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Babenhausen: 450 Pikse in Oberarme

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Seit Sonntag geboostert: Harreshausen Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht.
Das Impf- und Helferteam nach dem Aufbau der Impfkabinen in der Stadthalle Babenhausen. © Stadt Babenhausen

Gemeinsam gegen die Pandemie: Vier niedergelassene Ärzte in Babenhausen ziehen mit, als Bürgermeister Dominik Stadler mit seinem verwaltungsinternen Krisenstab einen Booster-Marathon anregt.

Babenhausen – 15 Verwaltungsmitarbeiter opfern ihren freien Sonntag, um mitzuhelfen. Am Ende des Aktionstages in der Stadthalle sind rund 450 Dosen Moderna verimpft.

„Vorbildlich“, kommentierten zwei Impfwillige, die extra aus Mühltal anreisten, nach ihrem Piks. „Das hat keine Viertelstunde gedauert“, lobt das Ehepaar, das siam Tag zuvor vergeblich in der Heimatkommune zur Impfung anstand. In Babenhausen hat es geklappt. In großem Radius aus der Region strömen Impfwillige herbei. Aus dem Raum Aschaffenburg, aus dem Rodgau und dem vorderen Odenwald. „Die ersten standen um 7 Uhr vor der Tür“, so der Verwaltungschef.

Seit Sonntag geboostert: Harreshausen Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht.
Seit Sonntag geboostert: Harreshausen Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht. © zah

Weil es Zeitslots gibt – ausschlaggebend ist der Anfangsbuchstabe des Nachnamens – entzerrt sich das Bild. Alles ist bis ins Kleinste durchorganisiert: Zwei Impfstraßen, zwölf Kabinen, vier Ärzte und ebensoviele medizinische Helferinnen, weitere 15 Verwaltungsmitarbeiter für das „Drumherum“ sorgen dafür, dass es die nötigen Abläufe fix gehen.

„Wir schaffen 50 Patienten in einer Viertelstunde“, erklärt der Bürgermeister – 200 pro Stunde. So groß ist der Andrang zwar nicht, um sich seine Booster-Impfung abzuholen. Dennoch ist die Impfauffrischung den meisten sehr wichtig. „Ich arbeite im Außendienst und bin viel unter Menschen, meine Frau war schwanger, jetzt stillt sie. Die Frage, ob impfen oder nicht, hat sich mir nie gestellt“, meint 33 Jahre alte Sven Niebauer aus Schaafheim. Auch Pastor Burkhard Heupel von der Emmaus-Gemeinde ist gekommen, um sich seinen Piks abzuholen: Kurz vor Schluss ergreift auch Harreshausen Ortsvorsteherin Heidrun Koch-Vollbracht die Chance zum Boostern. „Ich war mit meinem Mann nebenan essen und weil es hier so schnell geht, habe ich mich spontan entschieden.“ Auch aus dem Stadthallen-Restaurant „Goldener Engel“ gibt es Unterstützung: Inhaber Marijo Colak spendiert den Helfern die Getränke.

Mich schützen, andere schützen, darum geht es.
Mich schützen, andere schützen, darum geht es“, sagt Burkhard Heupel. Pastor der Emmaus-Gemeinde. © zah

Vier Ärzte folgten dem Aufruf Stadlers für den Aktionstag, darunter die Allgemeinmedizinerinnen Constanze und Annette Herrmann. Auch Dr. Abrar Mirza, der mit seinen Kollegen des Medizinischen Zentrums aktuell an sieben Tagen die Woche impft, war sofort dabei: „Ärzte und Helfer sind am Limit und wir wünschen uns nichts sehnlichster, als Normalität zurück. Aber wenn es brennt, muss man sofort löschen – und momentan brennt es lichterloh.“ Er wünsche sich noch mehr Aufklärung seitens der Regierung, um Impfskeptiker zu erreichen. Falschinformationen, dass Impfungen das Erbgut verändern oder impotent machen, hielten sich hartnäckig: „Manche Patienten haben große Angst.“ Dennoch sieht der Mediziner eine allgemeine Impfpflicht kritisch.

Der Hergershäuser Kollege Matthias Hefter ist weniger zimperlich. „Der Großteil meiner Patienten ist umsichtig und vernünftig“, so der Hausarzt, der auch samstags impft. Die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz habe den Widerstand manchen Impfgegners gebrochen. Dennoch: „Ich bin ein Befürworter der Impfpflicht, die hätte man längst einführen können.“ (zah)

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