Corona trifft Gastronomen erneut: Wirte finden keine Aushilfen mehr

Gastronomen in Offenbach suchen Personal. Aber Arbeitskräfte auf Minijob-Basis sind rar – ein neuer Arbeitgeber macht den Gastronomen Konkurrenz.
Offenbach – Die Gastwirte scheinen das Daueropfer der Pandemie zu sein. Nicht nur, dass die Branche durch Lockdowns und Zugangsbeschränkungen an den Rand des Zusammenbruchs gedrängt worden ist. Jetzt, da die Regeln gelockert worden sind und die Gastronomen eigentlich aufatmen wollten, zeichnet sich ein weiteres Problem ab – Personalmangel. Genauer gesagt: Es gibt so gut wie keine Aushilfen mehr, die auf 450-Euro-Basis bereit sind zu kellnern.
„Die Situation ist wirklich extrem“, sagt Patricia Münch. Sie und ihr Mann Eric betreiben das Markthaus am Wilhelmsplatz und bekommen den Aushilfen-Mangel besonders zu spüren. „Eigentlich müssten wir zehn Stellen besetzen, haben aber nur eine Aushilfe“, schildert Münch die aktuelle Situation.
Offenbach: Viele ehemalige Mitarbeiter der Gastronomie arbeiten jetzt in Corona-Testzentren
Auch ein paar dutzend Meter weiter, im Restaurant Tafelspitz, herrscht Mini-Jobber-Mangel. Inhaber Youssef El Machit: „Wir finden einfach keine Leute, die diese Jobs machen wollen.“ Früher sei das überhaupt kein Problem gewesen. Da habe es immer genug Studenten oder Abiturienten gegeben, die sich was dazuverdienen wollten. „Aber in Folge der Coronakrise hat sich das geändert.“ Den Grund dafür kennt El Machit auch. Im Zuge der Kurzarbeit hätten die Gastronomen alle Aushilfen entlassen müssen, um überhaupt Unterstützung zu erhalten. „Die haben dann auf der Straße gesessen und gemerkt, dass die Gastrobranche ihnen zu unsicher als Arbeitgeber ist.“
Mittlerweile hätten sich die meisten neu orientiert und Jobs in anderen Unternehmen gefunden. „Die meisten arbeiten jetzt in den Testzentren, wo sie einen sicheren Arbeitsplatz haben.“
Auch Fachkräftemangel bei Gastronomen in Offenbach
Nicht so dramatisch hingegen stellt sich die Situation im Offenbacher Heimathafen dar. „Wir haben schon einige Aushilfen beschäftigt, aber es ist natürlich schwieriger als früher“, sagt Inhaber Wasilis Kourtoglou. Das viel größere Problem seien seiner Ansicht nach fehlende Fachkräfte, insbesondere Köche. „Das war schon vor der Pandemie ein Problem und hat sich jetzt zugespitzt.“ Denn selbst festangestellte Mitarbeiter hätten sich in der Pandemie aus der Gastronomie zurückgezogen und sich nach anderen Branchen umgesehen.
Warum viele ehemalige Gastro-Mini-Jobber in die Testzentren abwandern, verrät Yassin B. Er hat jahrelang nahe des Wilhelmsplatzes in Offenbach gekellnert, sagt er. „Aber als ich da rausgeschmissen wurde, war für mich klar, dass ich mir was suchen muss, bei dem ich nicht so abhängig von den Inzidenzen bin.“ Die Testzentren seien da ziemlich krisensicher. Davon ist er überzeugt. „Außerdem ist das für mich ein sehr angenehmer Job“, erklärt B. „Es ist körperlich weniger anstrengend, mit Teststäbchen zu hantieren, statt hinter der Theke zu stehen oder zu kellnern.“ Lediglich das fehlende Trinkgeld würde ihm zu schaffen machen. „Aber ich komme mit dem Gehalt hin und bleibe da jetzt auch erstmal dabei.“ Allerdings stellt er auch klar: „Sobald die Pandemie rum ist, will ich wieder in der Gastronomie anfangen. Schließlich macht der Job ja auch Spaß, wenn nicht gerade Corona ist.“