Wildkräutertour durch den Rumpenheimer Schlosspark

An den meisten Köstlichkeiten schlendern die Spaziergänger achtlos vorbei. Bewunderung findet vielleicht eine schöne Blüte oder ein sattes Blattgrün. Dass aber vieles, was sich gerade jetzt im Frühjahr den Weg durch die Erde bahnt, nicht nur der Gesundheit dient, sondern auch als Delikatesse gilt, ist oft unbekannt. Aufmerksam auf die „essbaren Kraftpakete“ und Heilpflanzen macht Barbara Sickenberger-Müller mit ihren Führungen und Workshops unter dem Motto „Wildkräuter am Main“.
Offenbach - Etwa auf einer kostenfreien Tour im Schlosspark Rumpenheim. „Der Park ist bis weit hinunter an den Main ein wahres Kräuterparadies“, sagt die Kräuterfrau. Man müsse nur auf die Pflanzen achten. Und sich ein bisschen auskennen. Noch sei es kalt und die Kräuter eher versteckt, gesteht sie ein. Um dann aber sogleich nach rechts und links und zur Mitte zu zeigen und aufzuzählen. „Die Krokusse lassen wir stehen, die sind giftig“, lernen die rund 20 Kräuterinteressierten. „Aber hier ist das Ehrenpreis, es hat vier Blüten, die alle blau sind“, heißt es weiter. Etwa 80 verschiedene Arten der Pflanze seien europaweit zu finden. „Und sie sind alle essbar“, so Sickenberger-Müller, die sogleich auch einen Tipp bereit hat: „Am besten die Blüten kandieren und über einen Salat geben, das ist köstlich.“
Eine zweijährige Ausbildung hat die hauptberufliche Verfahrenstechnikerin zur Kräuterfachfrau gemacht. „Ich bin hier früher viel gejoggt und habe wissen wollen, was das alles ist, das rundum so wächst.“ Nachdem sie anfangs ihre Touren und Kurse eher im privaten Bereich angeboten hat, steigen die Anfragen inzwischen beständig. „Wir stellen fest, dass mittlerweile mehr Wildkräuter in der Stadt wachsen als auf dem Land“, erzählt sie der Gruppe. Das sei den Ausgleichsflächen zu verdanken, die bei Neubauten entstehen und dem Umstand, dass weniger gedüngt werde.
Ein paar Schritte weiter landen die Kräutersammler schließlich mitten in einem „Paradies des Bärlauchs“. Jetzt sei zur Ernte die beste Zeit, sagt sie. Dabei pocht sie auf Gründlichkeit, die essbare Pflanze dürfe keinesfalls mit Maiglöckchen oder dem in unmittelbarer Nachbarschaft wachsenden giftigen Aronstab verwechselt werden. „Am besten ist immer, sorgfältig Blatt für Blatt zu pflücken und ein bisschen daran zu reiben“, rät sie. Den so entstehenden starken Knoblauchgeruch gebe es nur beim Bärlauch.
Angetan von den neuen Erkenntnissen sind entsprechend auch Wolfgang und Monika Schuler. „Wir gehen oft durch den Schlosspark, gerne auch mit den Enkeln“, erzählen sie. Doch bisher hätten sie wenig Ahnung gehabt von den Pflanzen, die entlang der Spazierwege wachsen. „Jetzt können wir auch mit den Kindern darüber reden“, freut sich das Paar. Nach Erläuterungen zu Schlüsselblumen und Gänseblümchen – „am besten die Knospen wie Kapern mit Essig und Salz einlegen“ – gibt die Kräuterfrau noch Informationen zu Brennnessel und Schafgarbe. „Schafgarbe ist blutstillend und lässt sich zu einem für den Körper wichtigen Tee verarbeiten“, sagt sie. Beim Löwenzahn hat sie einen Tipp, bei dem sich erst einmal die Gesichter verziehen. „Ein bis drei Stängel abknipsen, gut kauen und dann runterschlucken“, heißt es. Besonders lecker sei das nicht. „Aber wir nehmen viel zu wenige Bitterstoffe zu uns“, sagt Sickenberger-Müller.
Von Barbara Scholze