Zu unsicher, zu eng
Da ist noch Luft nach oben. Oder wie es der ADFC umschreibt: „Aus BikeOffenbach das Optimale herausholen!“ Aus Sicht des Interessenverbandes hat sich zwar in puncto Fahrradverkehr in den vergangenen Jahren einiges getan, aber noch nicht genug. Viele Radfahrer fühlen sich selbst auf den ausgewiesenen Fahrradstraßen und -achsen weiter unsicher. Der ADFC schlägt dazu konkrete, kostengünstige Maßnahmen vor – sogenannte modale Filter. Anschaulicher: Velos passen dort durch, Autos nicht.
Offenbach -Vorweg das Lob: Der lokale ADFC freut sich, dass in wenigen Monaten das Vorhaben Fahrradstraßen(-Stadt) Offenbach „endlich vollkommen realisiert sein wird“. Das Projekt BikeOffenbach mit seinen sechs Radachsen und die neun Kilometer Fahrradstraßen sei „ein enormer Fortschritt und eine Verbesserung für den Radverkehr“. Die Umfragen durch den ADFC(-Klimatest) oder den Radentscheid Offenbach brachten jedoch deutlich zum Ausdruck, „dass sich einige Radfahrer auf vielen Abschnitten der Fahrradstraßen nicht sicher fühlen“.
Modale Filter sind ein effektives Instrument
Das mündet in einer Forderung nach zusätzlichen Maßnahmen. Der Offenbacher ADFC schreibt in einer Mitteilung: „Als effektives Instrument der Verkehrsberuhigung und flankierende Maßnahme für gute Fahrradstraßen haben sich modale Filter (im Sinne von punktuellen Sperrungen, Anm. der Red.) erwiesen. Sie sind immer dann sinnvoll, wenn Quartiere unter zu viel Schleichverkehr leiden und Straßen vom Durchgangs- oder Ausweichverkehr zu stark belastet werden. Dies trifft gerade auf die Fahrradstraße in der Senefelderstraße zu.“
Lösung: Der Bau eines diagonalen Filters entweder an der Kreuzung Liebig- / Gustav-Adolf-Straße oder Christian-Pleß-/ Hermannstraße. „Dies könnte gerne als Modellversuch geschehen, wobei durch den Zeitraum der Kanalarbeiten bekannt sein könnte, wie der Verkehr alternativ fließen würde.“ Der Verband spielt auf die ehemalige Kanal-Erneuerung rund ums Senefelder-Quartier an, die mehrere Wochen dauerte. Die erforderliche Kappung sorgte umgehend für eine Verkehrsberuhigung. Ein solcher Verschluss in Höhe der Roland-Passage – etwa durch Pflanzkübel oder Pfosten – hätte einen klaren Vorteil: Alle Grundstücke und Geschäfte wie etwa Friseur, Bäcker oder Nähstudio wären problemlos erreichbar. Nur die „Abkürzung“ zwischen Starkenburgring und Bahndamm wäre für Autos so tabu.
Für den Interessenverband ist das alternativlos: Nach der bisherigen Erfahrung sei es durch den Ordnungsdienst „nicht möglich beziehungsweise erheblich zu aufwendig, den Durchgangsverkehr effektiv zu kontrollieren. Nur durch bauliche Maßnahmen wie mit einem modalen Filter, ist dies auch zu gewährleisten“, so der ADFC. Ein gutes Vorbild für eine solche Maßnahme könnte Esslingen (Hindenburgstraße) sein, heißt es. Dort habe man „die Verkehrssicherheit enorm erhöhen können“. In verschiedenen Publikationen wird zudem London genannt, das solche Filter in Form von Pocketparks zur Verkehrsberuhigung in Wohngebieten nutzt. Bei ihnen wird ein kurzer Straßenabschnitt oder ein Platz zur Fußgängerzone mit Radweg umgestaltet.
„Fahrradfahrer trauen sich nicht mehr auf die Straße“
Zudem gibt es Fahrradstraßen, die der Verband als zu eng erachtet – beispielsweise die Bleichstraße. „Gerade bei größeren Fahrzeugen, wie SUV oder Kleinlaster kann es so eng werden, dass sich die meisten Fahrradfahrer nicht mehr auf die Straße trauen, und entweder auf andere Wege oder sogar auf die Gehwege ausweichen. Dies sollte gerade durch Fahrradstraßen verhindert werden.“ Daher fordert der ADFC Offenbach die Stadt Offenbach dazu auf, auf der kompletten Fahrradachse 4 (vom Dreieichpark bis zum Mathildenplatz) das Parken nur noch einseitig zu ermöglichen. In dem aktuellen Zustand, in der nahezu überall beidseitig geparkt werden kann, komme es laufend zu Konflikten. „Auf der Bleich- und der Geleitsstraße braucht der Radverkehr mehr Platz. Auch auf dieser Achse wären Diagonalsperren im Sinne der Radfahrenden sehr hilfreich, um Durchgangsverkehr zu vermeiden.“
Als ebenfalls wichtig stuft der ADFC die ausstehenden Maßnahmen (abgetrennter Radstreifen) stadtauswärts auf der Sprendlinger Landstraße ein. „Wir erhoffen uns einen erfolgreichen Testversuch mit HessenMobil, damit aus der bisher völlig ungenügenden Verbindung eine sichere Strecke für den Radverkehr wird, mit der man auch gut die künftigen Radschnellverbindungen, die durch oder zu diesen beiden Orten führen, erreichen kann.“
Von Martin Kuhn
