Trauerspiel um Trauerhalle geht weiter

Offenbach: CDU verlangt Fakten zu Neubau oder Sanierung / Kämmerer verspricht Ergebnisse im September
Offenbach – Der Streit um die Trauerhalle auf dem Neuen Friedhof geht in eine neue Runde. Klar ist: Der derzeitige Zustand ist nicht mehr tragbar. Das Gebäude aus dem Jahre 1968 weist an allen Ecken und Enden bauliche Mängel auf.
Eigentlich war man sich politisch weitgehend einig, dass ein Neubau her muss. Bevor Anfang des Jahres angesichts einer von 6 auf 10,6 Millionen Euro gestiegenen Baukostenprognose kurzerhand die Reißleine gezogen wurde: Die Ampel-Koalition beschloss aufgrund klammer Kassen, doch noch mal eine Sanierungsvariante prüfen zu lassen.
Genau da setzt die jüngste Kritik der CDU an, die bereits kurz nach dem Prüfungs-Beschluss Zweifel geäußert hatte und diese nun erneuert. Fraktionschef Roland Walter wittert eine „bewusste Verschleppung beim Trauerhallen-Baubeginn“, der durch nichts zu entschuldigen sei, zumal die „katastrophale Zustände der Funktionsgebäude“ für Mitarbeiter nicht länger verantwortbar seien.
Walter: „Die CDU-Fraktion hat schon mehrfach ihr Entsetzen über die Entscheidung der Ampel-Koalition, den beschlossenen Neubau der Trauerhalle zurückzustellen und stattdessen nochmals die Möglichkeit einer Sanierung zu prüfen, ausgedrückt.“ Man habe ebenfalls seit Monaten vor den jetzt eskalierenden Zuständen gewarnt. Mittlerweile seien die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter und externe Bestatter nicht mehr zumutbar. Walter zählt unter anderem auf: defekte sanitäre Anlagen, defekte Haustechnik inklusive Kühlung, fehlende Hebevorrichtungen, defekte Fenster. „Die marode Bausubstanz ist dokumentiert und jeden Tag kommen neue massive Mängel ans Licht. Auch unter Pietätsgesichtspunkten sind die Zustände in der alten Trauerhalle ungebührlich“, meint der Fraktionsvorsitzende.
Für die „gesundheitlichen Risiken, den mangelnden Arbeitsschutz und die Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers“ hält er Kämmerer Martin Wilhelm (SPD) persönlich verantwortlich. Wissend um die Zustände, verschleppe er die Entscheidung zur Zukunft der Trauerhalle. Die Christdemokraten erwarten vom Kämmerer umgehend die Ergebnisse der erneuten Prüfung zur Sanierung der Trauerhalle und eine Projektvorlage zum Baubeginn.
Kämmerer Wilhelm räumt zwar ein, in Sachen Trauerhalle müssten zügig Entscheidungen getroffen werden. Nach den massiven Kostensteigerungen für einen Neubau hab man aber auch eine Alternative prüfen müssen. Wilhelm: „Als der Eigenbetrieb diesen Auftrag in einer Sondersitzung der ESO-Betriebskommission im Januar erhalten hat, ging die Projektleitung noch von einem Prüfungszeitraum von drei Monaten aus.“
Bei dieser Prüfung sei eine Vielzahl von Gewerken und Aufgabenpaketen zu bewerten gewesen. Diese beinhalteten die Kostenschätzung und jeweils maßnahmenbezogen die Vor- und Nachteile von Sanierung und Neubau, die gegenübergestellt werden sollten. „Es hat sich in der Bearbeitung durch Architekten und Fachplaner gezeigt, dass 19 zum Großteil eigenständige Maßnahmenpakete zu bewerten sind“, so Wilhelm.
Während der Prüfung habe sich jedoch herausgestellt, dass die beauftragten Fachplaner und Architekten für eine solch komplexe Bewertung länger als drei Monate benötigten. Hierbei spielten unter anderem auch die starke Auslastung der Baubranche durch die Corona-Pandemie eine Rolle.
Wilhelm: „Der ursprüngliche Zeitplan war es, eine Entscheidung vor der Sommerpause zu treffen. Aufgrund der beschriebenen Komplexität verzögert sich dies. Im September wird in der Betriebskommission die Erhaltungsvariante gegen den Neubau gestellt und entschieden, damit letztlich im Oktober in der Stadtverordnetenversammlung eine sinnvolle Entscheidung getroffen werden kann.“
Um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern, sollen laut Wilhelm in den nächsten Tagen zumindest Duschcontainer installiert werden. Diese Interimslösung werde ohnehin für einen Neu- oder Umbau der Trauerhalle benötigt.