Substitutionspraxis neben Kinderarzt: Offenbacher Eltern in Sorge wegen Süchtigen

Eine Substitutionspraxis, die neben einem Kinderarzt liegt, führt in Offenbach zu Diskussionen. Es gibt Beschwerden über das Verhalten von Patienten.
Offenbach – Eine Praxis, in der vornehmlich Substitutionspatienten behandelt werden, sorgt in Rumpenheim für Diskussionen in der Nachbarschaft. Der Grund: Die dort Behandelten sind oft heroinabhängig und arbeiten daran, mit ärztlicher Hilfe und Medikamenten, etwa dem bekannten Methadon, clean zu werden – angeblich mit Nebeneffekten, die manchem Rumpenheimer sauer aufstoßen. So sollen in der Vergangenheit schon Spritzen auf dem nahen Kirchenvorplatz herumgelegen haben und Vorgärten als Klo missbraucht worden sein.
So schildern es jedenfalls mehrere Eltern der benachbarten Kinderarztpraxis, die sich an die Redaktion gewandt haben. „Die Patienten lösen ihre Rezepte in der Apotheke ein, lungern dann dort herum und pöbeln teilweise Leute an“, berichtet ein Vater. Einige der älteren Apothekenmitarbeiterinnen sollen, so wird gemutmaßt, bereits gekündigt haben, weil das alles nicht mehr auszuhalten gewesen sei, berichtet er.
Eine Mutter hat selbst schon beobachtet, wie schnell es dort zu Konflikten mit den Drogenabhängigen kommt. Ein Mann habe zwei Frauen angesprochen und diese danach angepöbelt und sogar bedroht. Es lasse sich zwar nicht immer sagen, ob es sich tatsächlich um einen Substitutionspatienten handele. „Aber es tummelt sich dort in der Tat seit einiger Zeit merkwürdiges Publikum.“ Auch im Treppenhaus des Gebäudes, in dem neben der Apotheke ein Zahnarzt untergebracht ist, sollen die Süchtigen schon herumgelungert haben.
Substitutionspraxis in Offenbach: „Das sind keine Obdachlosen“
Apothekeninhaber Paschalis Papadopoulos ist Vermieter der Substitutionspraxis und bestätigt die schwierige Situation. „Allerdings hat sich die Lage wirklich verbessert“, versichert er. „So habe es am Anfang durchaus einige unschöne Situationen gegeben – auch innerhalb der Apotheke. „Doch diesen Kunden wurde Hausverbot erteilt“, berichtet Papadopoulos. Mittlerweile würden die Patienten aber das Umfeld der Praxis und auch den gegenüberliegenden kleinen Park meiden.
An den Gerüchten, dass Mitarbeiterinnen wegen der schwierigen Klientel bereits gekündigt hätten, sei nichts dran. Zwei hätten altersbedingt aufgehört und eine sei in Mutterschutz, stellt er klar.
Neurologe Dr. Christian Röder, der Inhaber der Substitutionspraxis, räumt ebenfalls ein, dass es vor weit über einem halben Jahr zu Problemen mit einigen Patienten gekommen sei. „Da haben wir aber gleich gegengesteuert und diese aus dem Programm ausgeschlossen“, sagt der Mediziner. Zudem habe sich der Schwerpunkt seiner Praxis verändert, die zuvor jahrelang an der Frankfurter Straße in der Stadtmitte ansässig war.
Diese Menschen sind studiert, haben einen geregelten Job oder Familie. Das sind keine Obdachlosen.
Mit dem Umzug nach Rumpenheim habe man sich auf die Neurologie und Schmerzpatienten konzentriert. Substitution mache nur noch einen kleinen Teil seiner Arbeit aus, versichert Röder.
Offenbach: „Diese Menschen sind genauso krank, wie ein Patient mit Rückenschmerzen“
Mittlerweile sei zudem klar geregelt, dass sich seine Substitutionspatienten nicht im Umkreis von 300 Metern um die Praxis aufhalten dürften. Verstoße jemand dagegen, verliere er seinen Platz. Laut Röder ein effektives Mittel, da es überall schwer sei, einen solchen Substitutionsplatz zu bekommen.
Der Mediziner legt zudem Wert darauf, dass seine Patienten bis auf ganz wenige Ausnahmen absolut gefestigt seien und im Leben stünden. „Diese Menschen sind studiert, haben einen geregelten Job oder Familie“, sagt Röder. „Das sind keine Obdachlosen.“ Deshalb könne er nicht verstehen, wieso das für manche Leute offenbar ein Problem darstelle. „Diese Menschen sind genauso krank, wie ein Patient mit Rückenschmerzen“, erklärt der Neurologe. Manche bekämen sogar dieselben Medikamente.
Auch, wenn einige der Eltern seiner kleinen Patienten sich sorgen, bleibt Kinderarzt und Röders Praxisnachbar Tim Gründler gelassen. „Menschen, die in der Substitution sind, gehen ihre Probleme an“, zeigt sich der Mediziner verständnisvoll. Bisher seien auch keine Beschwerden an ihn herangetragen worden. Dass sich Eltern wegen der nachbarschaftlichen Nähe zu Röders Praxis und daraus folgenden diffusen Ängsten von ihm abwenden könnten, fürchte er nicht und sei entspannt. Kinderärzte könnten aktuell gar nicht die ganze Nachfrage bedienen. (Christian Reinartz)
Eine sehr hohe Patientenzahl, knappes Personal und zu wenige Praxen: Kinderärztinnen und -ärzte arbeiten in Offenbach am Limit. Das Problem spitzt sich seit Jahren zu.
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