Kriminalität in Offenbach: Schlechter Ruf laut Polizei inzwischen unbegründet
Die Polizei erläutert die jüngste Kriminalstatistik für Offenbach. Die Zahlen sind erneut rückläufig. Nur ein Deliktsbereich fällt aus der Reihe.
Offenbach - Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Polizei: Das subjektive Sicherheitsgefühl des Bürgers mit der objektiven Sicherheitslage in einer Kommune in Einklang zu bringen. In Offenbach ist man angesichts der jüngsten Kriminalstatistik in diesem Bemühen auf einem guten Weg: Seit Jahren sinkende Fallzahlen bei einer gleichzeitig steigenden Aufklärungsquote sind Argumente, denen sich niemand verschließen kann.
Rudi Neu, beim Polizeipräsidium Südosthessen Chef der Pressestelle, kann denn auch bilanzieren: „Offenbach unterscheidet sich aus polizeilicher Sicht nicht von anderen Städten vergleichbarer Größe.“ Der schlechte Ruf von einst sei mittlerweile unbegründet, die Stadt habe viel für ihr Image getan und sich zum Positiven entwickelt. Auf dem Buchhügel haben die Ordnungshüter seit Spätsommer außerdem ein neues, äußerst modernes Revier.
Kriminalitätsstatistik für Offenbach: Zahlen seit fünf Jahren rückläufig
Der Polizeisprecher verweist auf die Details der Statistik: So ist die Kriminalitätsbelastung 2021 im fünften Jahr in Folge rückläufig. Mit 8972 Delikten wurden 509 Straftaten weniger als noch im Vorjahr erfasst, gleichzeitig erreichte die Aufklärungsquote einen Wert von 68,4 Prozent – ein Plus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Damit konnten rund ein Fünftel mehr Straftaten aufgeklärt werden, als 2001, dem Jahr, als das Polizeipräsidium Offenbach und die Polizeidirektion Hanau zum Polizeipräsidium Südosthessen verschmolzen sind“, so Neu.

Hier einige der markantesten Daten aus der Statistik:
- Wohnungseinbrüche: Gemäß landesweitem Trend gingen die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr um 32,7 Prozent zurück auf 107 Fälle (2020: 159 Fälle). In beiden Jahren kamen Einbrecher oft über das Versuchsstadium nicht hinaus: In 42,1 Prozent aller Fälle mussten die Täter ihr Vorhaben aufgeben. „Hier trägt unsere Aufklärungsarbeit und die Beratung zum Einbruchsschutz Früchte“, erläutert Rudi Neu. Erfreulich: In diesem Deliktsfeld erreichte die Aufklärungsquote einen Spitzenwert von 29 Prozent und liegt damit noch über dem bisherigen Rekordwert von 28,6 im Jahr 2017.
- Drogendelikte: Ein deutlicher Rückgang ist im Jahr 2021 auch bei der Betäubungsmittelkriminalität zu verzeichnen. Wurden 2020 noch 1192 Fälle angezeigt, waren es 2021 nur noch 921 Straftaten, ein Minus von 22,7 Prozent. „Da es sich um ein klassisches Kontrolldelikt handelt, erklärt sich auch die anhaltend hohe Aufklärungsquote von 96,3 Prozent, die im Vorjahr bei 96,4 Prozent lag“, erklärt Neu. Hinzu komme, dass man im Zuge von Corona-Kontrollen einiges entdeckt habe. Auch künftig gelte: Eine starke Polizeipräsenz und damit einhergehend eine hohe Kontrolldichte sollen in Verbindung mit Videoschutzanlagen die Tatgelegenheiten verhindern.
- Internetbetrug: Entgegen der Gesamtentwicklung muss im vierten Jahr in Folge ein Anstieg der Internetkriminalität vermeldet werden. Die Fallzahlen stiegen von 526 im Jahr 2020 auf nunmehr 766. Im Jahr 2018 wurden in diesem Deliktsbereich noch 396 Straftaten erfasst. Rudi Neu: „Insofern lässt sich nur bedingt ein Zusammenhang mit den Corona-Beschränkungen ableiten. Die vermehrte Nutzung des Internets dürfte hier eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung spielen.“ Erfreulicherweise sei auch hier die Aufklärungsquote wieder verbessert worden und liege nun bei 88 Prozent (Vorjahr 85,2 Prozent).
- Jugendkriminalität: Mit einem Bündel an Maßnahmen begegnet die Polizei der Jugendkriminalität. Hervorzuheben sind das Programm „PiT – Prävention im Team“, bei dem Schüler lernen, gewaltfrei zu reagieren und nicht zuletzt das „Haus des Jugendrechts“, mit dem schnell auf strafbares Verhalten reagiert werden kann. 2021 wurden 1146 Fälle von Jugendkriminalität erfasst, die niedrigste Zahl seit 2001.
- Gewalt gegen Beamte: Auch hier ist die Entwicklung erfreulich: Mussten 2020 noch 60 Fälle aufgenommen werden, waren es 2021 nur noch 45 Fälle. Den rückläufigen Trend erklärt Rudi Neu unter anderem mit der Einführung der sogenannten Body-Cams im Jahre 2015. Die Kameras am Körper der Einsatzkräfte zeichnen ein Geschehen auf. „Das schreckt viele ab“, sagt Neu.
- Straftaten von Zuwanderern: Ebenfalls rückläufig ist die Kriminalität im Kontext von Zuwanderung. Wurden 2020 noch 429 Fälle erfasst, liegt die Zahl der Straftaten, bei denen mindestens ein Zuwanderer als Tatverdächtiger ermittelt wurde, nun bei 323 Fällen. Entgegen verbreiteten Vermutungen handelt es sich dabei nicht um schwere Delikte. Schwerpunkte sind Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz (203 Fälle), gefolgt von Beförderungserschleichung (47 Fälle).

(Matthias Dahmer)