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Wegen massiven Rückgangs von Organspenden setzt Stiftung verstärkt auf Information

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Von: Martin Kuhn

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Carmela di Sabatino erhielt 2021 eine Lebendnierenspende ihres Bruders.
Carmela di Sabatino erhielt 2021 eine Lebendnierenspende ihres Bruders. © P

Viele Menschen in Deutschland warten auf eine Organspende. Auch Carmela di Sabatino aus Offenbach hat eine Dialysebehandlung hinter sich.

Offenbach – Etwa 100 000 Menschen sind in Deutschland auf eine lebensnotwendige Dialysebehandlung angewiesen. Carmela di Sabatino aus Offenbach war eine von ihnen. Die Bereitschaft ihres Bruders zur Lebendnierenspende hat jedoch zu einer positiven Wende in ihrem Leben geführt. Viele andere werden weiter auf eine Transplantation warten müssen, denn die Entwicklung der Organspende im ersten Quartal 2022 weist auf einen massiven Einbruch hin. Der Tag der Organspende will zu einer Verbesserung der Situation beitragen.

Bei Carmela di Sabatino versagten mit 43 Jahren die Nieren aufgrund einer angeborenen Erkrankung. Als ihre Nierenfunktion immer geringer wurde, war ihr Bruder bereit, ihr eine Niere zu spenden, um ihr die Dialysebehandlung zu ersparen. Es gab sogar schon einen Termin für die Transplantation. Dann kam Corona. Und Carmela di Sabatino musste doch dreimal wöchentlich zur Dialysebehandlung ins lokale KfH-Nierenzentrum. Nach acht Monaten an der Dialyse wurde sie im Juni 2021 transplantiert. „Ich fühle mich wie neu geboren und nehme wieder am Leben teil“, berichtet die 45-Jährige. Sie sei wieder leistungsfähiger, fühle sich rundum besser und könne endlich wieder ohne die mit der Dialysebehandlung verbundenen Einschränkungen leben: „Mein Bruder hat mir ein neues Leben geschenkt.“

Organspende: Frau aus Offenbach bekommt eine Niere

Heute muss die Patientin nur noch alle drei Monate zur Nachsorgeuntersuchung zu ihrem behandelnden Arzt. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Frau di Sabatino eine Niere gespendet bekommen hat. Eine Nierentransplantation ist für viele die bessere Nierenersatztherapie, sie führt zu weniger Folgeerkrankungen und im Durchschnitt zu einer höheren Lebenserwartung und steigert insgesamt die Lebensqualität“, erläutert der Offenbacher Nephrologe Dr. Friedrich-Christian Burchardi, leitender Arzt im KfH-Nierenzentrum und -Gesundheitszentrum. Neben dem Organmangel könnten aber auch zwei von drei medizinische Gründe gegen eine Transplantation sprechen, ergänzt er.

So können etwa die Begleiterkrankungen im hohen Alter ein Ausschlusskriterium sein oder aber auch vorübergehend eine Infektion oder Krebserkrankung. „Dann ist die Dialyse die einzige, lebensrettende Therapie“, betont der Nephrologe.

Rund 8 700 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für eine Organspende. Etwa zwei Drittel von ihnen hofft nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) auf eine Nierentransplantation; die Wartezeit liegt im Durchschnitt bei sechs bis acht Jahren. Nur für wenige Menschen geht der Wunsch nach einer Nierentransplantation als Alternative zur lebenslangen Dialyse in Erfüllung: Grund ist insbesondere der Organmangel. Und die Zahlen der DSO zum ersten Quartal 2022 sind wenig verheißungsvoll.

Organspende: Massiver Einbruch in den ersten drei Monaten 2022

Nachdem sich die Organspende im vergangenen Jahr leicht positiv entwickelt hatte, vermeldet die Stiftung für die ersten drei Monate des Jahres einen massiven Einbruch von 29 Prozent gegenüber demselben Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Organspender ist auf 176 gesunken (Vergleichszeitraum 2021: 249). Gleichzeitig ist die Zahl der in Deutschland postmortal entnommenen Organe um 28 Prozent auf 562 Organe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Insgesamt konnten in deutschen Transplantationszentren im ersten Quartal 600 Organe übertragen werden, die über Eurotransplant an die Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten vermittelt wurden. Das sind 194 Transplantationen weniger. Rückgang: 24 Prozent. (Martin Kuhn)

Mit dem Tag der Organspende sollen durch Information möglichst viele Menschen motiviert werden, eine eigene Entscheidung zur Organspende zu treffen. Drei Antworten auf drei wichtige Fragen zur Organspende und Organspendeausweise finden Interessierte auf www.tagderorganspende.de/informationen-ueber-organspende.

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