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Unsicherheit um VDE-Verbleib in Offenbach

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Von: Frank Sommer

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In der Merianstraße ist VDE angesiedelt.
In der Merianstraße ist VDE angesiedelt. © Sommer

Erst vor kurzem war ein kleiner Teil von VDE aus Frankfurt nach Offenbach gezogen, doch der Traditionsstandort steht auf der Kippe. Die Situation im Industriegebiet könnte Mitschuld tragen.

Offenbach - Das Drama um den Erhalt des Warenhauskonzerns Galeria Kaufhof und dessen Offenbacher Filiale ist seit Jahren bekannt. Weitaus weniger bekannt ist, dass bereits seit Monaten hinter den Kulissen heftig um den Verbleib des renommierten Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) in der Stadt gerungen wird.

Wobei „hinter den Kulissen“ es trifft, denn offiziell möchte sich kaum jemand äußern, Anfragen an Geschäftsleitung und Betriebsrat blieben unbeantwortet, auch ausgewiesene Kenner der hiesigen Wirtschaft verraten nur hinter vorgehaltener Hand Details. Hintergrund ist, dass ein Teil der Geschäftsleitung gerne VDE von der Merianstraße komplett nach Oberursel umsiedeln möchte. Dort, nahe der Landesstraße 3004 gibt es eine große Entwicklungsfläche, auf der Platz für einen Neubau wäre.

Offenbach: Mitarbeiter bei VDE verärgert

Während in Oberursel die Lokalpolitik verständlicherweise jubelt und sich überaus willig zeigt, VDE eine neue Heimat zu bieten, stoßen die Pläne bei einem anderen Teil der Geschäftsleitung wie beim Betriebsrat und Mitarbeitern auf heftige Ablehnung und Unverständnis. Denn erst zu Jahresbeginn zog die Verbandsverwaltung von Frankfurt nach Offenbach – auch dies fand, wie vertraulich berichtet, bei den Mitarbeitern nicht einhellig Zustimmung.

„Wir wissen, dass VDE Alternativen zum Standort Offenbach prüft“, bestätigt Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderungsdezernent Felix Schwenke. Die Stadt stehe in intensivem Austausch mit dem Unternehmen, man habe ein Interesse, VDE in Offenbach zu halten. Einerseits, da VDE ein prestigeträchtiges Unternehmen ist, andererseits stehen viele hochwertige, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in der Stadt auf dem Spiel.

Dass die Stadtpolitik in der ersten Jahreshälfte die Busverbindung zu VDE und dem Industriegebiet entlang der Sprendlinger Landstraße deutlich verschlechtern wollte, indem die Linie 108 komplett wegfallen sollte, war wenig hilfreich: Insider wissen zu berichten, dass damit die Position für den Erhalt des Standorts deutlich geschwächt wurde, zumal die Angestellten, deren Arbeitsplätze von Frankfurt nach Offenbach verlagert wurden, dies als zusätzliches Problem empfunden hätten.

Eine endgültige Entscheidung über Verbleib oder Wegzug steht noch aus. Allerdings gibt es inzwischen ein Signal, das bei der Stadt leichte Hoffnung keimen lässt: Für die Erweiterung des Batterietestzentrums konnte nach Verhandlungen mit der Stadt nun eine Fläche gefunden werden. Da somit zumindest für diese Sparte in den Standort Offenbach investiert wird, lässt hoffen. „Wir stehen immer für Gespräche für Flächen zur Verfügung“, betont Schwenke, „nur die Fläche für einen kompletten Neubau, die haben wir nicht zur Verfügung.“

Offenbach muss im gesamten Industriegebiet dringend handeln

Ein kundiger Vertreter der hiesigen Wirtschaft legt den Finger in eine andere Wunde: Das gesamte Industriegebiet entlang der Sprendlinger Langstraße sei im Niedergang begriffen, von „Downgrading“ ist die Rede. Es sei wenig repräsentativ, die Verknappung der Busanbindung habe wenig dazu beigetragen, das Gebiet attraktiver zu machen. Dazu kamen noch Fälle von illegaler Wohnnutzung, auch in Sachen Sauberkeit gibt es Verbesserungsbedarf. Es sei wenig verwunderlich, wenn Unternehmen sich umorientieren, die Stadt müsse schleunigst handeln.

Dem Magistrat ist durchaus bewusst, dass das Gebiet entlang der Sprendlinger sich aktuell unter seinen Möglichkeiten präsentiert. „Wir werden im Dezember den Stadtverordneten einen Plan zur Sicherung des Industriestandorts vorlegen“, sagt Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. Darin soll auch eine „harte Linie“ gegen mögliche Vergnügungsstätten gezogen werden. Außerdem kündigt Weiß an, werde es eine Veränderungssperre geben, um die illegale Nutzung von gewerblichen Räumen zu Wohnzwecken zu unterbinden. (Frank Sommer)

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