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Alles fürs Narrenherz in Langstadt

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Die Kleine Garde des TSV Langstadt bei ihrem Open-Air-Auftritt.
Die Kleine Garde des TSV Langstadt bei ihrem Open-Air-Auftritt. © Grimm

Eine gelungene Premiere im Stadtgebiet: Der Funke ist übergesprungen von den Fastnachtern auf der Bühne auf das Publikum, das närrisch genug war, der Einladung des TSV Langstadt zu folgen und eine große Open-Air-Sitzung bei lauschigen Temperaturen und Tageslicht bis spät in die Nacht zu feiern.

Langstadt - Und als die Sonne untergegangen war, war noch lange nicht Schluss. Langstadt Tanzgruppen, Büttenreden und Livemusik – Narrenherz was willst du mehr?

Den Mut, eine Sommerfastnacht auf die Beine zu stellen, haben die Mitglieder der TSV-Karnevalsabteilung, an der Spitze Florian Simon, sicher nicht bereut. Rund 300 kostümierte Partygäste, auch aus Nachbarorten, füllten das aufwendig dekorierte Terrain zwischen Markwaldhalle und Vereinsheim. Foodtrucks, die stattlichen Palmen von der Beach-Party der Feuerwehr, eine Elferratstheke in Form einer großen Narrenkappe und natürlich das unterhaltsame Sitzungsprogramm mit überwiegend vereinseigenen Akteuren trugen zum Gelingen bei.

Vertraute Elemente, wie der singende Landwirt aus dem Odenwald, der für Tusch und Narhalla-Märsche sorgte, und natürlich Sitzungspräsident Frank Ludwig Diehl, dessen Elferrat auf vier Herren an seiner Seite geschrumpft war, bauten eine Brücke von der traditionellen Lengschder Fastnacht in diese ungewohnte Veranstaltungsform. Sie war natürlich der Pandemie geschuldet. „Wer weiß, was im kommenden Winter los ist, da ist es vielleicht wieder unmöglich, eine Sitzung zu feiern. Ich war sofort dafür“, sagte Diehl, für den „ein Winter ohne Fastnacht lang ist“.

Auch die anderen Mitglieder der Abteilung „waren begeistert von der Idee einer Sommerfastnacht“, erzählt Simon. Aber der Aufwand und die Kosten seien deutlich höher gewesen als wenn man wie im Saal der Markwaldhalle gefeiert hätte. Statt einfach vorhandene Stühle und Tische aufzubauen, mussten Bierzeltgarnituren, Zelte, Theken, Kühlwagen und anderes ausgeliehen werden. Foodtrucks mit deftigen Speisen und süßen Crêpes nahmen den Veranstaltern das kulinarische Catering ab.

Das Putztrudchen (links, Kirsten Goksch) erzählte von ihrem Malkurs – sehr zur Freude des närrischen Publikums.
Das Putztrudchen (links, Kirsten Goksch) erzählte von ihrem Malkurs. © Grimm

Dass die Veranstaltung nicht nur wegen der Pandemie, sondern vor allem wegen des Kriegs in der Ukraine unter besonderen Umständen stattfindet, sparte Diehl in seiner Ansprache nicht aus. In Verse konnte er seine Anmerkungen über die Schrecken dieses Krieges und seine Opfer, darunter auch die Hungeropfer in Afrika und die Verfolgten Regimegegner in Russland, nicht fassen. „Es geht mir einfach zu nah“, sagte er und rief zu einer Gedenkminute auf. „Aber wir feiern zum Trotz, als Demonstration des Lebens“, so der Sitzungspräsident, der auch auf die Pandemie und ihre Auswüchse einging. „Ganz Vorsichtige tragen sogar allein im Auto oder im Wald ihre Maske. Da ist vielleicht dann doch übertrieben“, so Diehl, der ankündigte, dass corona-konform auf der Bühne und von der Elferratstheke herunter nicht geküsst werde. Schon vor Ende der ersten Programmhälfte fiel diese Regel dann einer gewissen Anarchie zum Opfer.

Die Kleine Garde des TSV, die etwas geschrumpfte und mit Männern verstärkte Tanzgruppe „Glamourös“ mit Musik aus den 70ern, die Tanzgruppe „Spot“ (früher Hashtag-Garde) und „Kult“ als sexy Matrosinnen mit roten Strümpfen wirbelten über die Bühne. Als hätte es keine Corona-Pause gegeben.

Das Männerballett als Britney Spears, unterstützt von Roland Kaiser (Markus Metzler) und Maite Kelly (Heiko Duda), sorgte für Gekreische im närrischen Partyvolk. So viel Britney mit verrutschten Perücken und Busen war nie. Stimmungslieder lieferten die Disharmoniker unter der Leitung von Dieter Haag und und die Band „Atze and Friends“. Kirsten Goksch aus Semd, Wiederholungstäterin auf der Lengschder Fastnachtsbühne, unterhielt als Putztrudchen. Sie erzählte von ihrem Online-Malkurs an der Volkshochschule bei einem Lehrer, der „als Kind nicht nur gehänselt, sondern auch gegretelt wurde“.

Der Babenhäuser Fastnachter Rolf Kreisel verband seine Premiere in Langstadt, die er als leicht gerupfter Sangesfreund nach einem Sängerwettstreit bestritt, mit seinem Bühnenabschied nach 40 Jahren Fastnacht. (Petra Grimm)

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