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Weil Aufgeben nicht in Frage kommt: Lärm mit Lärm bekämpfen

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Von: Yvonne Fitzenberger

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Rund 1 500 Teilnehmer zählt das Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI) beim 250. Aufmarsch im Terminal 1. Das BBI organisiert seit November 2011 den Protest: Für eine Stunde in der Woche bringen die Fluglärmgegner einen Teil des Krachs, den sie täglich ertragen, zurück an den Flughafen. -  Fotos: yfi
Rund 1 500 Teilnehmer zählt das Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI) beim 250. Aufmarsch im Terminal 1. Das BBI organisiert seit November 2011 den Protest: Für eine Stunde in der Woche bringen die Fluglärmgegner einen Teil des Krachs, den sie täglich ertragen, zurück an den Flughafen. © yfi

Offenbach/Frankfurt - Ein unerwartetes Jubiläum: Zum 250. Mal demonstrieren Fluglärm-Geplagte und Ausbau-Gegner unter dem Motto „Ruhe jetzt“ im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. Von Yvonne Fitzenberger

Seit mehr als sechs Jahren kämpfen die Betroffenen für weniger Starts und Landungen sowie für einen Stopp des Ausbaus. „Wir sind hier, wir sind laut, weil Fraport uns die Ruhe klaut“, schallt es aus den mobilen Lautsprechern, die einige Männer auf ihren Schultern tragen. Begleitet wird der sich wiederholende Ausruf von Trillerpfeifen, Ratschen und Trommeln. Der ohrenbetäubende Krach verbreitet sich im Terminal 1 des größten deutschen Flughafens, als der Zug eine Runde durch die Halle dreht. Am Rand stehen Reisende und Mitarbeiter. Sie starren, tuscheln und machen ein Foto von der Menschenmasse.

Zirka 1500 Betroffene beteiligen sich an der 250. Montagsdemonstration am Flughafen Frankfurt. Seit sechseinhalb Jahren treffen sie sich immer am gleichen Tag zur gleichen Zeit – montags 18 Uhr. „Niemand hat von uns so einen langen Atem vermutet“, sagt Ingrid Wagner. Sie engagiert sich in der Bürgerinitiative Luftverkehr Offenbach, die Teil des Bündnisses der Bürgerinitiativen (BBI) ist. Aber genau diese Ausdauer zeige, wie nötig die Demonstrationen seien, sagt Bettina Dey. Sie wohnt seit 15 Jahren in Mühlheim. Sie steht mit drei weiteren Mühlenstädtern zusammen. Seit der Eröffnung der Nord-West-Bahn leiden sie unter dem Fluglärm. Zwar nehmen sie nicht an jeder Aktion teil, kommen aber zu besonderen Anlässen – wie eben die 250. Demo – immer mit.

So geht es vielen, die unregelmäßig an der Demo teilnehmen. Ingrid Wagner berichtet davon, dass im Laufe der Zeit ein harter Kern von 150 bis 300 Leuten übrig sei, der jede Woche den Lärm zurück in den Flughafen trage – darunter auch Offenbacher. „Immer so zehn Stück“, schätzt Wagner. Bei solchen „Jubiläen“ sei es dafür wieder ein Vielfaches mehr. So auch diesmal: Dicht an dicht stehen Menschen aus Offenbach, Mühlheim und Hanau sowie Frankfurt und Mainz, um sich dann gemeinsam mit hoch erhobenen Schildern in Bewegung zu setzen. Auch aus Obertshausen kommt eine Demonstrantin dazu. „Wir haben noch Glück bei uns, ich laufe daher aus Solidarität mit“, erklärt sie und hält ihr Plakat noch ein wenig höher.

Wagner ist mit zirka 20 Offenbachern zur Demo gefahren. Darunter befindet sich auch Oberbürgermeister Felix Schwenke. „Ich bin nicht per se gegen den Flughafen“, sagt das Stadtoberhaupt. Er setzt sich für eine faire Verteilung des Nutzens und der Lasten, die der Flughafen mit sich bringt, ein. „Das ist mit genügend politischen Willen möglich.“

„Wir sind regelmäßig in Kontakt mit unseren Politikern“, betont Wagner. Auch in Mühlheim besuchen die Mitglieder der Initiative regelmäßig die Sprechstunde bei Bürgermeister Daniel Tybussek, der ebenfalls zur 250. Montagsdemo gekommen ist. Aber nicht nur örtliche Politiker zeigen sich, auch Leidensgenossen aus dem Ausland sind angereist: Aus Frankreich kommen Vertreter, die durch den Flughafen Charles de Gaulle in Paris belastet werden. „Wir beneiden euch um euer Nachtflugverbot“, berichten die französischen Fluglärmgegner, die von einem kleinen Podest aus zur Menschenmasse vor ihnen sprechen.

Andere Reden beschäftigen sich bei der Jubiläumsdemo mit den weiteren Zielen – zum Beispiel keinem weiteren Ausbau – und Erfolgen – eben jenes Nachtflugverbot, das zurzeit öfters durch Ryanair missachtet wird. „Die Zeit reicht nicht, um genügend Schlaf zu bekommen“, berichtet eine Frankfurterin, die in Oberrad wohnt. Sie kennt auch die Situation außerhalb der Mainmetropole: „Ich arbeite in Offenbach und da ist es tagsüber auch nicht besser.“ Sie wache mit dem Lärm auf und fahre mit diesem auch wieder nach Hause.

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