Mieter haben die Wahl: Reparaturen sorgen für Unannehmlichkeiten – GBO mit pfiffiger Idee

In einem Wohnhaus in Offenbach müssen die Versorgungsleitungen ausgetauscht werden. Die Mieter müssen mit Einschränkungen leben – oder sie ziehen um.
Offenbach - Es gibt Ankündigungen, die können Mieter so gut gebrauchen wie Bauchweh: Wenn etwa mitgeteilt wird, dass eine Strangsanierung unabwendbar ist. Das bedeutet, dass alle Wasserrohre – für Kalt-, Warm- und Abwasser – im Haus ausgetauscht werden müssen und in der eigenen Wohnung eine Woche lang kein Wasser fließt. So ging es den Mietparteien der Liegenschaft an der Eschstraße 21, die der Stadtwerke-Tochter Gemeinnützigen Baugesellschaft Offenbach (GBO) gehört. In dem Gebäude aus dem Jahr 1972 werden aktuell und noch für längere Zeit nach und nach in allen der knapp 70 Wohnungen die Rohre ausgetauscht.
Betroffen sind immer zwei Wohnungen gleichzeitig. Der Austausch selbst ist aus handwerklicher Sicht unkompliziert. Doch die Bewohner der Wohnungen können dann weder duschen, Kaffee kochen, die Waschmaschine laufen lassen, noch die Toilette nutzen oder altes Blumenwasser in den Ausguss schütten.
Offenbach: Frei gewordene Wohnungen als Zwischenlösung
Die gängige Variante ist, während einer Strangsanierung ein mobiles Bad mit Dusche und WC vor dem Haus zu installieren und den beiden betroffenen Mietparteien den Schlüssel dafür zu übergeben. „Doch in diesem Fall konnte die GBO den Mieterinnen und Mietern eine bessere Lösung anbieten, gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie“, sagt Pascal Hahn, Projektleiter für das Technische Gebäudemanagement im Team Neubau der GBO. Die GBO hat im Vorfeld der seit längerer Zeit geplanten Sanierung zwei freigewordene Wohnungen nicht weitervermietet, sondern renoviert und mit Herd, Spüle und Kühlschrank ausgestattet. Sie stehen nun den Mietparteien zur Verfügung, in deren Wohnungen gerade gearbeitet wird.
„Eine solche Lösung ist für unsere Mieterinnen und Mieter während eines solchen unumgänglichen Leitungsaustauschs natürlich am angenehmsten, lässt sich aber leider nicht jedes Mal so umsetzen“, sagt GBO-Geschäftsführerin Daniela Matha. „Nicht immer sind in dem Zeitraum auch Wohnungen frei, beziehungsweise können sie rechtzeitig freigehalten werden. Aber je mehr Einheiten eine Liegenschaft hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass vorher jemand auszieht“, so die GBO-Chefin.
Offenbach: Renoviertes Bad als Entgegenkommen für die Unannehmlichkeiten
In allen Wohnungen sind die Handwerker jeweils insgesamt 14 Tage beschäftigt. Denn nach dem Austausch der Wasserrohre wird die Baustelle noch eine Woche lang in ein saniertes Bad verwandelt. Dies erhalten die Mieter von der GBO als Entgegenkommen für die Unannehmlichkeiten – normalerweise wird bei Reparaturen nur der vorherige Zustand in den Räumen wiederhergestellt. In dieser zweiten Bauphase kann dann zumindest abends das Wasser wieder laufen.
Die Mieter nutzen die angebotene Zwischenlösung unterschiedlich: „Manche bleiben während der Arbeiten in ihrem eigenen Zuhause und gehen nur zum Duschen und Kochen in die Interimswohnung, andere sind tagsüber dort und schlafen daheim und einige ziehen in dieser Zeit komplett ein“, sagt Pascal Hahn.
Offenbach: Kooperation zwischen GBO und Mietern funktioniert
Er hat die Arbeiten in dem Haus schon Monate vorher angekündigt und mit vielen Bewohnerinnen und Bewohnern persönliche Gespräche geführt. Mieter, in deren Wohnungen als nächstes saniert wird, können vorher nochmals mit ihm sprechen und auf persönliche Probleme im Zusammenhang mit der Sanierung hinweisen. Hier bemüht sich der Projektleiter um eine Lösung. Vor allem älteren Menschen helfen die GBO-Mitarbeiter auf Wunsch, das Bett und gegebenenfalls auch weitere Möbel in die Übergangswohnung zu tragen.
Zieht eine Mietpartei wieder aus, weil ihre eigene Wohnung wieder genutzt werden kann, wird vor dem Einzug der nächsten Bewohner desinfiziert und gereinigt. Bisher hat die Kooperation zwischen den Mietparteien und Vermieterin dank des gegenseitigen Entgegenkommens sehr gut funktioniert, die Arbeiten laufen wie geplant. (mad/pso)
Für viele Menschen in Offenbach ist die Mieter mittlerweile zu teuer.