Nach Schließung: Bioladen „BioEck“ in Offenbach wird wiedereröffnet

Neues Konzept, bekannte Gesichter: In Offenbach öffnet das „BioEck“ wieder seine Türen. Engagierte Bürgeler haben sich dafür zusammengetan.
Offenbach – Kleine, inhabergeführte Läden mit persönlichem Bezug zum Kunden gibt es immer weniger. Nicht nur in der Innenstadt, auch in den Stadtteilen verändert der Einzelhandel sein Gesicht. Die Corona-Pandemie befeuerte diese Entwicklung. So schloss in Bürgel vergangenes Jahr – zum Leidwesen vieler Anwohner – der letzte Metzger. Auch der Bioladen an der Ecke Langstraße/Falltorstraße trug sich nicht mehr, hörte im Dezember nach 17 Jahren auf. Umso erfreulicher und bemerkenswerter, was sich seitdem dort getan hat.
Einer Interessensgemeinschaft ist es gelungen, das „BioEck“ neu zu beleben. Am Donnerstag öffnete der Laden erstmals wieder nach umfangreicher Renovierung und Neugestaltung, heute steht ab 14 Uhr eine Eröffnungsfeier an.
Offenbach: Zusammenschluss aus Bürgern macht „BioEck“-Wiedereröffnung möglich
Am Verkaufstresen steht ein bekanntes Gesicht: Traudel Simon-Kutscher, die schon seit elf Jahren dabei ist. Wie viele andere wollte sie sich nicht damit abfinden, dass Bürgels Einzelhandel ärmer wird. Durch eine Unterschriftenliste fand sich eine Gruppe von Interessierten, bestehend aus Kunden und ehemaligen Mitarbeitern des Naturkostladens und engagierten Bürgelern. Sie diskutierten alle Möglichkeiten – mit dem klaren Ziel, den Laden wieder zu eröffnen – und dabei auch unternehmerisch neue Wege zu gehen. „Die Sitzungen waren super, die Ideen sprudelten nur so“, schwärmt Mitglied Henning Stumpp.
Jeder habe sich auf andere Weise eingebracht, ob durch Beziehungen zur ökologischen Landwirtschaft, als Designer fürs Ladenlogo oder als jemand, der mit anpacken kann. „Beeindruckend, welche Gestaltungskraft, welcher Wille daraus entsteht, wenn sich aus der Mitte der Bevölkerung eine Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel zusammenfindet.“ Das habe eine politisch-gesellschaftliche Dimension, die auch für die so dringend benötigte Innenstadtbelebung beispielhaft sein könnte, findet der ehemalige FDP-Stadtverordnete. Sogar der Vermieter sei mit der Miete entgegengekommen, weil für ihn eine qualitativ hochwertige Ladennutzung ausschlaggebend sei.
„BioEck“ öffnet wieder in Offenbach: Enge Zusammenarbeit mit Erzeugern
Das feste Team besteht nun neben Traudel Simon-Kutscher und ihrem Mann Olov aus Dominique Decelle sowie der Oberräder Gemüsegärtnerin Irmtraud Schmid, die den Laden mit Produkten ihrer Gärtnerei „maingrün“ beliefert. Sie betreiben den Laden als Unternehmergesellschaft. Um mehr Planungssicherheit zu haben und zugleich treuen Kunden ein attraktives Angebot zu unterbreiten, gibt es die Möglichkeit einer Mitgliedschaft: Gegen einen Monatsbeitrag werden beim Einkauf Prozente abgezogen. So soll Bio-Ware erschwinglicher werden.
Denn gute regionale, ökologisch angebaute Lebensmittel haben ihren Preis. Die Marken, die das „BioEck“ darüber hinaus anbietet, vom Kaffee bis zu Gewürzen, sind im herkömmlichen Supermarkt nicht zu finden. „Es handelt sich ausschließlich um Produkte, die den Menschen einen angemessenen Lebensunterhalt ermöglichen“, betont die Rosengärtnerin Traudel Simon-Kutscher. „Da besteht eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit den Erzeugern, es stehen wirkliche Gesichter dahinter.“ Nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern auch der Natur seien diese Produkte zuträglich. Sie habe zuvor in der konventionellen Landwirtschaft gearbeitet und sich aus voller Überzeugung von ihr abgewandt.
Neues Konzept belebt „BioEck“ in Offenbach wieder
Ein kleines Fleischsortiment, Milchprodukte und eine Käsetheke sowie Eier aus artgerechter Haltung gehören ebenso zum Sortiment wie Apfelwein einer regionalen Kelterei sowie Bio-Weine aus dem europäischen Ausland und köstliche Schokoladen. Bei aller Nachhaltigkeit – der Genuss kommt nicht zu kurz.
Dazu passend sollen künftig Aktionsabende etwa mit Weinproben oder Vorträgen über Ernährung angeboten werden. Auch gehört ein Bistro mit Kaffee und Kuchen sowie wechselnder Mittagstisch zum neuen Konzept. Angenehm zu verweilen, über den Einkauf hinaus – auch das macht guten Einzelhandel im Ortskern aus ... (Von Veronika Schade)
Nachhaltigkeit steht auch bei zwei anderen Geschäften im Kreis Offenbach im Fokus, die vor kurzem ihre Wiedereröffnung feierten. Zum einen hat der Unverpackt-Laden „Natürlich frei“ in Dreieich ein Geschäft mit mehr als 300 plastikfreien Produkten geöffnet. In Neu-Isenburg startete „Frau Drücker“ mit einem ganz ähnlichen Konzept.