Zufallsfund neuen Glanz verliehen

Offenbach/Wiesbaden – Der Monopteros der barocken Residenz mit seinen acht freistehenden Säulen aus dunklem Marmor und der Galerie bildet den repräsentativen Ort, das Streichquartett des Landesjugendsinfonieorchesters gibt dem Anlass musikalisch einen feierlichen Rahmen. VON HARALD H. RICHTER
Mittendrin im Festsaal des Wiesbadener Schlosses Biebrich erwartungsvoll, aber gelassen wirkend Henning Hehner.
„Ich glaube, meine Frau ist aufgeregter als ich“, meint der 77-Jährige aus Rumpenheim und hält seiner Sabine die Hand. Tochter Christine wappnet sich indes für den Moment, der natürlich fotografisch festgehalten werden muss: Gemeinsam mit dem Mühlheimer Bruno Schmück wird Henning Hehner auch für die Bürgerinitiative Rumpenheim an diesem Dienstagnachmittag in der Rotunde des Schlosses den Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises 2019 entgegennehmen. Das geschieht „in Würdigung und Anerkennung der Verdienste um die Restaurierung der historischen Turmuhr in der Evangelischen Schlosskirche zu Rumpenheim“. Keine geringere als Hessens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, überreicht mit diesen Worten die mit 1000 Euro und Urkunde dotierte Auszeichnung.
Bevor die beiden jedoch aufgerufen werden, veranschaulicht ein Film von Manuel Bahmer und Anna-Lena Schmidt die insgesamt neun preiswürdigen Initiativen, hinter denen Privatpersonen und Organisationen stehen, die eine Leidenschaft teilen. Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt beziehungsweise erforscht. So erfahren die über 200 im Festsaal versammelten Gäste aus allen Teilen Hessens auch, wie sehr sich der Hobbyfotograf und ehemalige Buchdrucker Hehner um das mechanische Kleinod im Gotteshaus seines Heimatortes verdient gemacht hat. Zu Hehners Mitstreitern zählte Feinmechaniker Bruno Schmück, „Motor“ der Dietesheimer Techniksammlung.
„Eher zufällig stieß Hehner beim Dokumentieren der Dachsanierung auf das mechanische Uhrwerk und beschloss, es restaurieren zu lassen“, beschreibt eine Off-Stimme, wie es zur Wiederherstellung des 1889 in der Groß-Umstädter Werkstatt Ritzert & Söhne gefertigten Uhrwerks kam, während in etlichen Filmsequenzen die Kirche und das aus 155 behutsam gereinigten und teils neuangefertigten Teilen zusammengesetzte Prachtstück gezeigt werden.
Die Jury des Hessischen Denkmalschutzpreises war vor einiger Zeit landauf landab unterwegs und auch in Rumpenheim gewesen, verschaffte sich einen Eindruck von dem Objekt und erfuhr mehr über die gemeinnützige Initiative, ebenso wie zu den weiteren Denkmalschutzprojekten. Deren Preisträger kommen aus den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Vogelsberg, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner sowie aus Frankfurt, Gießen und Limburg. „In diesem Jahr war die Qualität der Bewerbungen so großartig, dass es nur erste und zweite Preise gibt und die Hessen Lotto Gesellschaft ihr Preisgeld aufgestockt hat“, betont die Ministerin. Insgesamt werden an diesem Tag 32000 Euro ausgeschüttet, so auch für die Initiatoren der Instandsetzung des Wambolt’schen Schlosses in Groß-Umstadt und der Heidbergkapelle in Lauterbach-Sickendorf als erste Preisträger.
Der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Klaus Repp, würdigt das Engagement von Hehner, Schmück und ihrer Unterstützer für die gemeinsame Sache. „Sie haben 150 Ehrenamtsstunden zur Aufarbeitung der wunderschönen Turmuhr verwendet, die in neuem Glanz erstrahlt. Dafür gebührt Ihnen Respekt und Anerkennung.“ Gemeinsam mit Ministerin Dorn und dem Präsidenten des Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Markus Harzenetter, sowie Hessen Lotto-Geschäftsführer Dr. Heinz-Georg Sundermann, gratuliert er den beiden Aufgerufenen, indes im Publikum auch Bruno Persichilli, Vorsitzender der Bürgerinitiative Rumpenheim, die öffentliche Anerkennung und Wertschätzung beklatscht.
Den anschließenden Empfang nutzen Preisträger und Gäste zum Gedankenaustausch. Und so gibt auch Hehner vor der aufgebauten Schautafel mit Bildmotiven der mechanischen Kostbarkeit Auskunft über das von ihm initiierte Projekt. Spätestens da ist auch bei Ehefrau Sabine jegliche Aufregung Freude pur gewichen.