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Dreimal rund um den Globus

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Offenbach - Es gab einen Tag der offenen Tür, „da sprangen gerade mal 15 Leute herum“, erinnert sich Holger Marx (50), Vorsitzender des Imkervereins Lehrbienenstand. Von Stefan Mangold

Wenn es regnet, verspürt keine Biene Lust auf einen Ausflug, und keiner braucht zu erscheinen, der sie summen hören will. Am Sonntag hat es auf dem Vereinsgelände an der Eberhard-von-Rochow-Straße gebrummt. Besucher hören Imker Peter Wrbanatz zu, der vom traurigen Dasein der Drohnen erzählt. Die sind nicht in der Lage, Nektar zu saugen, sondern darauf angewiesen, im Stock quasi Zugriff auf den Kühlschrank zu haben. Eine männliche Biene macht das Rennen.

Sie darf die Königin während des Hochzeitsflugs begatten. Die kurze Ehe endet tödlich. Dem werdenden Vater zerreißt es den Unterleib. Für die Kollegen ist ebenfalls Schluss mit lustig. Arbeitsbienen lassen die Kerle nicht mehr nach Hause, was deren Hungertod bedeutet. Wrbanatz, Kassierer des Vereins, atmet auf, dass er nicht als Drohne zur Welt gekommen ist: „Die Frauen wollen noch etwas anderes von uns als nur Geschlechtsverkehr...“

Die Imkerkultur habe sich verändert, beobachtet Holger Marx, der seit 26 Jahren Bienen hält. In früheren Jahren hätten die meisten im Hobby einen Nebenerwerb gesehen. Der lohne sich nur ab zehn Völkern, „zwischen vielen Imkern herrschte eine Atmosphäre unausgesprochener Konkurrenz“. Das habe sich wohl auch durch die Frauen entspannt, die in der Bienenzucht einst ähnlich selten auftraten wie Männer in Nähkursen. „Heute haben wir mehr als ein Drittel Frauen“, schätzt Vizevorsitzender Jürgen Panthöfer. Die meisten Neu-Imker begnügten sich mit drei bis vier Völkern.

Relativ frisch im Metier ist Irene Keller. Die motivierte ihr Garten dazu, sich Bienen anzuschaffen. „Ich versorge mein Volk, mein Mann seins“, beschreibt Keller die Arbeitsteilung. Die Frau aus Nieder-Roden schätzt am Offenbacher Verein, „dass ich einen wie Wrbanatz immer um Rat fragen kann“.

Auch Christa und Wolfgang Teichmann leitet ein Fachmann. Nachwuchsimker Gabriel Michel (9) aus Waldacker führt das Ehepaar aus Heusenstamm durchs Areal und erklärt den Zweck eines Smokers: „Durch den Rauch stechen die Bienen nicht.“ Gabriel fühlt sich ohne sicher, „mir tun die nichts, weil sie mich kennen“.

"Biene Maja" summt jetzt in 3D

Das Ungemach der Varroamilbe beschäftigt alle Imker. Das ist ein Parasit, der aus tropischen Gebieten in Asien stammt und sich an der Brut schadlos hält. „Seit den 80er Jahren ist die Milbe eine Plage“, erläutert Alfred Herms vom befreundeten Imkerverein Niderrau-Schöneck. „Ohne Gegenmittel wären fast 90 Prozent der Bienen ausgerottet“, schätzt Panthöfer. Was für die hiesige Pflanzenwelt einer Katastrophe gleichgekommen wäre.

Doch es gibt einheimische Bienen, die durch ihr Putzverhalten von der Milbe zwar nicht verschont bleiben, indes mit ihr leben können. Die Ergebnisse der Evolution wollen die Imker allerdings nicht abwarten. Sie besprühen ihre Insekten im Sommer mit Ameisen- und im Winter mit Oxalsäure, „beides sind rein biologische Mittel“. Welche die Bienen zwar wenig begeistern, sie aber überleben lassen.

Auch um Honiggläser zu füllen, womit sich eine Frage an der Quizwand verknüpft. Nämlich die, welche Wege Bienen fliegen müssen, um ein Pfund zu sammeln. Zur Auswahl stehen drei Antworten. Die Strecke von Offenbach nach Berlin reicht nicht, auch nicht die nach Australien: Für ein Glas auf dem Tisch fliegen Bienen dreimal um den Globus!

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