Offenbach: Was bei einer Päckchen-Zustellung alles schieflaufen kann

Der Ärger von Leser Frank L. aus Offenbach über die Deutsche Post ist groß. „Das ist Zustellungsverweigerung“, sagt er. Was war passiert?
Offenbach – Im Internet hatte sich L. eine Ladung Ginseng-Präparate bestellt, Lieferung durch die DHL. Letzte Woche Dienstag öffnet er auf seinem Tablet die Sendungsverfolgung und sieht, dass die Ware um 7:51 Uhr ins Lieferfahrzeug geladen wurde. Doch dann folgt um 8:03 Uhr die nächste Meldung: „Die Sendung konnte nicht zugestellt werden.“ Dabei saß er nach eigener Auskunft im Wohnzimmer, geklingelt habe aber niemand.
In der Mail heißt es, L. müsse das Päckchen bei der nächsten Postfiliale gegen Vorlage der Liefernachricht selbst abholen. Doch auch von der fehlt jede Spur, Briefkasten und digitaler Posteingang bleiben leer. Also macht er seinem Ärger beim Kundenservice Luft. Am Mittag steht dann plötzlich der Briefträger vor der Tür, um den Abholschein vorbeizubringen. Er sei mit dem Fahrrad unterwegs, für das Päckchen habe er keinen Platz im Korb – auch nicht am nächsten Tag, das stehe fest.
So weit, so suboptimal. L. bleibt also keine andere Wahl, als sich sein fernöstliches Tonikum im Postzentrum selbst abzuholen und sich an uns zu wenden. Klar ist: Die halb gare Auskunft des Briefträgers beleuchtet dann wahrscheinlich doch noch nicht vollends, was bei der Päckchen-Nicht-Zustellung schiefgelaufen ist.
Briefzusteller beschweren sich immer wieder über Arbeitslast beim Post-Konzern
Eine Rolle könnte die mögliche Mitarbeiterüberlastung beim Logistikkonzern spielen. Beschwerden vonseiten der Briefträgerschaft gibt es nämlich regelmäßig – auch über die Verpflichtung, kleinformatige Paketsendungen per Fahrrad ausliefern zu müssen.
Laut Maik Brandenburger von der Kommunikationsgewerkschaft DPV gilt: Alle kleinformatigen Paket-Sendungen bis zu einem Gewicht von 31,5 Kilo beziehungsweise Höchstmaßen von 38 x 28 x 10 cm fallen in den Aufgabenbereich der Briefträger. Das sei „eine ganze Menge, und für viele Beschäftigte auf Dauer auch nicht zu schaffen“, fügt Brandenburger an. Für ihn steht fest: „Angesichts immer größerer Bestellmengen im Internet besteht die Gefahr einer Überlastung.“ Dazu kommt, dass der Postkonzern die sogenannte „Verbundzustellung“ ausweitet. Bis 2025 will er etablieren, dass 75 Prozent der Pakete und Briefe auf gemeinsamen Weg ausgeliefert werden. Begründung: Das abnehmende Briefvolumen mache diesen Schritt notwendig.
Deutsche Post in Offenbach: Des Rätsels Lösung ist dann doch ganz simpel
Waren die zu erledigenden Tagesaufgaben also zu viel des Guten für den Postboten? Laut Post-Sprecher Stefan Hess ist das Päckchen eigentlich für die Zustellung per Auto gedacht gewesen. „Daher auch die Information, das Paket werde in das Zustellauto geladen. Tatsächlich ist es aber in diesem Fall versehentlich zum Fahrradzusteller gelangt, der es dann in die Packstation eingelegt und den Kunden entsprechend informiert hat. Korrekt wäre gewesen, dass der Zusteller die Sendung zur Zustellung wieder an die Zustellbasis zurückgeben hätte, damit sie per Auto hätte zugestellt werden können.“
Einen alleinigen Verantwortlichen im Päckchen-Krimi auszumachen, gestaltet sich also als ziemlich schwierig. Fest steht aber in jedem Fall: Das Postboten-Dasein, es war vermutlich noch nie ein Leichtes. (Julius Fastnacht)