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Babenhausen: Der See bebt nur sachte

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Statt Ausrasten vor der Bühne Chillen im Sonnenuntergang: Das Seebeben 2020 unterschied sich erheblich von dem vergangener Jahre.
Statt Ausrasten vor der Bühne Chillen im Sonnenuntergang: Das Seebeben 2020 unterschied sich erheblich von dem vergangener Jahre. © Just

Tausende, die zu den Beats und Laserblitzen ekstatisch hüpfen, tanzen und kreischen oder sich taumelnd in den Armen liegen – so sah der Freitagabend die vergangenen zehn Jahre beim Seebeben in Babenhausen aus.

Babenhausen - Dieses Jahr ein komplett anderes Bild: Der Bereich vor der Bühne ist menschenleer, an entfernten, weit auseinander gestellten, Tischen sitzen 250 junge Menschen, die sich entspannt unterhalten. Statt einem vibrierenden Boden fallen einem Personen auf, die mit ihren Handys den idyllischen Sonnenuntergang am Sickenhöfer See einfangen. Nur ab und an steht jemand mal auf und wippt zu den eher sanften Rhythmen von DJ Rino mit.

Am Wochenende ließ sich fast beklemmend erfahren, was das Coronavirus aus dem Seebeben gemacht hat und welche entbehrungsreiche Zeit die Seuche für Partyhungrige bedeutet. Eigentlich war die Veranstaltung ja abgesagt. Dann entschied man sich doch für eine abgespeckte Version. „Erst vor wenigen Tagen erhielten wir von den Behörden das endgültige Okay“, sagt Andreas Bludau, Vorsitzender bei den Handballern der SG Rot-Weiss. Deren fleißige Helfer schafften es seit Jahren, das Seebeben zu einem Magnet für das Partyvolk der Region zu machen. Nun war er froh, wenigstens an zwei Abenden 250 Personen versammeln zu dürfen. „Anfangs hatten wir nur den Samstag mit Cover-Bands geplant. Da die Tickets in kürzester Zeit weg waren, nahmen wir spontan noch den Freitag mit DJ Rino hinzu“, erläutert Bludau. Der Vorverkauf wurde, auch für Vereinsmitglieder, nicht angekündigt. Das garantierte ein bunt gemischtes Publikum. Für die Mitglieder und Freunde der SG war dann vor allem der Freitag als Zusatzangebot gemünzt.

Das Hygienekonzept sah an beiden Abenden 25 Gruppen à zehn Personen vor, die einen Tisch mieten konnten. Jener Bereich – mit ein paar Liegestühlen ausgeschmückt – war auch zum Tanzen gedacht und sollte nicht verlassen werden. Die Getränke brachten Bedienungen mit Masken.

Die 250 Festivalbesucher waren innerhalb ihrer Partyzone vom Mund-Nasen-Schutz befreit. Die meisten verloren sich ein wenig auf dem weiträumigen Gelände. Die Atmosphäre kam eher einem Biergarten gleich, der mit DJ und Livemusik aufgewertet wurde. „Wir sind schon froh, dass überhaupt was läuft. Hier wird ja schon das Maximale geboten, mehr geht eigentlich nicht“, lobten Sophia (24) und Janosch (20).

Sie sprachen stellvertretend für eine Gruppe, die extra aus und um Gelnhausen kam. Auch das Essen mit asiatischen Sandwiches und Bowls bekam von ihnen einen Daumen hoch.

DJ Rino stand am Freitagabend am Plattenteller.
DJ Rino stand am Freitagabend am Plattenteller. © Just

An beiden Abenden war bereits um Mitternacht Schluss. Zuvor lieferte das Wetter traumhafte Sommerstimmung. Am Sonntag zog Wolfgang Kettler vom Orga-Team ein positives Fazit. „Wir hatten noch nie ein so ruhiges und entspanntes Seebeben“, sagte er schmunzelnd mit Blick auf die Zuschauerzahl und den überschaubaren Auf- und Abbau. 2021 wünscht er sich sehnlichst, wieder mehr zu tun.

Dem SG-Vorsitzenden Andreas Bludau war vor allem das Einhalten der Hygiene-Regeln wichtig. Für ihn traten die Besucher sehr diszipliniert auf. Dass Spaß trotz Corona weiterhin möglich ist, dafür spricht nächste Woche an gleicher Stelle das Stadt-Land-Bass-Festival.

Dessen Macher, Benjamin Gerhardt, setzt danach mit Bludau noch eine andere Idee um: Bis in den September laden sie am See zum „Valalta Beach-Club“. An den Wochenenden warten neben Urlaubs-Feeling auch ein Musikprogramm. „Nach dem Seebeben und Stadt-Land-Bass geht"s dieses Jahr am See erstmals weiter“, kündigen die Partner an. (Michael Just)

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