Angebliche Maskenverstöße: Offenbacher Friseure schwärzen Konkurrenten an

In Offenbach häufen sich Beschwerden über nicht eingehaltene Corona-Regeln bei Friseuren. Ist da etwas dran oder ist es brutaler Konkurrenzkampf?
Offenbach – Immer wieder gibt es Beschwerden, weil Friseure und Barbiere nachlässig sein sollen im Einhalten der Corona-Regeln. Vor allem die Maskenpflicht steht dabei im Fokus. Leser Jürgen S. etwa gibt an, jüngst beobachtet zu haben, dass in den Friseursalons geschätzt nur 20 Prozent des Personals überhaupt eine Maske getragen habe. Auch im Internet wird über die türkischen Herrenfriseure, sogenannte Barber-Shops, in der Innenstadt hergezogen, weil sie sich angeblich nicht an die Maskenpflicht halten würden.
Ist da etwas dran? „Barber-Shops sind bei uns ein Dauerbrenner und vermutlich die am häufigsten kontrollierten Dienstleister“, sagt Stadtpolizeichef Lothar Haack. Es würden immer wieder Verstöße gemeldet, viele seien im Einzelfall sicher berechtigt. „Eine systematische Ignoranz der Maskenpflicht können wir dort aber nicht bestätigen.“ Bei den Kontrollen würden deshalb selten Verstöße registriert. Dass die Situation entspannt ist, zeigt sich auch dadurch, dass die Stadtpolizei aktuell nur anlassbezogen kontrolliert. „Heißt: Wir greifen akute Beschwerden auf und schauen nach.“ In den allermeisten Fällen seien aber keine Verstöße feststellbar.
Beschwerden über Friseure in Offenbach: „Konkurrenzdruck in diesem Gewerbe ist hoch“
Dafür, dass es dennoch so viele Beschwerden gibt, hat Haack eine erstaunliche Erklärung. „Ein Eindruck, der sich aufdrängt ist, dass der Konkurrenzdruck in diesem Gewerbe so hoch ist, dass der Eine den Anderen auch mal anschwärzt.“ Und das fände keinesfalls nur bei den meist türkischen Barber-Shops untereinander statt, stellt Haack klar. „Auch das alteingesessene Friseurhandwerk geizt nicht mit solchen Klagen.“
Günther Rösler, Obermeister der Friseurinnung Stadt und Kreis, kennt das. „Der Druck durch die Einbußen der Pandemiezeit ist hoch“, sagt er. „Da kann es schon mal vorkommen, dass vereinzelte Kollegen zu solchen Mitteln greifen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.“ Denn an einer Sache will er keinen Zweifel lassen: „Ich kann selbst einige Läden nennen, in denen auf die Coronaregeln gepfiffen wird.“ Allerdings räumt er auch ein: „Das Phänomen ist durch die vielen Kontrollen und die daraus resultierenden Strafen deutlich besser geworden.“
Offenbach: Friseure bekommen wegen Corona-Regeln regelmäßig Besuch
Ein Rundgang durch die City an einem Dienstagmorgen zeigt: Von 13 Friseurläden verstößt keiner absichtlich gegen die Auflagen. Allenfalls bei einigen Angestellten ist die Maske unter die Nase gerutscht. „Natürlich halten wir uns da dran“, sagt Metin B. Er arbeitet als Herrenfriseur in der City und hat gerade Zigarettenpause. „Alles andere wäre viel zu teuer.“ Er kenne Kollegen, „die sich am Anfang der Pandemie deswegen kaputt gezahlt haben.“
Doch obwohl in seinem Laden strikt auf die Maske geachtet wird, bekommt er immer noch regelmäßig Besuch von der Stadtpolizei – weil mal wieder eine Beschwerde reingeflattert ist. „Die wissen schon, dass das bei uns ganz sauber läuft, aber sie müssen dem nachgehen“, sagt er verständnisvoll. Wer hinter den Anzeigen steckt, kann er nur vermuten. „Das sind Friseure, die keinen Bock auf uns haben, weil wir so günstig schneiden. Die nutzen die Coronakrise jetzt aus und wollen uns einen reinwürgen.“
Friseur aus Offenbach: Bei Corona-Kontrolle „alles zu 100 Prozent in Ordnung“
Auch Kostja Epp, Inhaber des Barber-Shops BLCKBRD und des Friseurladens Kostjanix kennt solche Besuche. „Vier Mal haben sie uns schon kontrolliert und jedes mal war alles zu 100 Prozent in Ordnung“, sagt er. Erklären kann er sich die Häufung nicht, hält es jedoch für wahrscheinlich, dass er von Konkurrenten angeschwärzt wurde.
Stadtpolizeichef Lothar Haack sind da aber die Hände gebunden. „Wenn wir einen Hinweis bekommen, müssen wir dem nachgehen. Auch, wenn wir oft vorher ahnen, dass am Ende vielleicht nichts herauskommen wird.“ Sinnlos seien die Kontrollen keinesfalls. „Auch, wenn meist alles in Ordnung ist. Den eine oder anderen Verstoß stellen wir dann doch immer mal wieder fest.“ (Christian Reinartz)
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