Kritik an Corona-Impfaktion in Babenhausen – „Sehr suspekt“

Es gibt Kritik an der Impf-Aktion gegen das Coronavirus in Babenhausen. Ein Arzt plant sogar die Strafanzeige. Was steckt dahinter?
Babenhausen/Reinheim – „Es ist mir alles sehr suspekt. Ich habe Zweifel, dass da alles mit rechten Dingen zugegangen ist“, sagt der Reinheimer Allgemeinmediziner Klaus Neutard. Gemeint sind die beiden zurückliegenden Impfaktionstage des Babenhäuser Hausarztes Dr. Abrar Mirza, an denen er und sein Team vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) insgesamt mehr als 3 000 Dosen des Corona-Einmalimpfstoffs von „Johnson & Johnson“ in Babenhausen in Oberarme injiziert haben.
Neutard könne nicht nachvollziehen, wie ein Hausarzt an solch große Mengen des Impfstoffs gegen Corona komme, während andere nur reduzierte Mengen nach entsprechenden Bestellungen bekämen. „Ich habe keine Beweise“, sagt Neutard: „Aber da muss ermittelt werden.“
Deshalb habe er vor, Strafanzeige wegen Vorteilsnahme oder Vorteilsgewährung gegen alle Beteiligten zu stellen. Selbst bei Mirza, den er auch persönlich kenne, habe Neutard zum Prozedere nicht nachgefragt. Er spreche aber für viele andere Kollegen, die dem Wirken des Babenhäuser Arztes mit Misstrauen begegnen.
Corona: Nach Impfaktion in Babenhausen – Mirza reagiert auf Anschuldigungen
„Es hat alles seine Richtigkeit“, sagt hingegen Dr. Mirza auf Nachfrage. Er sehe die ganze Sache sehr entspannt. Er habe alle Impfdosen auf regulärem Weg über die Babenhäuser Schloss-Apotheke geordert und diese könne ebenfalls das Bestellprozedere lückenlos vorweisen. Mirza vermutet eine Mischung aus Frust und Neid bei dem Kollegen in Reinheim.
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Dies liege eventuell auch darin begründet, dass Mirza Ende 2020 eine Praxis in Reinheim übernommen hatte. Seitdem sei Neutard auf ihn schlecht zu sprechen, meint Mirza. Neutards Behauptung, dass der Babenhäuser für jede Impfung 75 Euro kassiere, stimme nicht, so Mirza. Es sind 20 Euro und die sind auch nachprüfbar. Der höhere Betrag sei mal für Impfzentren festgelegt worden, in denen das Impfen bekanntlich teurer sei als bei den Hausärzten.
Auch Harald Perschbacher von der Schloss-Apotheke kann die Anschuldigungen von Neutard nicht nachvollziehen. Eine weitere Behauptung des Reinheimer Arztes, dass Hausärzte kein „Johnson & Johnson“ bestellen könnten, widerspricht der Apotheker. Es habe zwischenzeitlich mal einen Engpass gegeben, der auch durch die Medien gegangen sei, aber grundsätzlich können Hausärzte den Impfstoff bei ihrer Apotheke bestellen.
Jeweils bis dienstags 12 Uhr müssten die Ärzte ihre Bestellungen für die Folgewoche aufgeben und die Apotheker dann bis 15 Uhr diese an ihren Großhändler weitergeben. Diese wiederrum geben das an eine Bundesstelle weiter, die letztendlich die verfügbaren Impfstoffmengen aufteile. (Norman Körtge)