Zukunftskonzept Innenstadt: Endlich wieder Wohnen im Offenbacher Zentrum

Tarek Al-Wazir ist die Freude über den Abriss des letzten Restes der Betonkonstruktion am Marktplatz sichtlich anzumerken.
Offenbach – „25 Jahre hat es gedauert, aber nun ist die zweite Ebene endlich Geschichte.“ Dem Offenbacher Tarek Al-Wazir ist die Freude über den Abriss des letzten Restes der Betonkonstruktion am Marktplatz sichtlich anzumerken. Als Hessens Wirtschaftsminister hat er seine alljährliche Sommertour dieses Mal der Zukunft der Innenstädte verschrieben und dafür Station in seiner Heimatstadt gemacht.
Offenbach: Früh Weichen für Neuerungen gestellt
Schließlich habe Offenbach dank des Masterplans und des Zukunftskonzeptes Innenstadt schon früh und mit großer Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung die Weichen für Neuerungen gestellt. Der Einzelhandel werde nicht mehr die Leitbranche für die Innenstädte sein, betonen sowohl IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner wie Minister Al-Wazir. Stattdessen seien einerseits Konzepte gefragt, wie man die Innenstädte etwa durch Zwischennutzungen beleben könne. Andererseits müssten diese auch wieder als Wohnort entdeckt werden. Was das Wohnen anbelange, sei Offenbach auf einem guten Weg, hielt Al-Wazir fest.
Herzstück für das neue Wohnen in der City ist sicher die Umgestaltung des einstigen Einkaufszentrums an der Berliner Straße 47: Investor Michael Dietrich, der sowohl das einstige Bieberhaus-/Massa-/Toys’r’us-Areal wie das gegenüberliegende City-Center umgestaltet, stehe den Vorschlägen der Stadt zur Nutzung sehr offen gegenüber, lobten Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und Kämmerer Martin Wilhelm.
Offenbach: Heruntergekommene Parkhaus wird saniert
Statt eines reinen Geschäftshauses entstehen nördlich der Berliner Straße ein Wohnturm sowie ein Gebäude mit gemischter Nutzung, das aber auch Wohnen beinhalten wird. Das heruntergekommene Parkhaus werde aktuell saniert, mit dem Discounter Lidl sei bereits ein Mieter für eine Geschäftsnutzung gefunden, sagt Dietrich.
Rund 200 Wohneinheiten, dazu 40 Studentenwohnungen sollen hier bis Ende 2023, im Falle des Wohnturms bis 2015, entstehen. Geförderter Wohnraum gehöre aber nicht dazu, was von Weiß wie Al-Wazir verteidigt wird: Die Innenstadt habe momentan eine schwierige Sozialstruktur, eine soziale Durchmischung sei dringend notwendig. „Der Turm muss funktionieren“, sagt Weiß.
Die Aufstockung des gegenüberliegenden City-Centers sei beendet, sagt Dietrich. Mit dem Achat-Hotel werde ein Mieter in die obere Etage einziehen, der trotz des corona-bedingten Einbruchs der Übernachtungsbranche fest „zum Standort Offenbach“ stehe.
Offenbach: Hoffnungsträger für die neue Innenstadt
Dürfen diese beiden Liegenschaften an der Berliner Straße als Hoffnungsträger für die neue Innenstadt betrachtet werden, muss das Einkaufscenter Komm am Aliceplatz als einstiger Hoffnungsträger gelten: In der ersten Etage gebe es viel „schmerzlichen Leerstand“, sagt Marion Rüber-Steins von der Stadtplanung. Das Center sei nicht gescheitert, betont Planungsdezernent Weiß, doch sei das 2009 eröffnete Center von der Realität des Wandels im Einzelhandel einfach überholt worden. Allerdings seien die neuen Eigentümer aufgeschlossen gegenüber anderen Konzepten, teilweise Wohnnutzung etwa sei denkbar. Auch der oft geforderten Verbindung zum Bürgerservice im Kaiserpalais stünden diese positiv gegenüber. „Ein Durchgang würde die Frequenz im Komm deutlich erhöhen“, ist sich Kämmerer Wilhelm sicher.
Wohnen werde auch im Gebäude am Platz der Deutschen Einheit künftig möglich, sagt Rüber-Steins, rein gewerbliche Nutzungen verlören inzwischen an Interesse. An gewerblicher Nutzung festhalten würde der Eigentümer des Rathaus-Plaza, doch mit der Wetter- und Klimawerkstatt habe die Stadt eine Zwischennutzung in leer stehenden Räumen etablieren können.
Man hoffe, dass der Vertrag über die Werkstatt verlängert werde, denn diese sorge für neue Besucher der Innenstadt. Auch das Museum Digital Retro Park in der Walther-Passage sei ein gelungenes Beispiel, wie Leerstand neu genutzt und zum Anziehungspunkt werde. (Frank Sommer)
In Offenbach werden Pläne geschmiedet, um die Stadt zu modernisieren. In nur zehn Jahren sollen gigantische Änderungen geschehen.