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Wenig Chancen für Tokio-Variante  in Offenbach

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Von: Matthias Dahmer

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Eine Trasse über den Gleisen: So, wie in dieser
Eine Trasse über den Gleisen: So, wie in dieser © p

Anwohner, Naturschützer, Bürgerinitiativen in Offenbach üben Kritik an den Plänen zur Verlängerung der Bundesstraße 448 vom Bieberer Berg zur Mühlheimer Straße.

Offenbach - Nun hat die Ofa-Fraktion (Offenbacher für alle, Piraten, Junges Offenbach und Partei), das Thema auf die parlamentarische Schiene gehoben. In einer Anfrage an den Magistrat äußert die Fraktion ihre Bedenken gegen das Projekt, will Fragen beantwortet wissen und macht einen kreativen Vorschlag haben.

„Wie wäre es, einen Teil der Verbindungsstraße nicht neben dem S-Bahn-Gleis durch den Wald gehen zu lassen, sondern stattdessen als Hochbrücke über den Gleisen zu führen?“, fragt die Ofa und weist darauf hin, dass es dafür zahlreiche Vorbilder gebe; etwa in Tokio, wo man schon immer platzsparend bauen müsse.

Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß (FDP) sieht den Vorschlag mit Skepsis: Denkbar sei grundsätzlich alles, aber diese „Tokio-Variante“ sei doch ein eine sehr gewagte Vorstellung. Die Planer hätten sich damit noch nicht befasst, aber schon jetzt könne er sagen, dass so etwas sehr teuer sei. Hinzu komme, dass man mit einer solchen Lösung in das Eigentum der Bahn eingreifen müsse. Und wer solche Verfahren kenne, der wisse: Das dauere Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte. „Und auch bei dieser Variante müssten wir die Eingriffe in Natur und Landschaft prüfen“, so Weiß. Nicht zuletzt sei eine solche Trasse direkt über den Gleisen eine „optische Herausforderung“. Unterm Strich gibt Weiß dem Ofa-Vorschlag wenig Chancen auf Umsetzung.

Verlängerung der B448 in Offenbach: Noch keine finale Lösung

Die Pläne für die zweispurige Trasse, die eine bessere Anbindung der östlichen Gewerbegebiete gewährleisten und zugleich die Bieberer Straße vom Verkehr entlasten soll, stoßen bei der Ofa-Fraktion auf weitere Bedenken: „An allen in einer Studie vorgestellten Varianten stört uns, dass sie viele schützenswerte Biotope und Waldbereiche und auch die anliegenden Häuser zerstören“, sagt Pirat Helge Herget. Besonders bestürzt sei man darüber, dass der Magistrat ein Szenario bevorzuge, bei dem die Laskabrücke verschwinden solle, die für Lkw-Verkehr nicht mehr geeignet ist. Herget: „Andererseits finden wir es auch richtig, dass der Verkehr nicht nur über die Bieberer Straße geführt wird.“

Dr. Annette Schaper-Herget (Piraten) ergänzt: „Wir haben mit mehreren Bürgerinnen und Bürgern gearbeitet, die uns ihre Ideen vorgestellt haben. Daraus ist ist die Anfrage an den Magistrat entstanden.“ Die vorgestellten Varianten berücksichtigten nicht, dass auf dem brachliegenden Gelände in der Nähe der S-Bahn-Station „Offenbach-Ost“ das Baugebiet „Güterbahnhof OF-Ost“ liege, das auch ein wichtiges Ziel für den Verkehr sein werde. „Sie stehen auch im Widerspruch zum städtischen Entwicklungskonzept Zukunft Stadtgrün“, so Schaper-Herget.

Verlängerung der B448

Es ist eines der Schlüsselprojekte des Masterplans: die Verlängerung der B 448 über den Bieberer Berg hinaus zur Mühlheimer Straße. Über das Ob des Projekts ist man sich einig; nicht zuletzt, weil dadurch die verkehrliche Anbindung des Offenbacher Ostens verbessert und die Bieberer Straße entlastet würde. Allein das Wie ist mit Blick auf die Eingriffe in die Natur streitig. Nachdem zunächst mehr als ein Dutzend Varianten eines Trassenverlaufs im Rennen waren, hatte sich der Magistrat im Juni 2020 festgelegt: Die favorisierte Variante sieht vor, dass die Verlängerung der B 448 ab dem Anschlussknoten Bieber-Nord zunächst entlang der Bahnlinie geführt wird. Unterhalb der ehemaligen Deponie Grix wird die Trasse dann nach Norden in Richtung Laskabrücke verschwenkt. 

Offenbach: Verlängerung der B448 - Ein Gebäude soll abgerissen werden, Verein soll ausweichen

Planungsdezernent Weiß erinnert daran, dass diese Bedenken der Ofa-Fraktion bereits 2020 in einem Zwischenbericht zur Machbarkeitsstudie aufgegriffen und einige der Fragen beantwortet worden seien: So habe man die Anbindung an das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs durchaus mitbedacht. Was die Laskabrücke angehe, werde geprüft, ob sie als Fußgänger- und Radlerbrücke neben einer neuen Querung für den Kraftfahrzeugverkehr bestehen bleiben könne. Und mit Blick auf die schützenwerten Biotope sei die schonendste Variante gewählt worden. „Zudem wird nur ein Gebäude abgerissen. Es handelt sich um ein altes Nebengebäude, die dortigen Vereine erhalten Ausweichmöglichkeiten“, sagt der Planungsdezernent.

Er weist zugleich darauf hin, dass sich das Interesse der Anwohner der angrenzenden Straße „Am Schneckenberg“ an dem Vorhaben offenbar in Grenzen hält: „Auf eine Einladung zu einem digitalen Informationstermin gab es nur eine Rückmeldung. Daraufhin haben wir darauf verzichtet und diese zunächst mit einem Faltblatt informiert“, so Weiß. Im Herbst wolle man aber eine Info-Veranstaltung für alle interessierten Bürger nachholen, die wegen Corona verschoben worden sei. (Matthias Dahmer)

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