Taubenpopulation in Offenbach wächst rasant - Illegale Fütterungen nehmen zu

Immer mehr Tauben in Offenbach: Kammerjäger beobachten Aufträge zu Vergrämungsmaßnahmen. Die Gründe sind wohl vielfältig.
Offenbach – Die Zahl der Stadttauben in Offenbach nimmt offenbar immer weiter zu. Läuft man durch die Stadt, laufen einem die grau-blauen Vögel fast permanent um die Füße. Stellenweise herrscht mitunter Taubengedränge wie am Markusplatz in Venedig, insbesondere dann, wenn wieder ein Vogelfreund Futter gestreut hat.
Der Offenbacher Kammerjäger Jonas Kitzinger kann die Taubenexplosion mit Zahlen belegen. „Die Aufträge wegen Taubenvergrämungsmaßnahmen haben sich im vergangenen Jahr in Offenbach verdoppelt“, sagt er. Mittlerweile komme die Nachfrage sogar nicht mehr nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Kreis.
Warum die Taubenpopulation so stark wächst, kann sich der Kammerjäger aber nicht erklären. Er gehe davon aus, „dass viele Faktoren dabei eine Rolle spielen. Auch die Coronakrise.“ Dadurch, dass die Gastronomie geschlossen gewesen sei, hätten sich die Tauben mehr verteilt. Viele seien so auch aus Frankfurt nach Offenbach abgewandert. Ein anderes Problem sei, dass die Tauben immer exzessiver gefüttert würden.
Tauben in Offenbach: Mehr Tiere in der Stadt durch Corona?
In der Tat lassen sich in der Offenbacher Innenstadt zum Teil abartige Fütterungsszenen beobachten. Da gibt es den älteren Mann, der erst im Discounter eine Packung Haferflocken kauft und diese dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf dem Bürgersteig ausleert und sich dann sichtlich daran erfreut, wenn sich binnen Sekunden an die 50 Tauben darauf stürzen. Oder aber die Tierschützerin, die an der Grenze eines Supermarktparkplatzes während der Trockenperiode Hundenäpfe aufgestellt und mit frischem Wasser befüllt hat. Angeblich, damit der örtliche Taubenschwarm nicht verdurstet. Und da wäre auch noch eine Frau, die am Mainuferparkplatz erst vor wenigen Tagen wieder eine ganze Schüssel voll gekochten Reis ausgeschüttet hat, um dann minutenlang inmitten der gurrenden und pickenden Masse zu stehen und mit den Vögeln zu sprechen.

Laut Jonas Kitzinger sei das Wildfüttern insbesondere in Offenbach und in letzter Zeit auch in Dietzenbach ein Problem. Er hat bemerkt: „Wir beobachten das überall da, wo ein hoher Anteil an Muslimen lebt.“ Aber was steckt hinter dieser Beobachtung?
Tauben in Offenbach: „Für Muslime ist das Füttern eine gute Tat“
Der Offenbach Ausländerbeiratsvorsitzende Abdelkader Rafoud erklärt: „Im Islam haben Vögel, aber insbesondere Tauben eine ganz besondere Bedeutung. Für Muslime ist das Füttern eine gute Tat, die am Ende des Lebens angerechnet wird.“ Er sei aber überzeugt, dass diejenigen, die dieser Tradition nachkämen, aufgrund der Sprachbarriere nicht wüssten, dass Taubenfüttern hier eigentlich verboten ist. „Es gehört in der islamischen Welt einfach dazu.“ Ihm zufolge sei es wichtig, die Menschen besser zu informieren. „Ich bin überzeugt, dass die meisten das Füttern dann unterlassen würden.“
Bei der Stadt ist die steigende Taubenpopulation bisher offenbar nicht besonders aufgefallen. Stadtsprecher Fabian El Cheikh: „Bislang ist in Offenbach kein größeres, stadtweites Problem mit Tauben bekannt, wenngleich es an einzelnen Orten oder Gebäuden durchaus immer mal zu Problemen kommen kann.“ Insbesondere der Taubenkot sei „sehr unappetitlich und auch gesundheitlich nicht völlig unbedenklich“. Bauliche Vergrämungsmaßnahmen seien deshalb an solchen Orten sinnvoll. „Einen Handlungsbedarf im Sinne eines Taubenmanagements sehen die zuständigen Ämter derzeit nicht“, sagt El Cheikh. Dessen ungeachtet gelte ein Fütterungsverbot gemäß Gefahrenabwehrverordnung, das vom Ordnungsamt im Rahmen der täglichen Streifenarbeit kontrolliert werde. „Wer erwischt wird, muss mit einem Verwarngeld von mindestens 35 Euro rechnen.“ (Christian Reinartz)