Heimatgeschichte einmal anders in Babenhausen

„Wie war das früher?“ heißt das pädagogische Projekt des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Babenhausen, bei dem die Schüler der drei Babenhäuser Grundschulen, jeweils entweder der dritte oder der vierte Jahrgang, Heimatkunde einmal anders erlebten.
Babenhausen- Mit Zeitzeugenberichten als Informationsquelle über die Vergangenheit produzierten die Kinder in Kleingruppen Hörspiele und Trickfilme mit digitalen Medien – von der Idee über das Drehbuch bis zur gestalterischen und technischen Umsetzung. Es habe richtig Spaß gemacht, sagen die Vertreter der beteiligten sieben Klassen aus der Kernstadt, Hergershausen und Langstadt bei der Präsentation der Ergebnisse in der Schule im Kirchgarten.
Bei den Workshops in Zusammenarbeit mit dem Babenhäuser Büro für Erinnerungskultur und dem Büro für Medienbildung aus Darmstadt gelang es offensichtlich, eine persönliche Verbindung zu schaffen zwischen der Lebenswelt der kleinen Babenhäuser damals und den Erfahrungen der heutigen. Dabei seien auch die unterschiedlichen Migrationsgeschichten der Herkunftsfamilien in den Blick genommen worden, sagte HGV-Vorsitzender Georg Wittenberger.
Wie war es in der Schule als meine Oma oder Uroma so alt war wie ich? Wie haben Kinder damals ihre Freizeit verbracht? Wo konnte man einkaufen? Antworten auf diese und andere Fragen fanden sie in den aufgezeichneten Erinnerungen alter Babenhäuser, mit denen Christian Hahn und Holger Köhn vom Büro für Erinnerungskultur seit einigen Jahren bereits Interviews führen und für die Nachwelt in Audio-Dateien konservieren.
Und die Schüler staunten nicht schlecht, „dass die Kinder nach der Schule noch auf dem Feld mitarbeiten mussten und dass es früher verschiedene Geschäfte gab, in denen man einkaufen ging und nicht in einen großen Supermarkt.“
Um in den Trickfilmen und Hörspielen den Gegensatz zwischen früher und heute darzustellen, gingen sie oft auf Zeitreise, indem sie Portale, schwarze Löcher oder auch Zeitreisemaschinen benutzten. In einem ihrer Hörspiele lassen sie die Kinder von damals die Milch beim Bauern holen und im Backhaus selbst Brot backen. Beim Sprung von dieser in die heutige Welt wundern sich die Hörspielfiguren, dass alles was man einkauft, einzeln verpackt ist. „Die Kinder zeigen eine differenzierte Betrachtung. Für sie war nicht alles schlechter, was früher war“, sagte Ronja Hofmann vom Büro für Medienbildung, die die Workshops mit den Grundschülenr geleitet hat. Bei einem Thema schienen sich alle Grundschüler allerdings einig zu sein: In die Schule von damals mit strengen Lehrern, die die Kinder auch geschlagen haben, ohne Gruppenarbeit und tolle Spielgeräte auf dem Pausenhof will keiner zurück.
„Ein Ziel des Projektes ist, dass die Kinder ihre digitalen Geräte, die sie im Alltag vor allem zum Spielen verwenden, auch als Kreativwerkzeuge kennenlernen und die Lehrer zu inspirieren, diese Geräte in den Unterricht einzubauen“, sagte Volker Löw vom Büro für Medienbildung. Positive Rückmeldungen gab es aus den Schulen. „Die technische Unterstützung war eine große Bereicherung. Den Heimatgedanken haben wir hinterher auch im Unterricht noch erweitert“, sagte Sylvia Kraffczyk, die Leiterin der Hergershäuser Bachwiesenschule. Und Lehrerin Stefanie Hartmann, die das Projekt an der Schule im Kirchgarten begleitet hat, erzählte, dass ihre Schüler richtig „Feuer gefangen hatten und hinterher gar nicht aufhören wollten“.
Wittenberger betonte, dass das Projekt ohne die Unterstützung der „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“, die 15 000 Euro beigesteuert hat und durch ihre Geschäftsführerin Jutta Nothacker vertreten war, nicht möglich gewesen wäre. Auch die Stiftung der Sparkasse Dieburg hat 5 000 Euro beigesteuert. Tina Rosenfeld von der Kulturförderung des Landkreises und Bürgermeister Dominik Stadler zeigten sich beeindruckt von den Werken der Schüler, deren Blick sowohl für die Vergangenheit als auch für die Nutzung der neuen Medien erweitert wurde. (Petra Grimm)