenüber. Tatsächlich seien aber die Umsetzung des Zukunftskonzeptes und das weitere Schicksal der Bücherei miteinander verknüpft. „Der Umzug ist ein Schlüsselprojekt im Konzept – aber ob er umgesetzt wird, ist noch nicht entschieden“, sagt Weiß.

Das Kulturkarree dürfe nicht zerstört werden, sagt Schwenke: „Aber das heißt doch nicht, dass sich dort nichts ändern darf. Wir haben das Kulturkarre schon mit der Druckerwerkstatt aufgewertet und ich habe immer betont, dass der Bücherturm als Kulturort erhalten bleiben muss.“ Entschieden sei noch nichts, hält auch der OB fest. „Aber dass die sanierungsbedürftige Bücherei nicht so bleiben kann, wie sie ist, sollte allen klar sein.“ (Von Frank Sommer)

Fest steht: Der Bücherturm in Offenbach soll erhalten bleiben.

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