Viel Potenzial im Westen

Auftakt für neuen Wirtschaftsclub zum Offenbacher Kaiserlei stößt auf großes Interesse
Offenbach – Verkehrsgünstig gelegen, aufgrund des Fluglärms jedoch mit Siedlungsbeschränkungen behaftet: Kaiserlei ist und bleibt Bürostandort. Und die Stadt treibt die Entwicklung des Kaiserlei nach Abschluss der Umbauarbeiten des ehemaligen Kreisels künftig eng mit interessierten Unternehmen unter dem Namen „Wirtschaftsclub Kaiserlei“ voran. Gut 90 hochkarätige Gäste folgten der Einladung zum Auftaktabend und die Aufbruchsstimmung war deutlich zu spüren.
„Wie wirtschaftlich erfolgreich Offenbach in der nächsten Dekade wird, hängt auch von der Entwicklung hier im Westen der Stadt ab“, betonte Oberbürgermeister Felix Schwenke. Nach der neuen verkehrlichen Erschließung sei es der richtige Zeitpunkt, um Kaiserlei gemeinsam zum „Premium-Standort in der Metropolregion Rhein-Main“ auszubauen. In Zeiten des Fachkräftemangels werde es immer wichtiger, ein attraktives Umfeld für gute Arbeitsplätze zu schaffen – etwa durch Gastronomie und Nahversorgung, den geplanten Park am Nordkap und die Vernetzung mit Hafen und Goethequartier. Schwenke weiß: „Eine reine Bürostadt kann nicht funktionieren.“
Es ist bekanntermaßen aber nicht alles Gold: Was die seit Monaten brach liegende Großbaustelle rund um die ehemaligen KWU-Türme angeht, hofft Schwenke bis Sommer 2023 auf einen Fortschritt: „Die Uhr für eine Einigung von Adler mit seriösen Investoren tickt.“ Der Verwaltungschef nutzte die Immobilienmesse in Cannes, um diesen Standpunkt noch einmal deutlich zu machen. Adler habe dabei beteuert, ernsthaft ein Ergebnis zu wollen. „Diese letzte Chance lassen wir daher zu“, so Schwenke nach dem Gespräch, ohne konkrete Handlungsfelder zu benennen.
Insgesamt werde die Stadt ihren Beitrag zur Aufwertung des neuen Viertels leisten und auf ihren Grundstücken, etwa durch Zwischennutzungen, qualitativ hochwertige Angebote in Abstimmung mit privaten Vorhaben schaffen. „Wir möchten mit Ihnen gemeinsam unsere im Masterplan 2030 dargestellte Vision von dem Viertel schärfen und realisieren“, versicherte er den Anwesenden.
Dafür erntete der OB reichlich Zustimmung. „Für die Quartiersentwicklung ist der Kaiserlei eine der am besten geeigneten Flächen in ganz Europa“, betonte Jörn Stobbe, Geschäftsführer beim Immobilienunternehmen Becken/Industria. Ihm schwebt ein lebendiges, grünes Viertel vor – „ein echter Headquarter-Standort“, der sich nur gemeinsam entwickeln lasse. Klaus Kirchberger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der OFB Projektentwicklung, nannte die Gründung des Wirtschaftsclubs Kaiserlei „eine Initialzündung – und genau die brauchen wir jetzt, um Investoren zu überzeugen“. Diese positive Grundstimmung ist auch für Jürgen Groß vom Projektentwickler Groß & Partner entscheidend. Noch sei die Vision ohne Weiteres zu transportieren: „Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, wie hier ein interessanter Standort mit viel Lebensqualität entstehen kann.“
Alle Referenten waren sich einig, dass dafür alle Voraussetzungen gegeben sind: von der zentralen Lage im Rhein-Main-Gebiet, mit Verkehrsanbindung an Autobahn, ÖPNV und Flughafen, über das Mainufer – für Stobbe „ein gigantischer Standortvorteil“ – bis hin zum angrenzenden Stadtwald. Nun gehe es darum, diese Fakten mit Emotionen zu verknüpfen, sagte Simon Dietzfelbinger, Partner der Drees & Sommer SE: „Nur so locken wir die Menschen ins Kaiserlei-Viertel.“ Er sprach sich dafür aus, die Zielgruppen und deren Bedürfnisse im Vorfeld genau zu analysieren, einen verbindenden Außenraum zu schaffen und das Quartier im Hinblick auf Mobilität und Energie als „ganzheitliches Ökosystem“ zu begreifen. Wichtig sei eine ganzheitliche Konzeption, die Identität schaffe und Individualität zulasse.
Die Begeisterung teilte Martin Brühl, Geschäftsführer bei Union Investment. Früher habe er stets einen Bogen um Offenbach gemacht, räumte er ein. Mittlerweile überzeugten ihn die Vorteile und Fortschritte des Kaiserlei-Viertels, um hier ein integriertes Stadtquartier unter dem Motto: „work – live – play“ zu entwickeln. Jörn König vom Büro Urban Transformation Architecture erläuterte, wie das von Jürgen Groß geforderte gemeinsame Überlegen umgesetzt werden soll. Bereits Ende April wird er durch den von der Wirtschaftsförderung initiierten Vision-Workshop führen. „Ein agiles Projektvorgehen kann hier alle Interessen in Einklang bringen.“ pso
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t1p.de/of-kais