Auf dem Weg zum Schutzkonzept in den Pfarreien

Alle Pfarrgemeinden im Bistum Mainz sollen bis zum 1. August individuell ein „Institutionelles Schutzkonzept“ (ISK) erarbeiten, das Maßnahmen zur bestmöglichen Prävention gegen Missbrauch und Gewalt jeglicher Art in Einrichtungen der katholischen Kirche aufzeigt.
Darmstadt-Dieburg – Mit dem Institutionellen Schutzkonzept, eine Art „Handbuch“, sollen es Haupt- und Ehrenamtliche ein Stück leichter haben, gar nicht erst in die Gefahr ungewollter Grenzüberschreitungen zu geraten. Profitieren sollen Schutzbefohlene wie Kinder, Jugendliche und Behinderte, deren Schutzräume in kirchlichen Institutionen sicherer werden sollen.
Seit mehreren Monaten erstellen auch die Pastoralräume Bachgau und Otzberger Land ein solches Konzept. Die Pastoralräume haben im vergangenen Jahr die Dekanate abgelöst. Bachgau hat Pfarreien in Dieburg, Münster, Eppertshausen, Babenhausen, Schaafheim, Mosbach und Radheim sowie zusammen sechs selbst betriebene Kindertagesstätten; Otzberger Land umfasst Groß-Zimmern, Groß-Umstadt, Dorndiel, Reinheim, Groß-Bieberau, Habitzheim und Hering und betreibt eine Kita. Sie haben sich für die anspruchsvolle Aufgabe zusammengetan. Elf Frauen und ein Mann bilden ein gemeinsames ISK-Team. Am Ende stehen sollen – teils gleichlautend und teils auf die lokalen Gegebenheiten angepasst – „zehn, zwölf Seiten in positiver Sprache inklusive eines Verhaltenskodex“, sagt Andreas Reifenberg. Der Koordinator des Pastoralraums Bachgau und Juliane Brechtel (Leiterin der Dieburger Kita St. Josef und Präventionskraft) haben nun den nächsten wichtigen Schritt dorthin erläutert: Das ISK-Team hat eine Schutz- und Risikoanalyse in Form eines Fragebogens durchgeführt, dessen Rückläufer jetzt ausgewertet sind und unserer Mediengruppe vorliegen.
182 Personen aller Altersgruppen nahmen (anonym) an der Umfrage teil. Davon waren 117 Frauen. Mitmachen konnte prinzipiell jedes Gemeindemitglied, vom Ministrant bis zum Chorleiter. Antworten sollte man auf die insgesamt elf Fragen in fünf Abstufungen von „trifft gar nicht zu“ bis „trifft sehr zu“. Darüber hinaus konnten die Teilnehmer ihre persönliche Sichtweise im freien Text ausführlicher schildern.
Unterm Strich zeichnen die Rückmeldungen aus den Pfarreien der Pastoralräume Bachgau und Otzberger Land ein erfreuliches Bild: „Für die meisten gibt es keinen Grund, sich in ihrer Pfarrgemeinde unsicher zu fühlen“, nennt Reifenberg ein Ergebnis. Aus der Auswertung geht etwa hervor, dass nur sechs Personen mit „trifft eher zu“ oder „trifft sehr zu“ auf die Frage antworteten, ob sie sich in Räumen ihrer Pfarrgemeinde unwohl, unsicher oder gar ängstlich fühlten. Trotzdem seien auch die einzelnen Negativmeinungen wichtig, betont Reifenberg. Schlechte Beleuchtung und unübersichtliche Kellerräume schüchterten mitunter ebenso ein wie ein allzu autoritärer Hausmeister oder Pfarrer. Vereinzelt vermissten Rollstuhlfahrer einen würdigen Platz im Kirchenraum. Eins-zu-eins-Situationen würden mit bestimmten Ausnahmen (Begleitung von Kindern auf die Toilette, Wickeln von Kleinkindern, Beichtgespräche) weitgehend vermieden.
Als Mangel in mancher Pfarrei tauchten in der Umfrage die Beschwerdesysteme für Schutzbedürftige auf: 28 Personen vermissten diese, und der Löwenanteil wusste schlicht nicht, ob es sie überhaupt gibt. Viele wenden sich zwar intuitiv an eine Leitungsperson, kennen aber nicht mal die örtliche Präventionskraft. „Die Hilfswege müssen deshalb transparenter werden“, nennt Juliane Brechtel einen Ansatz zur Verbesserung.
Die Basis ist zu Optimierungen bereit, wie die Umfrage ebenfalls zeigt: Fast alle Personen finden einen Verhaltenskodex für den Umgang mit Schutzbefohlenen in ihren Pfarrgemeinden wichtig. Neben der Darstellung der ermittelten Risikofaktoren soll auf dem weiteren Weg zum Institutionellen Schutzkonzept auch ein ebensolcher Kodex samt Meldewegen für Beschwerden formuliert werden.