Blamage für Putin: Slomka zerlegt Propaganda-Show im „heute-journal“
Putin will mit einer alten Karte den russischen Einmarsch in die Ukraine rechtfertigen. Die Propaganda-Show geht allerdings gründlich schief.
Moskau – Im russischen Staatsfernsehen war Wladimir Putin kürzlich mit einer Karte aus dem 17. Jahrhundert zu sehen. Mit dieser wollte er seine eigene Propaganda untermauern und den Einmarsch in die Ukraine rechtfertigen. Immer wieder begründet er diesen mit der These, dass sein Nachbarland überhaupt kein richtiger Staat sei und deshalb auch kein Existenzrecht habe: „Die Sowjetregierung hat die Sowjetukraine geschaffen. Bis dahin hat es in der Geschichte der Menschheit nie eine Ukraine gegeben.“
Laut des amerikanischen Nachrichtenportals Business Insider sieht man in dem vom Kreml veröffentlichten Video Putin mit dem Vorsitzenden des russischen Verfassungsgerichts, Waleri Zorkin. Beide inspizieren die Karte, die aus dem Jahr 1674 stammt und vom französischen Kartografen Hubert Jaillot angefertigt wurde. Auf ihr zu sehen sind Teile Osteuropas und Asiens mit eingezeichneten Städten und Territorien. Bei der Karte handelt es sich allerdings um eine offensichtliche Kopie.
Blamage für Putins Propaganda-Show: Ukraine auf der Karte deutlich zu erkennen
Das große Problem ist aber, dass die alte Landkarte Putins These nicht rechtfertigt, sondern sie komplett zunichtemacht. Somit begründet sie auch keineswegs den Ukraine-Krieg. Wenn man nämlich genau hinschaut, wie es auch die Moderatorin Marietta Slomka in einer Ausgabe des heute journal tat, dann fallen einem allerlei Kuriositäten auf. Sonderbar ist zum Beispiel, dass Putin mit der Karte begründen will, dass die Ukraine kein richtiges Land ist. Zu sehen ist dagegen, dass neben dem Fluss Dnipro deutlich „Ukraine oder Land der Kosaken“ steht.

Auch ist in der Nähe die ukrainische Hauptstadt Kiew eingezeichnet, die früher „Kiow“ geschrieben wurde. Russland war damals laut Business Insider in Europa unter dem Namen Großherzogtum Moskau bekannt. Die heutige Ukraine wurde dagegen zum größten Teil von polnischen Adeligen beherrscht. 1790 nahm das russische Reich die Ukraine in Besitz. 1917 war das Land dann kurz unabhängig, danach ging es aber schnell in der Sowjetunion auf. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist die Ukraine wieder eine eigenständige Nation.
„heute-journal“-Moderatorin zu Putins Propaganda-Show: „Für diesen Unsinn muss die Ukraine bluten“
Das scheint Putin aber nicht zu verstehen, beziehungsweise nicht zu interessieren. Das sah die Weltöffentlichkeit spätestens nach der Annexion der Krim im Frühjahr 2014. Marietta Slomka findet zur bizarren Thematik rund um die Landkarte die passenden Worte: „Für diesen Unsinn muss die Ukraine weiter bluten.“ (Jakob von Sass)