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Zirkus will dauerhaft in Offenbach bleiben: „Wir fühlen uns hier zuhause“

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Von: Veronika Schade

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Zirkusdirektor Marco Frank mit seinen Kamelen. Ob der Circus Barus ein festes Quartier in Offenbach aufschlagen kann, wird in der Stadtverwaltung noch erörtert. Archiv
Zirkusdirektor Marco Frank mit seinen Kamelen. Ob der Circus Barus ein festes Quartier in Offenbach aufschlagen kann, wird in der Stadtverwaltung noch erörtert. Archiv © R. Oeser

Nach fast zwei Jahren im „Corona-Exil“ hat der Circus Barus in Offenbach Heimatgefühle. Er würde hier gerne einen festen Standort haben. Die Stadtverwaltung hält sich bedeckt.

Offenbach - Die nunmehr zwei Jahre der Corona-Pandemie waren für niemanden einfach – erst recht nicht für einen kleinen Zirkus, der normalerweise sein Geld damit verdient, durchs Land zu fahren, um an wechselnden Orten aufzutreten. Das war kaum möglich. So kam es, dass der Circus Barus im Frühjahr 2020 – er wollte gerade in die neue Saison starten – in Offenbach strandete. Und mit der Zeit Heimatgefühle entwickelte. „Wir wollen sehr gern einen dauerhaften Platz in der Stadt finden“, sagt Zirkusdirektor Marco Frank.

Rückblick: Zunächst verweilten die Mitarbeiter mit den rund 30 Tieren an ihrem geplanten Auftrittsort in Bürgel auf dem ehemaligen Clariant-Parkplatz an der Offenbacher Straße. Doch dann ordnete die Stadt eine Räumung des Geländes an. Der Zirkus konnte aber nicht in sein Winterquartier zwischen Fulda und Bad Hersfeld zurückkehren, da der Platz von zwei weiteren Zirkussen der Familie belegt war. Nach zahlreichen hessenweiten Medienberichten zog die Stadt den Räumungsbescheid zurück.

Circus Barus in Offenbach im „Corona-Exil“: „Die Hilfsbereitschaft war riesig“

Im darauffolgenden Winter stellte sie für den Zirkus eine Ausweichfläche auf dem Buchhügel nahe des Wetterparks zur Verfügung. Auch ohne Auftritte entwickelte er sich in seinem „Corona-Exil“ zu einer Attraktion, zog viele Menschen an, die sich an den Ponys, Kamelen, Lamas, Ziegen und anderen Tieren erfreuten – und fleißig spendeten.

„Die Hilfsbereitschaft war riesig“, freut sich Marco Frank. „Ohne sie hätten wir niemals unsere Tiere versorgen und als Zirkus überleben können. Wir sind so dankbar.“ Auch musste der Zirkus weder das Gelände noch Strom bezahlen. Als es die Coronazahlen zuließen, revanchierte sich die Zirkusfamilie mit kostenlosen Auftritten.

Im Dezember verabschiedete sich der Zirkus nach Hanau-Steinheim, wo er traditionell sein Weihnachtsprogramm zeigt. Den Platz hat er Anfang dieser Woche geräumt, schlägt nun vorübergehend sein Lager in Dietzenbach auf. „Das ist eine Lösung für drei, vier Wochen. Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht“, sagt der Zirkusdirektor. „Es ist immer wieder aufs Neue ein Kampf.“

Circus Barus hat sich in Offenbach sehr wohl gefühlt: „Wir fühlen uns hier zuhause“

Denn dass ein Zirkusleben wie vor der Pandemie so schnell nicht möglich sein wird, ist ihm klar. Zudem habe die lange Zeit in Offenbach viel verändert: „Mensch und Tier haben sich hier sehr wohlgefühlt. Es haben sich Freundschaften entwickelt. Wir fühlen uns hier zuhause. So etwas kannten wir vorher gar nicht.“

So kam der Wunsch nach einem festen Standort in Offenbach auf. „Ein leer stehender Bauernhof zum Beispiel oder ein Firmengelände, schön wäre ein Wiesengrundstück, es kann aber auch befestigt sein“, erläutert Frank. „Besonders groß muss es nicht sein, so 60 auf 60 Meter reichen.“ Bevorzugen würden die Betreiber einen Mietkauf. „Auch wenn wir irgendwann wieder auf Tour sind, wäre es toll, Offenbach als unser Zuhause zu haben.“ Er könne sich gut vorstellen, Zirkusworkshops und andere Projekte für Kinder anzubieten. Etwa in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendfarm, falls eine Rückkehr auf den Buchhügel möglich wäre. „Das wäre eine Bereicherung für die Schulen und Kitas. Und damit für die Menschen dieser Stadt“, wirbt Frank für seine Ideen.

Die Stadtverwaltung hält sich indes bedeckt. „Nach Rücksprache mit unseren Dezernaten gibt es im Moment keine Pläne und keine abgeschlossene Meinung zur Zukunft des Circus Barus in Offenbach“, teilt eine Stadtsprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die Frage, ob Offenbach als Winterquartier in Frage kommen könnte, werde intern noch behandelt. „Dabei stehen vor allem die Punkte verfügbare Freiflächen und daraus resultierende Kosten für den Zirkus im Fokus.“ (Veronika Schade)

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