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Aus Harpertshausen zum Marathon in Rom

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Auch an der Kirche Santa Maria in Monte Santo, eine der berühmten, zwischen 1662 und 1679 errichteten Zwillingskirchen an der Piazza del Popolo in Rom, lief Michele Ridente bei seinem Marathon vorbei.
Auch an der Kirche Santa Maria in Monte Santo, eine der berühmten, zwischen 1662 und 1679 errichteten Zwillingskirchen an der Piazza del Popolo in Rom, lief Michele Ridente bei seinem Marathon vorbei. © p/Ridente

Michele Ridente aus Harpertshausen hat in 4:42 Stunden einen Marathon in Rom absolviert. Der Lauf war ein Projekt für die ganze Familie.

Harpertshausen – Fröhlich winkend und lachend dreht Michele Ridente vor der Zuschauergruppe eine kleine Runde, in der er seine mit dem Handy filmende Frau und seine Töchter entdeckt hat. Er ist kurz vor dem Zieleinlauf des Marathons in Rom, der traditionell am letzten Sonntag im März über das Pflaster der Ewigen Stadt geht.

Die 42 Kilometer zwischen Start und Ziel – jeweils am antiken Kolosseum – hat er offensichtlich entspannt absolviert. Sicher konnte er sich dessen nicht sein, denn es war seine Premiere bei diesem Langstreckenlauf, den er mit einer Zeit von 4:42 Stunden bewältigt hat. „Ich hatte keine Erfahrung, welche Zeit ich laufen würde. Alles unter fünf Stunden war für mich gut, gesund ankommen war mein Ziel“, sagt der Harpertshäuser, der betont: „Ohne die Unterstützung meiner Frau und meiner Töchter wäre ich nicht gelaufen. Sie waren ein wichtiger Teil meiner Motivation.“

In seinem Fall muss man den bekannten Spruch, nach dem „hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht“, also umwandeln in „hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Familie“. Denn als im August vergangenen Jahres die Idee in ihm reifte, einen Marathon zu laufen, fiel damit auch der Startschuss für ein Familien-Projekt. Die beiden Töchter Marilù (8) und Letizia (11) haben ihn beim Training oft mit ihren Fahrrädern begleitet und seine Frau Manuela ist regelmäßig an seiner Seite gelaufen. Als Taktgeberin. Denn sie laufe besonders gleichmäßig, was gut für seinen Rhythmus gewesen sei, erzählt der gebürtige Mannheimer mit italienischen Wurzeln, der seit 2010 im kleinsten Babenhäuser Stadtteil wohnt und sich neben seiner Führungsposition im Investment-Management einer großen Bank vielfältig ehrenamtlich engagiert. Für die SPD sitzt er sowohl im Stadtparlament als auch im Ortsbeirat, er ist der Vorsitzende des Fördervereins der Langstädter Markwaldschule und sowohl im Pfarrgemeinderat als auch im Verwaltungsrat der katholischen Gemeinde St. Josef aktiv.

Erstaunlich, dass er noch Zeit für das ab Oktober intensive sportliche Marathon-Trainingsprogramm aufbrachte. „Lockeres Joggen, maximal zehn Kilometer“ sei für ihn seit einigen Jahren bereits ein körperlicher Ausgleich zu seinem Job. Außerdem werde der Kopf dabei frei. „Vor allem wenn man alleine läuft, entsteht ein beinahe meditatives Gefühl. Ich nehme die Natur anders wahr und komme beim Laufen auch auf neue Ideen.“

Die Entscheidung, in Rom zu laufen, hatte verschiedene Gründe. Zum einen wollte er sich diesen Traum vor seinem 50. Geburtstag erfüllen. Der Termin in Rom am 27. März war zwei Tage davor. Außerdem liebe seine Frau Rom und für Katholiken sei es auch etwas Besonderes am Petersdom im Vatikan vorbeizulaufen. „Da hat alles gepasst“, sagt er.

Ein Selfie nach der Übergabe der Medaille: Familie Ridente in Rom (von links) Marilú, Michele, Manuela und Letizia.
Ein Selfie nach der Übergabe der Medaille: Familie Ridente in Rom (von links) Marilú, Michele, Manuela und Letizia. © p/Familie Ridente

Seine Familie begleitete ihn natürlich auf dem insgesamt dreitägigen Trip, und zwar mit extra angefertigten T-Shirts mit der Aufschrift „Team Mimalema“, zusammengesetzt aus den beiden Anfangsbuchstaben aller vier Vornamen. „Wir sind insgesamt während des Marathons auch mindestens 22 Kilometer gelaufen und gerannt“, erzählt Manuela Ridente schmunzelnd. Sie war mit den aufgeregten Mädchen am Start dabei und dann auf Umwegen oder – wo es trotz der Absperrungen möglich war – entlang der Strecke unterwegs, um ihrem Mann bei Kilometer 21 und noch einmal kurz vor dem Ziel zuzujubeln. Die Töchter erzählen, dass jeder Krankenwagen, der an der Strecke zusammengeklappte Läufer einsammelte, ihnen einen Schrecken eingejagt habe. Aber alles ging gut und nachdem Michele Ridente seine Medaille als Finisher erhalten hatte, stand dann erst mal eine große Eisdiele auf dem Programm – mit 150 verschiedenen Eissorten. Viva Italia.

Eine Corona-Erkrankung der jüngsten Tochter hätte die vier beinahe um ihre besondere Erfahrung gebracht. Erst einen Tag vor dem Abflug wurde sie wieder negativ getestet. Ohne seine Familie wäre er den Marathon nicht gelaufen, sagt der Harpertshäuser: „Alle oder keiner.“ (Petra Grimm)

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