1. Startseite
  2. Offenbach

Kunstverein will Reichweite erhöhen

Erstellt:

Von: Veronika Schade

Kommentare

Dieter Faulenbach da Costa vor einem seiner Lieblingsbilder: „5 Behelmte“ von Ana Leonor Rodrigues.
Dieter Faulenbach da Costa vor einem seiner Lieblingsbilder: „5 Behelmte“ von Ana Leonor Rodrigues. © Schade

Aufmerksamkeit erregen, Besucher anlocken, das Offenbacher Kulturleben noch spürbarer bereichern: Das hat sich der Kunstverein Offenbach fest vorgenommen. Denn trotz seiner prominent gelegenen Ausstellungsflächen im Herzen der Innenstadt im ersten Stock des KOMM-Centers bleibt die Resonanz bisher überschaubar.

Offenbach - „Wir wollen unsere Reichweite erhöhen“, sagt Vorsitzender Dieter Faulenbach da Costa selbstkritisch. „Bisher beschränkt sie sich hauptsächlich auf die Vernissagen, zu denen einige Kunstschaffende und Interessierte kommen.“ Doch im Alltag bleibe es ruhig, es gebe kaum Besucher, die zufällig vorbeischauen.

Dabei ist die Galerie mit ihren wechselnden Ausstellungen an sechs Tagen jeweils vier Stunden geöffnet – für den Verein eine enorme Leistung. „Mitglieder, Freunde und Förderer übernehmen alles ehrenamtlich“, so der Vorsitzende. Die Öffnungszeiten sind eine Auflage seitens des KOMM, das dem Verein die Fläche mietfrei zur Verfügung stellt. „Dafür sind wir sehr dankbar.“ Die große Fensterfront, die vorher zugeklebt war, wurde geöffnet und bietet einen schönen Blick auf den Aliceplatz. „Der Raum ist jetzt viel heller und freundlicher. Das braucht eine Galerie und damit zeigen wir, dass wir uns nach außen öffnen“, sagt er.

Faulenbach da Costa übernahm im November vergangenen Jahres den Vereinsvorsitz, kam dazu „wie die Jungfrau zum Kinde“. Denn selbst künstlerisch aktiv war der 78-jährige Architekt nie, ist aber als leidenschaftlicher Sammler dem Verein verbunden. „Ich besitze rund 180 Bilder, habe zuhause kein Stück leere Wand.“ Als ehemaligem Kommunalpolitiker kam ihm die Idee, teils eingeschlafenen Städtepartnerschaften auf diese Weise wieder neues Leben einzuhauchen: „Warum nicht die europäische Partnerschaft auf die Ebene der bildenden Kunst heben und dadurch intensivieren?“

Er denkt an ein gemeinsames Projekt mit Künstlern aus Offenbach und den Partnerstädten Esch-sur-Alzette in Luxemburg und Mödling bei Wien, eine Wanderausstellung abwechselnd an allen drei Orten. In beiden Städten hat er bereits Gespräche geführt, ist gerade frisch zurück aus Mödling. Man arbeite nun mit Herzblut daran, 2023/24 ein solches Projekt auf die Beine stellen zu können. „Wir wollen zeigen, dass es überall qualifizierte, unbekannte Künstler gibt, die es lohnt auszustellen.“ Das Projekt werde sich, so hofft er, verstetigen, zu einer Art Triennale werden.

Alle Ausstellungen, so schwebt ihm vor, sollten künftig thematische Schwerpunkte haben. Also beispielsweise Fragen stellen wie: Graffiti – ist das Kunst oder Schmiererei? Oder einen Überbegriff wählen, etwa Wohnungslosigkeit, woraufhin sich Künstler mit ihren Werken bewerben. Faulenbach da Costa regt zudem an, nach Vorbild des Sportbundes, mit anderen Kulturinitiativen eine Art Künstlerbund zu bilden und sich gegenseitig zu unterstützen. Mit einigen Vorsitzenden gab es schon Treffen, weitere sollen folgen. „So eine Kooperation könnte die Kulturarbeit in Offenbach bereichern“, findet er – und hofft zudem, die Hochschule für Gestaltung (HfG) wieder zur Zusammenarbeit zu gewinnen.

Ein weiteres Anliegen ist ihm die Artothek, die in den vergangenen Jahren ein trostloses Dasein geführt hat. Die rund 600 Werke von Künstlern aus Offenbach, aber auch Portugal, Frankreich oder afrikanischen Ländern, lagern in Kisten in einem Nebenraum. So umfangreich und wertvoll die Sammlung auch ist, so wenig strukturiert ist sie bisher. „Die Bilder sind nicht systematisch erfasst, es gibt bislang keinen Katalog. Das wäre dringend notwendig, ist aber sehr viel Arbeit.“ Ein weiteres Problem: Es fehlt die Technik, um die Bilder aufzuhängen, das gelingt nur mit Unterstützung von Sponsoren. Aber bislang fehlt auch ein fester Ort, um sie zu zeigen und zu verleihen – der eigentliche Zweck einer Artothek.

Dabei setzt der Kunstvereins-Vorsitzende auf die „Station Mitte“, eines der Schlüsselprojekte des Zukunftskonzepts Innenstadt, in dessen Zuge die Stadtbibliothek in die City umziehen soll. Diese verfüge über das notwendige Wissen zum Thema Ausleihe und könnte so geplant werden, dass die Artothek dort eine neue Heimat findet, ein „Kreativhaus“ entsteht. Dazu hat er erste Gespräche mit Stadtrat und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und mit Bibliotheksleiterin Nicole Köster geführt. „Lesungen, Kunstaktionen und Theateraufführungen im Ausstellungsraum könnten Menschen in die Stadt locken, die sonst nicht nach Offenbach gekommen wären“, so seine Vision.

Von Veronika Schade

Auch interessant

Kommentare