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Demonstranten richten Vorwürfe an Kirchengemeinde – Jahre zu spät

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Von: Frank Sommer

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Andreas Puckel verteidigt die jetzige Gemeinde.
Andreas Puckel leitet sämtliche katholischen Gemeinden im Pastoralraum Offenbach. Er verteidigt die jetzige Gemeinde. © Som

Demonstranten werfen einem Pfarrer in Offenbach vor, Verbindungen ins nationalistische Spektrum zu haben. Der ist aber seit fünf Jahren nicht mehr im Amt.

Offenbach – Die Frage von Schwangerschaftsabbrüchen ist eine hochgradig emotionale und politisierte Angelegenheit. Für Sonntag hatten Gruppen eines antifaschistisch-feministischen Bündnisses zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt aufgerufen – dabei wurden Vorwürfe gegen eine Offenbacher Kirchengemeinde erhoben, die schon seit einigen Jahren nicht mehr zutreffen.

In der Spitze seien maximal 100 Demonstranten mitmarschiert, erklärt die Polizei. Einen Zwischenstopp legten die Demonstranten bei der kroatisch-katholischen Gemeinde in der Marienstraße ein. Denn dort, so ist es auch auf Flugblättern des Bündnisses zu lesen, gab es vor Jahren die Gründung der Anti-Abtreibungsinitiative „40 Tage für das Leben“. Außerdem erklären die Organisatoren der Demonstration, dass der dortige Pfarrer „weitreichende Verbindungen ins rechte, nationalistische Spektrum“ unterhalte.

Allerdings sind die Demonstranten damit einige Jahre zu spät vor der Gemeinde aufmarschiert: Das zuständige Bistum Mainz hat bereits 2017 dem nationalistischen Treiben des damaligen Pfarrers Tomislav Dukic ein Ende bereitet, mittlerweile gibt es bereits den zweiten Nachfolger für die Pfarrstelle.

Demonstration in Offenbach: Pfarrer von Vorwürfen an seinen Vorgänger irritiert

„Man sollte alte Feindbilder ab und zu auch einmal auf ihre Richtigkeit hin hinterfragen“, sagt Pfarrer Andreas Puckel, Leiter sämtlicher katholischer Gemeinden im Pastoralraum Offenbach. Denn weder gebe es Anti-Abtreibungsveranstaltungen noch Auftritte rechter kroatischer Politiker oder Holocaust-Leugner in der Gemeinde.

In den muttersprachlichen Gemeinden gebe es ein breites Angebot an Kulturveranstaltungen wie Volkstanz oder Musik mit Bezug zur alten Heimat – Dukic hatte dies seinerzeit genutzt, um ohne Billigung des Dekanats kroatisch-nationalistische Veranstaltungen abzuhalten.

„Das Bistum hat 2017 die Reißleine gezogen, der damalige Pfarrer wurde außerdienstgesetzt“, sagt Puckel. Inzwischen leitet Pfarrer Ivan Grubisic die Gemeinde: Dieser zeige sich irritiert, dass er in dem Flugblatt der Demonstranten mit den Taten seines Vor-Vorgängers in Verbindung gebracht werde. „Man kann Grubisic weder nationalistische noch andere fundamentalistische Aktionen unterstellen“, betont Puckel, „seit fünf Jahren hat es in der Gemeinde nichts mehr in dieser Angelegenheit gegeben“. In Frankfurt sei das anders, dort gebe es Aktionen, wie sie von dem Bündnis aufgezählt werden.

Falsche Vorwürfe: Pro-Abtreibungs-Bündnis verteidigt Demo in Offenbach

In Fragen des Schwangerschaftsabbruchs oder des Schutzes des Lebens in jeder Form könne man gern verschiedener Meinung sein und diskutieren, sagt Puckel. Allerdings gebe es in Offenbach keine von den katholischen Gemeinden initiierten Aktionen gegen Schwangerschaftsabbrüche.

Von den Organisatoren der Demonstration heißt es auf Nachfrage, dass diese erst nach Veröffentlichung des Demo-Aufrufs erfahren hätten, dass Dukic nicht mehr Pfarrer in Offenbach sei. In Redebeiträgen hätte man darauf hingewiesen. Einzelne Gemeindemitglieder hätten aber gezeigt, dass sie dem Recht auf körperliche Selbstbestimmung „überwiegend feindlich gegenüber stehen“, schreibt eine Sprecherin. Außerdem hätten den Gottesdienst am vergangenen Sonntag auch bekannte Personen besucht, welche Teil der „Mahnwachen“ vor Pro Familia in Frankfurt waren. (Frank Sommer)

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