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Ärger in der Altstadt von Babenhausen: Anwohner kritisieren soziales Projekt

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Von: Norman Körtge

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Die historische Babenhäuser Altstadt: Anwohner der Schlossgasse kritisieren unter anderem den Standort des „LebensMittelPunktes“,
Die historische Babenhäuser Altstadt: Anwohner der Schlossgasse kritisieren unter anderem den Standort des „LebensMittelPunktes“, © Häsler

Die Fachwerkidylle in der Altstadt von Babenhausen scheint getrübt. Zumindest bei elf Anwohnern der Schlossgasse und des Schlossweges.

Babenhausen – Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammengeschlossen, um ihren Unmut zu bündeln und in einem Brief an Bürgermeister Dominik Stadler, den Magistrat und den politischen Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung kundzutun. Sie führen in ihrem Schreiben drei von ihnen so bezeichnete „soziale Brennpunkte“ auf und bitten um Unterstützung und Lösungen. Namentlich in Erscheinung treten wollen sie nach Angaben ihres Sprechers nicht, da ihnen bereits Gewalt angedroht worden sei. Der Redaktion sind die Namen bekannt.

Einer der drei „sozialen Brennpunkte“ sei der „LebensMittelPunkt“ (LMP), behauptet die IG. An drei Nachmittagen werden dort Lebensmittel, ähnlich wie bei den Tafeln, an Bedürftige ausgegeben. „In den letzten Monaten hat die Anzahl an Klienten dort ein belästigendes Ausmaß erreicht, welches für die Altstadt unangemessen ist. Während der Öffnungszeiten stehen hier weit mehr als 50 Personen vor diesem Kaufhaus“, heißt es in dem Brief.

Dazu zählt die IG auf, dass durch das Anlehnen von Fahrrädern teils denkmalgeschützte Hausfassaden beschädigt worden seien, Zigarettenkippen und Müll auf die Straße geworfen werde, parkende Fahrzeuge Einfahrten blockieren und der Schlossplatz trotz Halteverbot zugeparkt werde. Durch die große Menschenansammlung könnten im Notfall Rettungsfahrzeuge nicht durch die Schlossgasse fahren, befürchtet die IG. Ihre Forderung: Es sei sinnvoller, den LMP in einem Gewerbegebiet anzusiedeln, wo es mehr Parkflächen gebe und auch die Kunden mehr Platz hätten.

Babenhausen: LMP-Vorsitzender wehrt sich gegen Vorwürfe der Interessensgemeinschaft

LMP-Vorsitzender Manfred Müller kennt den IG-Sprecher aus der unmittelbaren Nachbarschaft der karitativen Einrichtung seit dem dieser einmal brüllend und schimpfend in den LMP gestürmt sei. Ein Gespräch mit ihm sei nicht möglich gewesen.

Der LMP habe in der Vergangenheit alles dafür getan, seine Kunden mit Plakaten – auch in mehreren Sprachen – auf Regeln hinzuweisen, es stehen Aschenbecher bereit, und die Stadt habe Fahrradständer montiert, so Müller. Von Schäden an anderen Fassaden sei ihm nichts bekannt. Müller selbst sei bereits kurz vor einer LMP-Öffnung mit seinem Auto durch die Gasse gefahren, und die dort Wartenden hätten Platz gemacht. „Das würden sie sicherlich auch für Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst machen“, so Müller. Außerdem: Jeweils kurz nach Ladenöffnung löse sich die Menschenansammlung auch schnell auf. Einen Umzug schließt Müller aus. Der LMP sei vor gut zehn Jahren zentral in der Altstadt etabliert worden, damit gerade ältere, bedürftige Bürger diesen gut erreichen können.

Bürgermeister von Babenhausen sieht Stadt nicht zuständig

Bürgermeister Dominik Stadler (unabhängig) sieht auf Anfrage aus städtischer Sicht keinen Handlungsbedarf. Parkplatzprobleme in der Altstadt gebe es schon lange, und das Ordnungsamt überwache dies auch dementsprechend. Zudem weist er darauf hin, dass es sich um eine öffentliche Fläche vor dem LMP handelt, auf der die Menschen stehen dürfen.

Auch bei den beiden weiteren von IG aufgeführten „sozialen Brennpunkten“ – einer Immobilie in der Schlossgasse und einer am Schlossweg – sieht Stadler die Stadt nicht in der direkten Verantwortung. Zumal es seiner Kenntnis nach die von der IG angeprangerten Dinge in dem Haus in der Schlossgasse – zu viele Bewohner, Müll auf der Straße, Lärmbelästigung, „offene Gewaltexzesse“ und Polizeieinsätze – mittlerweile nicht mehr gebe.

Babenhausen: Interessengemeinschaft fordert mehr Ordnungshüter

Nichtsdestotrotz fordert die IG den verstärkten Einsatz von städtischen Ordnungsbehörden und der Polizei vor allem hinsichtlich nächtlicher Lärmbelästigung im Schlossweg. Als Gründe für ihr Vorgehen führen die IG-Mitglieder an, dass sie als Altstadtbewohner seinerzeit zu einer Sanierungsabgabe verpflichtet wurden, unter dem Hinweis, dass damit eine Wertsteigerung ihrer Immobilie verbunden sei. Außerdem müssten sie für ihre zum Teil denkmalgeschützten Häuser überdurchschnittliche Sanierungs- und Renovierungskosten tragen sowie die entstandenen Schäden beheben. „Mit einer Lösung der Probleme würde die Lebensqualität unmittelbar angehoben und die Attraktion „historische Altstadt “ aufgewertet“, meint die IG. (Norman Körtge)

An Attraktivität gewonnen hat die Altstadt von Babenhausen dagegen, als aus der Bummelgasse im letzten Sommer wieder eine Fußgängerzone wurde. Das war sie auch vorher, nun verhindern allerdings Poller die Durchfahrt für die meisten Fahrzeuge.

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