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Zahl der Einbürgerungen sinkt

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Von: Matthias Dahmer

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Die Personengruppe mit türkischer Herkunft stellt seit Jahren die größte Gruppe an ausländischer Bevölkerung. Der Abstand zu den nächstgrößeren Gruppen ist jedoch in den letzten fünf Jahren kleiner geworden. quelle: melderegister OF
Die Personengruppe mit türkischer Herkunft stellt seit Jahren die größte Gruppe an ausländischer Bevölkerung. Der Abstand zu den nächstgrößeren Gruppen ist jedoch in den letzten fünf Jahren kleiner geworden. quelle: melderegister OF © -

Das Thema Integration ist seit Jahren eines, das in Offenbach polarisiert. Ob sie als gelungen oder gescheitert bezeichnet werden kann, ist in einer Stadt, in der mittlerweile fast zwei Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben, häufig Interpretationssache.

Offenbach - Datengrundlage für eine Steuerung von Entwicklungen und nicht zuletzt für eine Versachlichung von Diskussionen soll der regelmäßige Integrationsbericht der Stadt bieten. Er wird als Monitoring verstanden, um „bestimmte Prozesse zu beobachten und zu dokumentieren“, wie es in dem nun vorgelegten 24-seitigen Papier heißt. Neben der Zusammensetzung der Offenbacher Stadtgesellschaft werden auch Indikatoren wie Erwerbsbeteiligung, Identifikation mit Staat und Gesellschaft oder Fallzahlen der hiesigen Migrationsberatungsdienste betrachtet. Schlaglichter auf ein zwiespältiges Zahlenwerk.

Ständiger Anstieg

Die Stadt Offenbach hat unter den kreisfreien Städten in Deutschland mit derzeit rund 64 % einen der höchsten Anteile an Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Und dieser Anteil steigt seit Jahren kontinuierlich an, im Jahr 2010 lag der Anteil noch bei 55,2 %. Zum Vergleich: hessenweit liegt der Anteil bei knapp 36 Prozent.

Die Bevölkerung in Offenbach wächst nach den Daten der Bevölkerungsfortschreibung der Stadt weiter – von 133 827 im Jahr 2016 auf 140 496 im Jahr 2020. Dieses Wachstum ergibt sich aus dem Anstieg in der Gruppe der ausländischen Bevölkerung sowie der Gruppe der Deutschen mit Migrationshintergrund. Die Gruppe der Deutschen ohne Migrationshintergrund ist dagegen weiter rückläufig und hatte 2020 einen Anteil von etwas über 36 Prozent an der Gesamtbevölkerung.

Nationalitäten

Menschen türkischer Herkunft stellen seit vielen Jahren die größte Gruppe an ausländischer Bevölkerung (siehe Schaubild). Der Abstand zu den nächstgrößeren Gruppen ist jedoch in den letzten fünf Jahren kleiner geworden. Bei der Verteilung fällt außerdem auf, dass sich knapp über die Hälfte auf sieben große Gruppen verteilt. Die Vielfalt wird dabei als vorteilhaft angesehen: „Eine relativ gleichmäßige Verteilung der nicht deutschen Bevölkerung über verschiedene Herkunftsnationalitäten kann als günstiger Faktor für Integration angesehen werden, insofern die Herausbildung geschlossener ethnischer Milieus damit verhindert wird“, heißt es im Integrationsbericht .

Segregation

In aller Regel ist die Bevölkerung in einem Stadtgebiet nicht gleichmäßig verteilt. In Offenbach konzentriert sich die nicht deutsche Einwohnerschaft im Bereich der Innenstadt sowie in den südwestlichen Stadtgebieten.

Fluktuation

Mit der Fluktuationsquote lässt sich der Anteil der Einwohner an der Gesamtbevölkerung berechnen, die eine Stadt jährlich verlassen. In Offenbach ist sie von 11,2 % im Jahr 2013 auf 8,4 % im Jahr 2020 gefallen. Bei der nicht deutschen Bevölkerung bewegt sich der rückläufige Trend allerdings auf höherem Niveau: Die Quote ist im Schnitt von 22, 5 % im Jahre 2013 auf 12, 8 % (rund 18000 Personen) im Jahre 2020 gesunken.

Die Quoten der einzelnen Nationalitäten schwanken dabei deutlich. Unvermindert hoch ist sie bei den Bulgaren (19,9%) und Rumänen (19,6 %). Das überrasche insofern nicht, als dass diese Gruppen erst in den letzten Jahren verstärkt in die Stadt zugezogen seien und sich entweder innerhalb der weiteren Region noch auf dem Wohnungsmarkt orientierten oder nur vorübergehend in Deutschland seien, so der Integrationsbericht.

Kita-Situation

Die Herausforderungen an die Arbeit in Kitas werden deutlich, wenn man die stark steigende Zahl von Kindern betrachtet, in deren Elternhaus nicht vorwiegend Deutsch gesprochen wird und die im Jahr 2020 weiter angestiegen ist. Lag die Zahl 2006 noch bei 1607, so ist sie bis 2020 auf 2547 geklettert.

Sozialleistungen

Ausländische Mitbürger benötigen öfter Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II als Deutsche. Die SGB-II-Quote lag bei ihnen 2018 bei 17%, das sind 4,7 Prozentpunkte mehr bei jenen, mit deutscher Staatsangehörigkeit. „Die Quote ist jedoch deutlich rückläufig“, heißt es im Bericht. Auch der Abstand zur deutschen Bevölkerung habe sich merklich verringert. Dies könne als Hinweis auf eine Angleichung der Lebenslage von zugewanderter und deutscher Bevölkerung und auf eine Verbesserung der sozialen Lage von Zugewanderten verstanden werden.

Identifikation

Als „bemerkenswert“ bezeichnet das aktuelle Integrationsmonitoring die Tatsache, dass die Zahl der Einbürgerungen trotz einem deutlich steigenden Anteil ausländischer Bevölkerung eher rückläufig ist. Allgemein werde die Einbürgerung von Zugewanderten als „Ausdruck einer hohen Identifikation mit dem deutschen Staat“ angesehen, schreiben die Verfasser des Berichts.

Infos im Internet

offenbach.de; Stichwort: Integrationsmonitoring

Von Matthias Dahmer

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