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Benefiz-Orgelkonzert in der Stadtkirche Babenhausen

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Orgelfeuerwerk zum Jahresauftakt: Detlef Steffenhagen war in der evangelischen Stadtkirche zu erleben.
Orgelfeuerwerk zum Jahresauftakt: Detlef Steffenhagen war in der evangelischen Stadtkirche zu erleben. © zah

Detlef Steffenhagen ist nicht nur gern gesehener Gast in Babenhausen. Vor allem ist er ein gerne gehörter.

Babenhausen - Der Konzertorganist bezauberte sein Publikum am Sonntagabend in der evangelischen Stadtkirche in Babenhausen einmal mehr mit einem außergewöhnlichen Neujahrskonzert. Ein Orgel-Feuerwerk, dass rund 200 Zuhörer am ersten Tag des neuen Jahres begeistert miterlebten.

Pfarrerin Andrea Rudersdorf begrüßte das Publikum aus ungewöhnlicher Perspektive: Die Kirchenbänke im gotischen Mittelschiff des Gotteshauses waren umgedreht worden, um einen Blick auf den Virtuosen am Instrument auf der Orgelempore zu ermöglichen. Drei Jahre lang mussten Liebhaber des Neujahrskonzertes auf Detlef Steffenhagen warten – pandemiebedingt musste man sich auch diesen Kulturgenuss verkneifen. Jetzt kam er zurück, der beliebte Organist, sympathisch, fast bescheiden begrüßte er sein Publikum.

Ungewohnte Blickrichtung: Die rund 200 Besucher schauten nicht zum Schnitzaltar (im Hintergrund), sondern zur Orgelempore.
Ungewohnte Blickrichtung: Die rund 200 Besucher schauten nicht zum Schnitzaltar (im Hintergrund), sondern zur Orgelempore. © zah

Auf Eintritt wurde auch diesmal verzichtet, stattdessen um eine Spende für ein Herzensprojekt Steffenhagens gebeten. „Ich war zwei Jahre lang nicht bei meinen Kindern!“, berichtete der Musiker, der seine Kunst auch in den Dienst eines Kinderheims in Brasilien stellt. Seine geistig und körperlicher behinderten Schützlinge habe er nun endlich wieder besuchen können, so der Organist.

Zu Recht trägt die Orgel den Beinamen „Königin der Instrumente“. Doch muss der Adelsglanz des imposanten Musikinstruments auch herausgekitzelt werden. Eine Mission, der sich der international erfolgreiche Musiker mit großer Passion widmet. Steffenhagen begann seine musikalische Karriere im zarten Alter von fünf Jahren und gab mit 14 Jahren sein erstes Orgelkonzert. Mühelos, so schien es, bespielte Steffenhagen seine Königin. Die Finger wirbelten über mehrere Tastaturen, zogen Register, die Füße im rotem Schuhwerk bedienten scheint’s leichtfüßig die Pedale.

Das Programm des knapp eineinhalbstündigen Orgelkonzerts war maßgeschneidert für einen schwungvollen, positiven Start ins neue Jahr. Steffenhagen nahm seine Zuhörer mit auf eine musikalische Reise, die mit Start im 17. Jahrhundert durch Klassik und Moderne führte, bis hin zu britischen Volksweisen, populären Musical- und Filmmusiken. Mit dem „Marsch Pomp and Circum-stance“ von Edward Elgar und Georg Friedrich Händels „Arrival of the Queen“ bewegte man sich noch auf bekanntem Terrain. Doch mit den Variationen der englischen Nationalhymne (von Charles Ives) wurde es experimenteller.

Auch die Improvisationen zu englischen, schottischen und irischen Liedern fügten Vertrautes in neue Klangmuster. Und Steffenhagen legte nach, kleidete Bach’s „Toccata und Fuge d-Moll“ in brasilianische Rhythmen.

Nach dem Konzert halfen die Besucher mit, die Bänke wieder umzudrehen.
Nach dem Konzert halfen die Besucher mit, die Bänke wieder umzudrehen. © Panknin

„Jetzt kommt noch etwas ganz Besonderes“, kündigte der Organist an, der zehn Jahre lang in Curitiba (Brasilien) lebte und lehrte, inzwischen in Wächtersbach zu Hause ist und eine bemerkenswerte Bilanz von rund 500 Konzerten in den bedeutendsten Kirchen und Konzertsälen der Welt aufweisen kann. Bereits als junger Musiker war er mehrfacher Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Mit zartem Glockenspiel und pointierter Dramaturgie ging es in die Welt von Zauberlehrling Harry Potter und anschließend zum brandgefährlichen Einsatz von Super-Agent 007.

Die letzten Takte des regulären Programms gehörten der christlichen Botschaft: „Jesus Christ Superstar“, fulminant präsentiert mit einem Klangfeuerwerk auf der Orgel. „Wir sind gestärkt und beflügelt durch die Töne, die sie unserer Orgel entlocken!“, sagte Pfarrerin Andrea Rudersdorf, die das Publikum damit – und gerüstet mit Gottes Segen – ins neue Jahr 2023 entließ. (zah)

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