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Mitten während Energiekrise: Paar wartet seit Wochen auf Fotovoltaik-Anschluss

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Von: Christian Reinartz

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Verlieren die Geduld: Brigitte und Hans Kaiser warten seit zehn Wochen, dass die ENO ihre neue
Verlieren die Geduld: Brigitte und Hans Kaiser warten seit zehn Wochen, dass die ENO ihre neue © Reinartz

Energie ist derzeit ein knappes Gut. Deshalb versucht ein Paar aus Offenbach selbst Strom zu erzeugen. Die Rechnung haben sie jedoch ohne die ENO gemacht.

Offenbach – „Das Ganze ist ein wirklich schlechter Witz.“ Hans Kaiser ist ein Freund der klaren Worte. „Wir stecken gerade in der größten Energiekrise, die man sich vorstellen kann und unser Solarstrom verpufft, weil die ENO unsere neue Fotovoltaik-Anlage nicht anschließt.“ Insgesamt drei Jahresverbrauche seien bisher von seinen Solarpaneelen seit Mai völlig umsonst produziert worden.

Was Kaiser besonders ärgert: Der Mutterkonzern, die Energieversorgung Offenbach (EVO), hat erst kürzlich die Bürger dazu aufgerufen, Energie zu sparen, um gut über den Winter zu kommen (wir berichteten). „Und währenddessen wird bei uns hier die Energie einfach verblasen, weil sie wochenlang lang keinen Techniker schicken.“

Investition in Offenbach: 40.000 Euro und immer noch nicht unabhängig

Dabei war der Plan der Kaisers eigentlich, sich möglichst schnell unabhängig von den steigenden Strompreisen zu machen. Insgesamt 40 .000 Euro haben sie in die Anlage investiert. Die Technik wurde von einem Fachmann eingebaut, der ihnen versichert habe, dass so ein Anschluss in der Regel nur ein paar Tage dauert. „Aber daraus sind jetzt schon zehn Wochen geworden“, sagt Brigitte Kaiser aufgebracht. „Und wenn wir mal dort anrufen, geht keiner an den Apparat oder meldet sich zurück.“ Auch E-Mails blieben von der ENO unbeantwortet.

EVO-Sprecher Harald Hofmann bestätigt die Problematik. „Aber dieser Fall ist leider nicht einmal etwas Ungewöhnliches“, sagt er. „Wir werden zur Zeit von einer massiven Welle an Aufträgen zum Anschluss von Fotovoltaikanagen überrollt und kommen beim besten Willen nicht nach.“ Die Zahl der beantragten Anschlüsse habe sich allein im Jahr 2022 nahezu verdreifacht im Vergleich zu den Jahren davor. Es sei, als wenn bei vielen Leuten das Thema erneuerbare Energien und Energiesparen angekommen ist. Nicht zuletzt spiele dabei auch die Ukrainekrise eine Rolle, beschreibt Hofmann die Situation.

In Offenbach fehlen die Fachkräfte: Aus Sicherheitsgründen keine Abstriche

Auf die Frage, warum dann nicht einfach mehr Leute eingestellt werden, um den Anfrageberg zeitnah abzuarbeiten, hat Hofmann sofort die Antwort parat. „Das würden wir gerne, aber dazu braucht es spezialisierte Fachkräfte.“ Aber die seien nicht einfach zu finden. Der Anschluss einer solchen Anlage an das Stromnetz sei eine schwierige und vor allem verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht jeder übernehmen könne, denn letztlich gehe es dabei auch darum, die Netzsicherheit zu gewährleisten. Auch könnten die ENO-Mitarbeiter nicht schneller arbeiten. „Das würde auf Kosten der Sorgfalt gehen“, sagt Hofmann. „Und da werden wir aus Sicherheitsgründen keine Abstriche machen.“

Was den aktuellen Fall angeht, macht der EVO-Sprecher dem Paar Hoffnung: „Die Anlage der Familie Kaiser wäre ohnehin in den nächsten Tagen angeschlossen worden.“ Allerdings stellt er auch klar: „Die Menschen müssen während des aktuellen Ansturms auch weiterhin mit einer Wartezeit von rund acht Wochen rechnen, bis ihre Anlage ans Netz gehen kann.“ (Christian Reinartz)

Die Stadt Offenbach will derweil Energie sparen. Einige Vorhaben sind in der Vorbereitung, im Freibad sind die Wassertemperaturen bereits abgesenkt.

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