Trostpflaster ziert Wand

Offenbach - Hinter einem Schaufenster zieren eine Vielzahl von Bildern und Skulpturen einen leeren Raum. Noch bis zum 23. Dezember hat der neunte „Superladen“ des Bundes Offenbacher Künstler (BOK) seine Türen täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Von Alexandra Bauer
Besucher können sich das Sortiment der vorübergehend genutzten, ansonsten leer stehenden Verkaufsräume an der Frankfurter Straße 39 anschauen und – bei Liebe auf den ersten oder zweiten Blick – Werke zum günstigen Preis erwerben. Bei der Eröffnung war eine Vielzahl von Kunstfreunden der Einladung des BOK gefolgt, um die Werke der insgesamt neun ausstellenden Künstlerinnen und Künstler auf zwei Stockwerken zu begutachten und sich die ersten Werke reservieren zu lassen - als Weihnachtsgeschenk an sich selbst oder ihre Lieben.
Die Arbeiten von Michaela Haas, Anja Hantelmann, Heide Khatschaturian, Renate Kletzka, Johannes Kriesche, Gabriele Nold, Pelusa Petzel, Claudia Weber und Katja M. Schneider bieten eine große Bandbreite an Techniken und Materialien, dass jeder je nach Geschmack und Geldbeutel das passende Stück finden kann.
Erfolg auch nach neun Jahren ungebrochen
Die Auswahl ist groß. Von stimmungsvollen Malereien mit Eitempera auf Holz und Leinwand, vorgelegt von Anja Hantelmann, bis hin zu Arbeiten mit einer farbigen Paraffinschicht auf einem bemalten Untergrund von Holz und Leinwand, die einen wunderbaren Unschärfeeffekt hervorbringt (Johannes Kriesche) und kleinformatigen Buntstiftzeichnungen auf Heftpflaster aus der Werkserie „Trostpflaster“ von Katja M. Schneider, die schon für 50 Euro pro Stück zu haben sind.
Der Erfolg des Superladens ist auch nach neun Jahren ungebrochen. Dies ist nicht nur auf das Engagement der BOK-Mitglieder zurückzuführen, sondern auch auf die Hilfsbereitschaft städtischer Organe, ohne die dieses Projekt nicht möglich ist. In ihrer Ansprache dankte BOK-Vorsitzende Heide Khatschaturian, dem Liegenschaftsamt, dem Kulturbüro, dem Kulturforum und der Wirtschaftsförderung für die Unterstützung bei der Beschaffung der Räumlichkeiten und der Übernahme der Kosten.
Appell soll Immobilienbesitzer ermutigen
Oberbürgermeister Horst Schneider, der die Veranstaltung eröffnete, würdigte die Belebung der Innenstadt durch das Projekt, verwies aber gleichermaßen kritisch auf weitere ungenutzte Geschäftsflächen in der City, die nun durch den Superladen bespielt werden. Vom städtebaulichen Engagement wünschte er sich in solchen Fällen mehr Zielgerichtetheit, um derartige Leerstände zu vermeiden – nicht zuletzt, um die Innenstadt langfristig aufzuwerten.
Ein Appell von Anja Hantelmann vom BOK ermutigte Immobilienbesitzer, sich im Falle ungenutzter Flächen zu melden, um Kunstprojekten wie zeitlich begrenzten Installationen oder Ausstellungen eine Chance zu geben. Zudem schaffe dies eine größere Präsenz von Kunst im öffentlichen Raum, für die die Künstlerin in Offenbach einen Bedarf sieht. Im Falle des Superladens profitieren alle, glaubt sie: Die Bürger kommen mit zeitgenössischer Kunst in Berührung, die Fußgängerzone wird verschönert, und auch der BOK zählt nach eigener Aussage dort mehr Besucher und Laufkundschaft als in seinen eigenen Räumlichkeiten an der Kaiserstraße.