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Offenbach will bessere Klimabilanz: Öko-Konzept der „Schwammstadt“ findet überregional Beachtung

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Von: Matthias Dahmer

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Umweltdezernentin Sabine Groß stand auf dem Dach des Hafenzentrums einem TV-Team Rede und Antwort zum Schwammstadt-Konzept.
Umweltdezernentin Sabine Groß stand auf dem Dach des Hafenzentrums einem TV-Team Rede und Antwort zum Schwammstadt-Konzept. © reinartz

Die Stadt Offenbach will gegen den Klimawandel gerüstet sein. Dafür pflanzt sie Kirschbäume auf Dächer und zahlt Entsiegelungsprämien.

Offenbach – Bereits im Sommer wurden die aktualisierten städtischen Klimakarten vorgestellt, die unter anderem die Abflusswege in Offenbach bei Starkniederschlägen simulieren und analysieren sowie Maßnahmen zur Schadensminderung aufzeigen. Nun sind weitere Projekte auf den Weg gebracht worden, bei denen das sogenannte Schwammstadt-Prinzip umgesetzt wird.

Darunter versteht man das Konzept der Stadtplanung, Flächen zu entsiegeln und anfallendes Regenwasser lokal aufzunehmen und zu speichern, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. Dafür hat das Stadtparlament im November als finanzieller Anreiz für Private für das kommende Jahr 25 000 Euro Entsiegelungsförderung beschlossen.

Die Aktivitäten der Stadt finden auch überregional Beachtung. So war in der vergangenen Woche ein Fernsehteam der ARD-Tagesthemen in Offenbach, um ausgewählte Beispiele des „Schwammstadt“-Konzepts einzufangen. Der Sendetermin ist noch offen. Angeschaut haben sich die TV-Leute das begrünte Dach des Hafenzentrums, das Versickerungskonzept beim Neubau des Gemeindehauses der Evangelischen Lukas- und Matthäusgemeinde in Tempelsee, sowie die bautechnischen Maßnahmen in Sachen Klimaschutz beim neuen Polizeipräsidium auf dem Buchhügel.

Kleine und große Flächen entsiegeln: In Offenbach gibt es eine Prämie für umweltbewusstes Bauen

„Natürlich setzt nicht jeder ein großes Bauprojekt um, wie den Neubau einer Kirche oder eines Polizeipräsidiums. Es kann aber nahezu jeder etwas zur Schwammstadt beitragen“, sagt Umweltdezernentin Sabine Groß (Grüne). Auch die Entsiegelung von kleineren Flächen leiste in der Summe einen wichtigen Beitrag.

Das könne beispielsweise das Beseitigen von asphaltierten Flächen für Parkplätze und Ersetzen durch Rasengittersteine sein. Oder das Beseitigen oder Verkleinern oder Neugestalten von anderen versiegelten Flächen im Garten. Groß weist zudem darauf hin: „In Offenbach haben wir eine Entsiegelungsrichtlinie beschlossen und fördern das Entsiegeln von Flächen mit bis zu 50 Euro pro Quadratmeter.“

Offenbach eine der wärmsten Regionen Deutschlands: Lange Trockenheit und Hitze führen zu Problemen

Dass etwas getan werden muss, ist für die Dezernentin unbestreitbar. „Die Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass Wetterextreme auch bei uns in Deutschland keine Seltenheit mehr sind und künftig noch häufiger zu erwarten sind.“

Offenbach liege in einer der wärmsten Regionen Deutschlands. Einerseits führe lange Trockenheit und Hitze zu massiven Problemen beim Stadtgrün. Andererseits sei künftig selbst in überwiegend trockenen Sommern vermehrt starker Regen zu erwarten, was zu Überschwemmungen führen könne. Groß: „Eine Teil der Lösung ist, dass wir unsere Städte in Schwämme verwandeln müssen. Unser Ziel muss sein, so viel Regenwasser wie möglich versickern oder wieder verdunsten zu lassen. Kanäle werden nicht so schnell überlastet und dadurch Überschwemmungen vermieden.“ Mehr Wasser, das über Pflanzen verdunste, könne zudem die Temperatur in der Stadt an heißen Tagen deutlich senken.

Klimabilanz in Offenbach soll besser werden: Auf dem Hafenzentrum blühen schon Kirschbäume und Stauden

Wie das funktionieren kann, wird auf dem Ende 2015 eröffneten Hafenzentrum deutlich. Auf dessen grünem Dach sorgen unter anderem 20 Kirschbäume und 20 000 Stauden für die Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips.

Auf dem Gelände des Polizeipräsidiums wurde ein Regenrückhaltebecken verbaut. Es ist etwa 35 Meter lang, acht Meter breit und mehr als zwei Meter hoch.
Auf dem Gelände des Polizeipräsidiums wurde ein Regenrückhaltebecken verbaut. Es ist etwa 35 Meter lang, acht Meter breit und mehr als zwei Meter hoch. © p

Ein anderes Beispiel ist das Gemeindehaus der Lukas- und Matthäusgemeinde am Brunnweg. Mit dem Vorhaben wird das Gelände zu rund 90 Prozent neu versiegelt. Deshalb soll das Niederschlagswasser der Dach- und Hofflächen in den nahe gelegenen Tempelsee-Weiher, den ehemaligen Steinbruch der Offenbacher Zementfabrik, eingeleitet werden, der im Sommer regelmäßig zu wenig Wasser führt.

Auf eine Kombination von Dach- und Innenhofbegrünung, Regenrückhaltung sowie Versickerung und Verdunstung setzt man beim neuen Polizeipräsidium am Buchhügel. So wurde unter anderem ein 650 Kubikmeter großes Regenrückhaltebecken verbaut, das bei Starkregen kontrolliert Wasser in den Hainbach abgibt. (Matthias Dahmer)

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