Albert-Schweitzer-Schule Offenbach hat einen neuen Leiter

Für Sebastian Wasserka war es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. „Ich bin hier rein gekommen und habe mir nur gedacht – das ist es“, erinnert er sich an seinen ersten Besuch der Albert-Schweitzer-Schule (ASS). Das war im Mai 2020. Jetzt, knapp anderthalb Jahre später, ist er der neue Leiter des Gymnasiums an der Waldstraße. Und sehr glücklich darüber: „Ich könnte mir keine bessere Schule vorstellen.“
Offenbach - Mit gerade mal 36 Jahren ist der Neue zugleich einer der Jüngsten auf diesem Posten. Und doch blickt er auf eine langjährige und teils internationale Berufserfahrung zurück. Geboren in Chemnitz, studiert er Geschichte, Geographie und Physik auf Lehramt in Jena. Sein Referendariat absolviert er in Dortmund, von wo aus es ihn an die Deutsche Schule in Prag verschlägt. Dort verbringt er sechs Jahre, zunächst als Oberstudienleiter, dann als stellvertretender Schulleiter. Seiner hessischen Frau und den beiden gemeinsamen Kindern zuliebe entscheidet er sich, nach Deutschland zurückzukehren. Als er die Ausschreibung für die Schulleiterstelle an der ASS liest, bewirbt er sich kurzerhand – und reist mitten in der Hochphase der Corona-Zeit mittels Tagesvisum von Prag nach Offenbach. „Dass dann alles so schnell gehen würde, hätte ich nicht gedacht“, blickt er zurück. Zuvor war der Posten drei Jahre lang vakant, nachdem der ehemalige Direktor Ulrich Schmidt 2018 in den Ruhestand gegangen ist.
Dass die Schule genau die richtige für ihn ist, habe er gleich gespürt. „Zum einen ist es das wunderschöne, historische Gebäude, das ist wirklich der Wahnsinn“, schwärmt er. „Zum anderen ist es die Vielseitigkeit der Schule, ihre Schwerpunkte im Leistungssport, den MINT-Fächern und als UNESCO-Projektschule. Darin habe ich mich wiedergefunden.“ Er selbst sei sportlich aktiv im Kreisliga-Fußball, habe als Physiklehrer einen naturwissenschaftlichen Bezug und durch seine Arbeit in Prag bereits Erfahrung mit UNESCO-Projektschulen.
Den Standort Offenbach betrachtet er als Herausforderung – aber im positiven Sinne. „Der Stadt eilt leider nicht der beste Ruf voraus. Aber das kann man auch als Standortvorteil sehen und als Chance, denn man kann hier viel gestalten.“ In Dortmund habe er schon Erfahrung sammeln können in einer multikulturellen Großstadt mit nicht immer einfachem Sozialgefüge. „Das Flair ist ähnlich.“ Eine Schule in Offenbach reize ihn wesentlich mehr als eine im ländlichen Raum, sagt er. Obwohl er in der Nähe von Fulda lebt, nimmt er den täglichen Weg gern auf sich: „Die Zugfahrt ist für mich Arbeitszeit. Währenddessen bearbeite ich meine E-Mails, allein der Mailverkehr macht schon drei Stunden am Tag aus.“
Infos im Internet
www.albert-offenbach.de
Die ASS will er fit machen für die Zukunft. Wesentlicher Baustein dafür ist die Digitalisierung. Diese sei bereits gut vorangeschritten, auch dank städtischer Bemühungen. „In den Ferien werden in weiteren Räumen Kabel gezogen fürs W-LAN. Und wir werden bald komplett mit digitalen Tafeln ausgestattet sein.“ Ziel ist dabei nicht, Unterricht online abzuhalten, sondern ihn durch digitale Hilfsmittel zu ergänzen – etwa Lernvideos. Corona habe die Schulwelt und die Schüler nachhaltig verändert. „Schule ist immer ein Abbild der Realität“, sagt Wasserka.
Eines der drängenden Probleme ist der Platzmangel an der Schule, obwohl zum prägenden Altbau längst weitere Gebäude hinzugekommen sind. Die ASS hat mittlerweile 1350 Schüler und ist sechszügig, die Nachfrage ist sehr hoch. „Hätten wir genug Räume, hätten wir eine weitere fünfte Klasse eröffnet“, so der neue Schulleiter.
Hinzu kommt allerdings ein Mangel an Personal. „Es ist nicht leicht, Lehrkräfte zu finden. Nicht nur in Mangelfächern wie Mathe und Physik, sondern mittlerweile auch in Englisch.“ Offenbach schrecke Bewerber oft ab. „Aber wenn sie dann die Schule sehen, ändern sie ihre Meinung“, berichtet Wasserka und ist überzeugt: „Wir können es mit jeder Schule in Hessen aufnehmen.“ Er zeigt sich zuversichtlich angesichts vieler motivierter Referendare. Die schönste Bestätigung für alle Beteiligten sei, wenn ein Fünftklässler mit mäßigen Deutschkenntnissen Jahre später ein Einser-Abitur schreibe, was schon öfter vorgekommen sei.
Auch wenn die Arbeit als Schulleiter vor allem Verwaltung bedeutet, will er weiterhin als Lehrer vor der Klasse stehen, zumindest für einige Stunden Geschichte unterrichten. „Es ist wichtig, den Bezug zum Kerngeschäft nicht zu verlieren“, findet Wasserka.
Von Veronika Schade