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Aus für Mobile Pflege der Bethesda

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Noch im Mai hatte das Sozialwerk mit Plakaten um neue Mitarbeiter für die ambulante Pflege geworben. Nun kommt das Aus.
Noch im Mai hatte das Sozialwerk mit Plakaten um neue Mitarbeiter für die ambulante Pflege geworben. Nun kommt das Aus. © grimm

Babenhausen/Schaafheim – Schreckensnachricht kurz vor Weihnachten: Das Christliche Sozialwerk Harreshausen e.V. (CSWH) muss seine ambulante Pflege beenden und die erst vor zwei Jahren gegründete Bethesda Teams gGmbH liquidieren. 42 Beschäftigten der Bethesda mobilen Pflege gGmbH wurde zum 31. Dezember gekündigt; 75 Pflegebedürftige, die bei sich zu Hause leben, müssen sich einen neuen Dienstleister suchen.

Auch 30 Mietern in den Wohngemeinschaften in Schaafheim muss die Versorgung gekündigt werden. Dies teilte Tom Best, Handlungsbevollmächtigter des CSWH am späten Sonntagabend mit. Wichtig: Alle anderen Einrichtungen und Dienste des Sozialwerks wie das Seniorenzentrum in Harreshausen sind davon nicht betroffen.

Hintergrund sei die Entscheidung die Verbände der Krankenkassen in Hessen, den Versorgungsvertrag zum Jahresende zu kündigen. Der ambulanten Pflege sei im Februar der Versorgungsvertrag zum Jahresende gekündigt worden. Best: „Wir hatten jedoch bereits länger vor, die Organisation umzustellen und dafür vor über zwei Jahren die Bethesda Teams gegründet. Diese bekam nun die Zulassung verweigert, womit wir vor dem Ende der ambulanten Versorgung stehen.“ Eine weitere Stellungnahme konnte Best, für den das aus nach eigenen Angaben „immer noch unfassbar“ ist, am gestrigen Montag aus Termingründen nicht geben.

Mit den Worten „Das ist der schwerste Tag in meinem bisherigen Leben“ habe er am vergangenen Freitag eine Mitarbeiterversammlung eröffnet, in der er das Ende der ambulanten Pflege und die Liquidierung der Teams-gGmbH verkündet habe.

„Bis Anfang November hatte ich den Eindruck, die Umsetzung der nach holländischem Vorbild konzipierten, innovativen Bethesda-Teams zur mobilen Pflege würde – möglicherweise mit Auflagen – erlaubt“, schrieb Best in der Pressemitteilung vom Sonntag. „Doch mit dem Erhalt des Schreibens der Kassen vom 22. November war die Ablehnung klar, daher heißt es nun handeln und nach bestmöglichen Lösungen sowohl für unsere Mitarbeitenden als auch unsere Kundschaft zu suchen.“

Mit der Heimaufsicht werde gerade geklärt, ob in der Einrichtung in dem Babenhäuser Stadtteil zwölf Zimmer im vierten Obergeschoss, in denen aktuell ukrainische Flüchtlinge wohnen, wieder als Wohnbereich reaktiviert werden können. Dort bestünde die Möglichkeit, einige der Beschäftigten und bis zu 15 Senioren vollstationär aufzunehmen, falls sie das möchten.

Die Mieter der Wohngemeinschaft in Schaafheim könnten eventuell einen anderen Dienst finden, der die Versorgung in der WG übernehme, da der Mietvertrag nicht an den Pflegedienst gekoppelt sei.

Wie geht es für die 75 Kunden weiter? Best: „Allen Kündigungen der Klienten legen wir Adresslisten der stationären Einrichtungen und der ambulanten Pflegedienste der Region bei und verweisen auf den Pflegestützpunkt des Landkreises. Wir wissen, dass es aktuell nicht einfach ist, in der Kürze der Zeit einen anderen Dienst zu finden.“

Und die 42 Beschäftigten? „Andere Arbeitgeber werden sicherlich gerne unsere Pflegekräfte einstellen, wobei glücklicherweise einige auch in die Bereiche stationäre Pflege oder Hauswirtschaft nach Harreshausen wechseln werden“, sagte Best. Denkbar sei auch, dass einige Mitarbeiter samt ihren Klienten gemeinsam zu einem anderen Dienst wechselten, nannte der Bevollmächtigte einen weiteren Lösungsansatz.

Best betonte, dass die übrigen Betätigungsfelder und Einrichtungen mit ihren etwa 160 Mitarbeitern von der Einstellung des ambulanten Pflegebetriebes unberührt blieben. Hier blicke das Sozialwerk „als starker Arbeitgeber und mit seiner über 50-jähringen Geschichte dank großer Nachfrage positiv der Zukunft entgegen“.

Die Einstellung des Dienstes sei dennoch ein harter Schlag. Die Einrichtung habe erst kürzlich beim Qualitäts-Audit der Prüfgesellschaft Dekra in den Bereichen Tagespflege, ambulante und stationäre Pflege sowie der Serviceangebote „ein sehr gutes Gesamtergebnis“ erzielt. In puncto Dienstleistung und Organisation sowie pflegerischen Leistungen habe die mobile Pflege aus Harreshausen beim Pflege-TÜV durch den Medizinischen Dienst „immer gut abgeschnitten und sich auch im Bereich ,Ärztlich verordnete pflegerische Leistungen’ erheblich gegenüber den Bewertungen aus 2019 und 2020 verbessern können“.

Von Ralf Enders

Tom Best
Tom Best © -

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