1. Startseite
  2. Offenbach

Warnstreik in Offenbach: Über 300 Teilnehmer bei Verdi-Kundgebung

Erstellt:

Von: Christian Reinartz

Kommentare

In Offenbach streiken über 300 Beschäftigte aus Stadt und Kreis für mehr Lohn. Laut der Gewerkschaft Verdi steht die Zahl für die Unzufriedenheit der Menschen.

Offenbach – Viel Lärm ist nicht, als sich der Platz vor dem Offenbacher Rathaus langsam mit Gelbwesten füllt. Bei 0 Grad Temperatur im Schatten des Brutalismus-Towers bleiben die Hände lieber in den Taschen, als zu klatschen oder Transparente in die Höhe zu halten. Am Ende macht es die pure Masse. Weit über 300 Streikende aus Stadt und Kreis Offenbach sind dem Aufruf ihrer Gewerkschaft gefolgt und drängen sich eine Stunde später dicht an dicht in der eisigen Morgenluft, um für mehr Lohn zu streiken.

Das Angebot der Arbeitgeber sieht eine sogenannte tabellenwirksame Erhöhung von drei Prozent Ende 2023 und zwei Prozent Mitte 2024 über eine Laufzeit von 27 Monaten vor. Dazu kommt eine Inflationsausgleichsprämie in zwei Raten von 1500 beziehungsweise 1000 Euro. Verdi fordert dagegen 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Auszubildende sollen 200 Euro mehr im Monat erhalten.

Gedränge wärmt: Proppevoll ist es auf dem Platz vor dem Rathaus bei eisigen Temperaturen.
Gedränge wärmt: Proppevoll ist es auf dem Platz vor dem Rathaus bei eisigen Temperaturen. © Reinartz

Streik in Offenbach: Gewerkschaft Verdi will Druck erhöhen und weiter streiken

Gewerkschaftssekretär Boris Bogojev sieht unter seiner dicken Verdi-Pudelmütze zufrieden und optimistisch aus, als er von der höchsten Stufe der Rathaustreppe auf das Demo-Volk blickt. „Wir gehen von etwa 350 Teilnehmern aus“, sagt er. „Für Offenbach ist das eine ganz schöne Nummer.“ Es mache sich bemerkbar, dass die Leute mit der aktuellen Situation unzufrieden seien und das Angebot der Arbeitgeber „absolut unzureichend“ sei. „Also erhöhen wir den Druck und streiken weiter.“

Aufgerufen waren die Beschäftigten der Stadt Offenbach und ihrer Eigenbetriebe wie der Kindertagesstätten und der Mainarbeit sowie die Beschäftigten des Kreises Offenbach sowie sämtlicher Kreiskommunen. Die allen voran stärkste Gruppe stellen im frostigen Wind vor der Rathausfassade die Offenbacher Verkehrsbetriebe. Kenntlich gemacht haben sie das mit den schwarzen Filzstift-Buchstaben „OVB“ auf ihren neongelben Streikwesten. Betriebsratsvorsitzender Zacharias Leis ist zufrieden mit der Streikbereitschaft seiner Kollegen. Eine Verdi-Mitarbeiterin ruft ihm anerkennend zu: „Auf euch ist wirklich immer Verlass.“

Auch Erzieherinnen aus Kitas im Kreis beteiligen sich an Verdi-Streik in Offenbach

Verlass ist an diesem Morgen auch auf die vielen Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätten. Sie sind in Grüppchen angereist, meist kitaweise aus dem gesamten Kreisgebiet. „Das bisherige Angebot ist ein Witz, wenn man sich anschaut, was wir jeden Tag leisten“, sagt eine Erzieherin aus Rodgau. Andere ihrer Berufsgruppe aus Langen haben auf Schilder gesetzt, um auf den von ihnen beklagten Missstand hinzuweisen. Papptafeln, auf denen eine fast leere Akku-Anzeige zu sehen ist, sprechen eine klare Sprache.

Protest mit Papptafeln: Erzieherinnen aus Stadt und Kreis bringen ihren Unmut zum Ausdruck.
Protest mit Papptafeln: Erzieherinnen aus Stadt und Kreis bringen ihren Unmut zum Ausdruck. © Reinartz, Christian

Die Branche sei überlastet durch viel zu wenig Personal, was vor allem an der schlechten Bezahlung liege. „Wenn plötzlich keiner mehr für die Kinderbetreuung da ist, merken die schon, dass was falsch läuft“, ruft eine Kollegin aus der zweiten Reihe, bevor sich der Tross in Bewegung setzt, vorbei zur Zwischenkundgebung am Sana-Klinikum und zurück zum Rathaus, von wo die Streikenden dann zwar durchgefroren, aber mit einiger Hoffnung auf baldigen Durchbruch und mit dem sicheren Streikgeld in der Tasche, wieder abziehen. (Christian Reinartz)

Mit weiteren Warnstreiks am Freitag soll der ÖPNV lahmgelegt werden

Auch interessant

Kommentare