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Energiesparkonzept: Offenbach plant weitreichende Maßnahmen

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Von: Frank Sommer

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Im Freibad auf der Rosenhöhe wird bereits weniger zugeheizt.
Im Freibad auf der Rosenhöhe wird bereits weniger zugeheizt. © Georg/Archiv

Die Stadt Offenbach will Energie sparen. Einige Vorhaben sind in der Vorbereitung, im Freibad sind die Wassertemperaturen bereits abgesenkt.

Offenbach – Bei über 33 Grad Hitze über die Heizperiode nachdenken – nur vermeintlich ein Widerspruch, denn die Problematik um leere Gasspeicher muss von den Kommunen jetzt angegangen werden, nicht erst im Herbst. Denn selbst wenn ab Donnerstag wieder russisches Gas in die deutschen Speicher fließen sollte, wie lange dies andauert und welche Mengen geliefert werden, ist angesichts des russischen Verhaltens nicht vorhersehbar.

Und so sind auch in Offenbach seit Wochen schon Verwaltung, Stadtkonzern, Katastrophenschutz, Feuerwehr, Energieversorger, Schulamt und Schwimmverein im intensiven Austausch. Wer wie viel Gas verbraucht und wo sich wie viel einsparen ließe, wird ermittelt. „Wir müssen das jetzt tun und nicht erst im Herbst, wenn wir feststellen, dass das Gas knapp wird“, sagt Stadtkämmerer und Stadtkonzern-Dezernent Martin Wilhelm.

Offenbach will Energie sparen: Maßnahmen sollen noch vor Herbst greifen

Mit Hochdruck werde gerade im Stadtkonzern daran gearbeitet, Vorschläge zu erstellen, wie die Stadt Energie, insbesondere Gas, einsparen könne. Denn die städtischen Gebäude, ob für Verwaltung, Kitas oder Schulen, verbrauchen die meiste Energie. Dazu musste aber erst einmal festgestellt werden, welches Gebäude welche Heizform nutzt – vor der Energiekrise sei das kein großes Thema gewesen, räumt Wilhelm ein. Das Rathaus etwa setze auf Fernwärme. Das Ziel sei es, noch vor Beginn des Herbstes wirkungsvolle Maßnahmen vorzulegen, betont auch Oberbürgermeister Felix Schwenke. Wenn die Gasspeicher erst einmal leer seien, sei es zu spät. Spätestens Mitte August soll das Konzept für Offenbach vorliegen.

Die einfachste und effektivste Möglichkeit des Einsparens ist jedoch zugleich die umstrittenste: das Absenken der Raum- und Wassertemperatur in den betroffenen Gebäuden. Im Schwimmbad auf der Rosenhöhe wird aber bereits deutlich weniger zugeheizt, wie Schwenke erklärt. Man habe sich mit dem EOSC auf 24,9 Grad statt wie sonst 26 bis 28 Grad Celsius geeinigt. Eine weitere Absenkung sei durchaus möglich, doch müsse dann, wenn dies das Schulschwimmen beträfe, auch mit dem Schulamt ausgehandelt werden. Denn, wie berichtet, gibt es für Schulschwimmen ebenso wie beim Arbeitsschutz rechtliche Vorgaben, was die Temperaturen anbelangt. Eine beliebige Absenkung ist somit nicht möglich.

Weitere Maßnahmen zum Energiesparen in Offenbach denkbar

Im Rahmen des gesetzlich Möglichen aber werde man schauen, was machbar sei, sagt Wilhelm. So werde geprüft, ob in Schulen und Kitas die Wasser- und Raumtemperatur ein wenig verringert werden könnte. Auch dass temporär Ämter räumlich zusammengelegt werden und die nicht genutzten Räume nicht mehr beheizt werden, sei denkbar. Oder dass die Mitarbeiter verschiedener Ämter freitags und montags in Heimarbeit gehen: für vier Tage könnte die Heizung dann ausgeschaltet werden. „Denkverbote gibt es keine“, sagt Wilhelm, „wenn wir Gasknappheit haben und sparen müssen, werden alle das spüren und alle einen Beitrag leisten müssen.“

„Wir wollen aber für jedes Grad, um das wir in städtischen Gebäuden die Temperatur absenken, wissen, was es bringt“, sagt Schwenke. Auch müsse geprüft werden, ob das Hochfahren der Heizung nach einer mehrtägigen Abschaltung nicht mehr Energie verbrauche, als man einsparen wolle.

Offenbach: Kritik an Maßnahmen vorprogrammiert

Dass das Vorhaben Kritik ernten wird, ist dem Magistrat bewusst. Schon jetzt klagen einzelne Sportverbände über die geringeren Temperaturen in Bädern, in Neu-Isenburg musste die Stadt gar bei der Temperaturreduzierung zurückrudern.

Zudem könnte sich das Problem ergeben, dass die Einsparmaßnahmen konträr zum Corona-Schutz im Herbst verlaufen: In kaum beheizten, dafür aber beständig durchlüfteten Hallen wird kaum ein Verein trainieren können. Durchaus möglich, dass Hallen über den Winter geschlossen werden. „Ausschließen können wir gerade nichts, die Energieknappheit wird uns alle betreffen“, sagt Wilhelm.

Kommentar: Klein-Klein ist fehl am Platze

Über Einsparungen in der Gas-Krise zu beraten, ist schmerzhaft und wird auch bei der Umsetzung deutlich spürbar sein – ist aber nötig. Die Stadt hat bereits vor Wochen entsprechend gehandelt und ist daran, Einsparpotenziale und ein Konzept zu erarbeiten – das war auch der hiesigen CDU bekannt. Dennoch konnte sie es nicht lassen, das Thema für einen überflüssigen Antrag für die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag aufzugreifen. Die Gas-Krise offenbart die Schwäche unseres Staates, sich zu lange auf Lieferungen aus Russland verlassen zu haben. Auch auf kommunaler Ebene macht sich dies bemerkbar. Dass eine Partei, die sonst gern staatstragend auftritt, dies nun für einen billigen Effekt ins politische Klein-Klein zieht, ist völlig fehl am Platze. Gerade in dieser Situation, da es auch Stimmen gibt, die eine Unterwerfung des Westens unter russisches Diktat als sinnvoll anpreisen, müssen die staatstragenden Kräfte zusammenstehen und für Werte wie Menschenrechte und Demokratie eintreten. Billige Schachzüge, um sich aktivistisch in gutes Licht zu stellen, werden nicht gebraucht. Im Gegenteil, der Schulterschluss der demokratischen Kräfte, auch auf kommunaler Ebene, wäre das richtige Signal.

Von Frank Sommer

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