Das Paar hatte keine Nachkommen - die Krumms, unter denen die Weltmarke Goldpfeil entstand, sind eine andere Linie. Das mag erklären, warum das baugeschichtlich bedeutsame Grabmal im Laufe der Jahrzehnte herunterkam - und, wegen verrosteter Türen ungesichert, auch missbraucht wurde. Deshalb spukt da auch eine Geschichte von Schwarzen Messen herum, die dort gefeiert wurden - Spuren im Innenraum deuteten darauf hin.
Für die Sanierung kommt nun der Staat auf. Der hat laut dem Offenbacher Denkmalschützer Helmut Reinhardt die Einzigartigkeit des zwischen spätem Jugendstil und Neoklassizismus angesiedelten Mausoleums erkannt. 60 000 Euro haben der Bund, je 30 000 das Land und die Stadt (über ihren ESO) bislang gezahlt.
Das bedauert der mit der Restaurierung betraute Dieburger Architekt Claus Giel am Montagabend, als Stadtrat Paul-Gerhard Weiß und Stadtwerke-Chef Peter Walther ausgewählten und vom ehemaligen Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel eingestimmten Offenbachern das Projekt vorstellen.
Kein Geringerer als Hugo Eberhardt war seinerzeit der Architekt, dem die Witwe, „um etwas vollendet Schönes zu schaffen“, völlig freie Hand ließ. Der Vater der Werkkunstschule arbeitete mit drei Bildhauern zusammen. Der Münchner Karl Killer schuf das Tag und Nacht symbolisierende Figurenpaar, das die von Karl Stock entworfenen metallenen Flügeltüren (zurzeit entfernt) bewachte. Karl Huber wirkte für die verblüffende Innenausstattung, von der wohl kaum ein Offenbacher bislang etwas geahnt hat. Reliefs stellen - Trennung und Abschied - Orpheus und Eurydike dar. Hubers lebensgroßer weiblicher Bronzeakt steht für die Ewigkeit. Über allem wölbt sich in der ovalen Kuppel ein Mosaik-Sternenhimmel, blau wie das Deckengemälde eines Pharaonengrabs.
Als komplexes, vor 90 Jahren bis ins Detail konzipiertes Gesamtkunstwerk hat sich die Anlage entpuppt. Außen war verkrusteter, geschwärzter Muschelkalk zu reinigen, aus den Fugen der Kuppel gesprossenes Gehölz zu entfernen, manche Setzung und Verschiebung zu richten.
Was die Sanierung unter anderem teurer als erwartet macht: Innen sind Mosaike abzunehmen und wieder aufzubringen - das erledigt übrigens der Betrieb, der sie seinerzeit hergestellt hat.
Eine schwere Steinplatte verschloss den Zugang zur eigentlichen Gruft; der Metallrahmen ist völlig verrostet und soll durch Edelstahl ersetzt werden. Ein ausgeklügelter Mechanismus mit Gegengewichten erlaubte das Öffnen des Deckels, sodass man über Treppenstufen in die Tiefe steigen konnte. Das mit goldbeschichtetem Glasmosaik geschmückte Gewölbe ließ sich mit Lampen beleuchten, die aus in einem Schrank deponierten Batterien gespeist wurden.
Solange die Krummsche Krypta saniert wird, ruhen Heinrich und Marie in ihren Särgen an anderer Stelle des Alten Friedhofs. Bestimmt nebeneinander, weil es ja eine Geschichte von Liebe über den Tod hinaus bleiben soll.