Lebensmittel, Bücher und Kleingeräte - hier wird alles getauscht
Lebensmittel, Bücher und Kleingeräte werden im Stadtteilbüro Nordend in Offenbach getauscht. Das Angebot sei ein Zeichen für ein soziales Miteinander, sagt die Leiterin Bettin Euler.
Offenbach - Brötchen und Croissants, Milch und Joghurt, Wurstkonserven und Kichererbsen, Kekse und Gummibärchen. All das steht regelmäßig bereit zum Mitnehmen im „Fairteiler“ des Stadtteilbüros im Nordend, Bernardstraße 63.
Das Lebensmittelregal mitsamt Kühlschrank hat sich bereits seit mehreren Jahren etabliert. Das Prinzip ist einfach und effektiv: Jeder, der mehr Lebensmittel gekauft hat, als er essen kann, stellt sie in den „Fairteiler“, bevor sie im Müll landen. Andere Menschen können wiederum ins Regal greifen und die Essenreste für ihre Gerichte verwenden.
Das Projekt wird von ehrenamtlichen Lebensmittelrettern wie Carina Schweitzer betrieben: „Wenn ich zum Bäcker gehe, hat der meist zehn bis 20 Brötchen übrig. Die nehme ich mit und lege sie ins Regal.“ Der „Fairteiler“ ist auch ideal für Menschen, die sich bei ihren Partyvorbereitungen verkalkuliert haben und zu viele Päckchen Butter oder Käse übrig haben. „Einige stellen ihre Lebensmittel ins Regal, bevor sie in den Urlaub fahren. Andere, weil ihre Feier wegen Corona kurzfristig abgesagt wurde“, erklärt Carina Schweitzer.
Tauschangebot in Offenbach: „Wir haben auch mal zwei bis drei Tage Leerlauf“
Die Gründe, Lebensmittel zu retten, sind vielfältig und beziehen sich oft aufs Weltgeschehen: „Während Corona hatten wir auf einmal ganz viele einzeln verpackte Croissants von Lufthansa, da die Flüge gestrichen wurden. Und letztens lagen zehn Packungen Weißwürste im Kühlschrank, passend zum Oktoberfest“, berichtet Bettina Euler vom Quartiersmanagement.
Sie sitzt im Stadtteilbüro, beobachtet und verwaltet den Austausch. „Backwaren sind meistens da. Genauso wie Gemüse, Milch, Joghurt, Fertiggerichte, Kekse, Süßigkeiten und Börek“, zählt sie auf. Der „Fairteiler“ garantiert nicht, stets gefüllt zu sein: „Wir haben auch mal zwei bis drei Tage Leerlauf. Dann ist der Kühlschrank eben mal leer“, sagt Bettina Euler.
Abgelaufene Lebensmittel dürfen nicht hineingestellt werden. Ohnehin werden übrig gebliebene Lebensmittel jeden Freitag ausgeräumt und an Tiere verfüttert. „So wird wirklich nichts verschwendet“, erzählt Carina Schweitzer.
Unlängst besuchte ein Lebensmittelkontrolleur das Quartiersmanagement. „Es war aber alles top, denn wir achten sehr auf Reinigung und Sauberkeit des Kühlschranks und Haltbarkeit der Lebensmittel“, erklärt Bettina Euler.

Spielzeug, CDs, Blumentöpfe und Sportgeräte: In Offenbach wird alles getauscht
Neben dem „Fairteiler“ gibt es ein Tausch- sowie ein Bücherregal im Stadtteilbüro, die nach demselben Prinzip funktionieren: „Weitergeben statt Wegwerfen hilft der Umwelt und macht den Mitmenschen eine Freude“, heißt es auf dem Faltblatt. Im Angebot finden sich viele gut erhaltene Dinge wie Spielzeug, CDs, Blumentöpfe und Sportgeräte, die das Regal vor dem Müll bewahrt hat. „Wir hatten hier schon alles. Das meiste können wir ins Regal stellen. Nur letztens kam eine Frau mit einem künstlichen Tannenbaum, die wir leider wegschicken mussten. Der hätte unseren Platz gesprengt“, berichtet Bettina Euler.
Auch die Buchaktion stößt auf Begeisterung: „Das Bücherregal hat sogar jemanden angelockt, der jede Woche vorbeikommt und stöbert, welche Bücher neu dazugekommen sind“, erklärt Bettina Euler. Und da findet sich wirklich alles: Von Stieg Larssons Thrillern über Griechenland-Reiseführer bis hin zu Fantasyromanen ist wohl für jeden Bücherwurm etwas dabei.
Ob Fairteiler, Tausch- oder Bücherregal – alle sind eingeladen, sich an den Aktionen zu beteiligen. Mit jedem abgestellten Objekt wird nachhaltig gehandelt. Und: Man kann seinen Mitmenschen eine Freude machen statt dem Mülleimer. „Jeder kann kommen und das vielfältige Angebot nutzen“, betont Bettina Euler. Es sei nicht nur ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft, sondern auch ein Symbol für ein soziales Miteinander.
Die Regale sind montags bis freitags zwischen 8.30 und 13 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, im Stadtteilbüro Nordend frei zugänglich. (Lisa Marielle Löw)
Viele Lebensmittel werden aussortiert und landen nie in einem Supermarkt, weil sie nicht einer Norm entsprechen. Nico Hauser von der Initiative Foodsharing erklärt im Kreis Offenbach, was man dagegen machen kann.