Offenbach: Taxifahren wird um 35 Cent pro Kilometer teurer

Der Tarif soll um 35 Cent wegen hoher Energiekosten und Mindestlohn steigen
Offenbach – Inflation und Energiekrise sorgen für steigende Kosten: Auch Taxi fahren wird künftig teurer. Sofern die Stadtverordneten in ihrer Oktober-Sitzung der Magistratsvorlage zustimmen, steigt der Tarif um 35 Cent pro Kilometer.
Bisher kostete der Kilometer in der Zeit zwischen 6 und 22 Uhr 1,85 Euro, in den Nachstunden 1,95 Euro. Das soll sich auf 2,20 Euro tagsüber und 2,30 Euro nachts verteuern. Auch der Grundpreis wird von 4,50 Euro auf fünf Euro angehoben, die Wartezeit pro Stunde verteuert sich von 30 auf 39 Euro.
Zuletzt wurden zum Jahresbeginn 2020 die Taxentarife angepasst. „Die Kosten sind inzwischen derart gestiegen, dass eine neue Tarifordnung nötig geworden ist“, sagt der Offenbacher Taxi-Unternehmer Harry Schweitzer. Da die Entscheidungshoheit für die Tarife bei den Kommunen liegt, müssen die Taxi-Unternehmer regelmäßig bei diesen vorstellig werden und eine Tariferhöhung beantragen.
Ein Selbstläufer sei die jüngste Erhöhung trotz der anerkannten Tatsache einer Inflationsrate von zehn Prozent und deutlich gestiegenen Spritpreisen jedoch nicht gewesen, sagt Schweitzer. Dem städtischen Rechtsamt haben die Taxi-Unternehmer genau vorrechnen müssen, dass sie durch die gestiegenen Kosten an der Wirtschaftlichkeitsgrenze arbeiten. Vor allem der Mindestlohn, der von 9,35 Euro im Jahr 2020 auf nun 12 Euro gestiegen ist, habe die Kosten für die Unternehmen anschwellen lassen, hinzukommen die stark gestiegenen Kosten für Kraftstoff – um durchschnittlich 50 Prozent sind diese teurer geworden. „An den hohen Kosten für Sprit wird sich auch nichts mehr ändern“, sagt Schweitzer. Hinzu kämen inzwischen höhere Risiken: Da es Lieferengpässe für Ersatzteile gebe, steige die Gefahr, dass defekte Fahrzeuge komplett ausfallen – und folglich keinen Umsatz erwirtschaften.
„Vor der Krise kostete eine Fahrt von Offenbach zum Flughafen rund 40 Euro, davon konnte man 20 Euro Lohnkosten abziehen, dazu Betriebskosten und Versicherung – da ist schon vorher nicht viel übrig geblieben. Und nun ist alles deutlich teurer“, sagt Schweitzer. Auch die Mitarbeiter der Zentrale müssen bezahlt werden, ein Posten, der gern von Kunden übersehen werde. „Und einsparen lässt sich nichts mehr: Ich habe die ganze Flotte schon von Diesel auf Hybrid umgestellt, mehr geht nicht“, sagt er.
Kurioserweise hat die Stadt die Tariferhöhung schon in einer amtlichen Bekanntmachung in unserer Zeitung veröffentlicht, obwohl die Stadtverordneten der Gebührenordnung in zwei Wochen erst zustimmen müssen. Ein Versehen, wie Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß betont. Noch gilt der alte Tarif.
Die Tarife steigen aber auch nach der Stadtverordnetensitzung nicht sofort an: Zuerst muss das Regierungspräsidium Darmstadt der Offenbacher Gebührenordnung zustimmen, dann muss der Hersteller der Taxameter für den neuen Tarif ein Programm schreiben, das anschließend in die Fahrzeuge eingespielt wird. Erst wenn danach das Hanauer Eichamt die Taxameter überprüft hat und die Eichplakette verteilt, wird der neue Tarif in den Fahrzeugen angewandt. „Wir haben gut 100 Taxen in Offenbach“, sagt Schweitzer. „Das Programm überall einzuspielen und zu kontrollieren, dauert schon seine Zeit.“ Wenn Nachbarstädte wie Frankfurt zeitgleich ihre Tarife ändern, dann könne es sich sogar noch weiter verzögern. Frühestens Mitte November sei ein realistischer Termin, dass in Offenbach die Taxifahrt mehr kostet – und die Unternehmen so arbeiten können, dass sie wirtschaftlich sind.