Classic Car Collection aus Babenhausen siegt mit US-Oldtimer

Die Babenhäuser Classic Car Collection hat mit einem „customized“ Chevy Pick-up aus dem Jahr 1957 einen Wettbewerb gewonnen.
Babenhausen – Ein Pick-up mit offener Ladefläche löst in hiesigen Gefilden kaum Emotion aus. Anders in manchen Regionen der USA, wie Marcel Klein weiß: „Dort ist so ein Pick-up ein eigenes Lifestyle-Gefühl“, sagt der Inhaber, der mit seiner Frau Tina und drei Mitarbeitern den auf US-Cars spezialisierten Oldtimer-Handel Classic Concept GmbH mit der Classic Car Collection und eigener Werkstatt in der ehemaligen Reithalle des Babenhäuser Kasernenareals betreibt.
Neben dem Tagesgeschäft arbeitete das fünfköpfige Team seit Dezember an eben solch einem Fahrzeug – und hat damit nun einen Preis gewonnen: Mit einem 1957er Chevrolet Pick-up setzten sich die Oldtimer-Spezialisten aus dem neuen Stadtquartier Kaisergärten beim „1. German Free Battle US Custom“ in Langenfeld (nahe Köln) gegen Konkurrenzmodelle aus anderen Kfz-Schmieden durch.

Vergangenen Herbst wurde der Wettbewerb ausgeschrieben, ab dem 1. Dezember durfte gewerkelt werden. „Wir haben den Pick-up von A bis Z neu aufgebaut“, sagt Marcel Klein. Der 37-Jährige, der aus Münster stammt und dessen Betrieb vor dem Umzug auf die Kasernen-Konversionsfläche in Sickenhofen ansässig gewesen war, erwarb das 65 Jahre alte Fahrzeug im vergangenen Sommer. „Ich hatte es im Bestand und noch keine speziellen Pläne dafür“, blickt Klein, der mit seiner Frau mehrmals im Jahr in die Vereinigten Staaten fliegt, um neue Oldtimer aufzutun und anschließend nach Südhessen zu überführen, zurück. Für den US-Custom-Battle – unter „customized“ versteht man den individuellen Neuaufbau und die grundlegende Neugestaltung des Ursprungsfahrzeugs – holte er den Pick-up aus der Garage.
Was folgte, war ein Investment von Hunderten Stunden Schweiß und Zehntausenden Euro für die Verwandlung. „Allein in die Lackierung haben wir 20 000 Euro gesteckt“, rechnet Klein vor. Was einer von vielen Gründen dafür ist, dass er den jetzigen Wert auf 150 000 Euro taxiert. Im Wissen, dass man die „hier kaum kriegen wird, sondern zu diesem Preis wohl nur in den USA verkaufen kann. Dort verbinden eben gerade auf dem Land viele ihre Kindheitserinnerungen mit Pick-ups, auf deren Ladefläche sie über die Felder gefahren sind.“ Was man hierzulande nur schwer nachvollziehen könne, führe dort zur Bereitschaft, für derlei Schmuckstücke einen höheren Preis zu bezahlen.

Die Classic Car Collection hat dann auch vor, ihren von Oldtimer-Fans via Online-Abstimmung basisdemokratisch zum Champion gewählten Chevy auf der anderen Seite des Großen Teichs zu verkaufen. Ende Oktober wird der in Babenhausen kreierte Pick-up in Las Vegas ausgestellt, doch erste Interessenten habe er schon, sagt Klein. Den eigenen Sieg – preislich dotiert indes „nur“ mit Ehre und Aufmerksamkeit – könne er gut nachvollziehen: „Ich glaube, die vielen Leute, die für unseren Pick-up abgestimmt haben, haben gesehen, dass wir alles radikal neu gemacht haben.“ Dies beginne bei „einzeln angefertigten Rädern, die es nur einmal auf der Welt gibt“, bis hin zum Motorblock, einem hubraumerhöhten Sieben-Liter-V8-Big-Block. Auf dem Prüfstand werde sich wohl eine Leistung von 700 PS zeigen, schätzt Klein. Dieses Ergebnis stehe aber noch aus. Auf jedes Detail, sei es noch so aufwendig, habe man geachtet, fügt der Unternehmer an. Beispiel dafür: Sämtliche Kabelstränge sind unsichtbar verlegt.

Seinen Spitznamen hat der Oldtimer von 1957 derweil durch seine Lackierung erhalten: „Brown Sugar“ nennt das Team aus den Kaisergärten sein Werk. Ein Fahrzeug, von dem Marcel Klein sagt, dass es eins sei, „von dem jeder Autobekloppte nachts träumt“. Und von dem er sich in einigen Monaten doch wieder trennen wird. (Jens Dörr)