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Doppelmordfall in Babenhausen: Familie des Verurteilten schöpft weiter Hoffnung

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Im Verhandlungssaal des Landgerichts Darmstadt tauschen sich Anja Darsow und Rechtsanwalt Gerhard Strate, der ihren Mann vertritt, aus.
Im Verhandlungssaal des Landgerichts Darmstadt tauschen sich Anja Darsow und Rechtsanwalt Gerhard Strate, der ihren Mann vertritt, aus. © Boris Roessler/dpa

Der Doppelmordfall Babenhausen erreichte überregionale Bekanntheit. Die Familie des Verurteilten gibt nicht auf und bringt neue Indizien für seine Unschuld.

Babenhausen/Darmstadt – Wird die Zivilkammer des Landgerichts Darmstadt den Babenhäuser Doppelmordfall um den Verurteilten Andreas Darsow noch einmal aufrollen? Eine Entscheidung wird in drei Wochen bekannt gegeben werden. Das ist das Ergebnis des gestrigen Verhandlungstages, der nach knapp einer Stunde beendet war.

Elf Jahre nach dem Urteil geht es in dem Zivilprozess eigentlich um eine Schadensersatzklage des Landes Hessen gegen Andreas Darsow. Das Land möchte Leistungen für die behinderte Tochter des 2009 ermordeten Ehepaares – sie überlebte die Tat schwer verletzt – vom Verurteilten erstattet bekommen. Der Anspruch für die Rückerstattung der Versorgungskosten beläuft sich auf 69 308 Euro.

Babenhausen: Familie des Verurteilten kämpft weiter und beteuert seine Unschuld

Von Anfang an hatten allerdings sowohl seine Ehefrau Anja Darsow als auch sein Rechtsanwalt Gerhard Strate deutlich gemacht, dass sie den Prozess nutzen möchten, um für den stets seine Unschuld beteuernden dreifachen Familienvater zu kämpfen und das damalige reine Indizienurteil durch neue Beweise infrage zu stellen.

„Wir müssen jetzt abwarten“, sagte Anwalt Strate, nach der Verhandlung. Für Strate, der auch das bayerische Justizopfer Gustl Mollath und die wegen Mordes ihrer beiden Töchter verurteilte Monika Böttcher vertrat, wäre eine Beweisaufnahme in dem Zivilverfahren und ein Ergebnis zugunsten seines Mandanten ein Hebel für die Wiederaufnahme des Strafverfahrens. „Die rechtskräftige Verurteilung im Strafverfahren ist im Zivilprozess nicht bindend“, sagte die Vorsitzende Richterin über die Möglichkeit der Beweiserhebung.

Neue Beweise im Doppelmordfall von Babenhausen: Familie fordert Gutachten

Bei einer möglichen neuen Beweiserhebung vor der Zivilkammer geht es nun vor allem um neue Gutachten zu einem selbst gebauten Schalldämpfer, der bei den Morden benutzt worden sein soll. Hintergrund sind gegensätzliche Erkenntnisse aus den neuen Gutachten der Verteidigung und im Urteil 2011 angeführter Indizien zu dem Schalldämpfer. Die Entscheidung über ein mögliches unabhängiges Gutachten werde am 30. März verkündet, sagte die Richterin.

„Ein unabhängiges Gutachten wäre natürlich sehr gut,“ sagte Anja Darsow im Anschluss. Sie sei dem Gericht sehr dankbar, dass sie zusammen mit Anwalt Strate zusammen im Gericht sitzen konnte und nicht auf einen der raren Zuschauerplätze hoffen musste.

Auch psychologisches Gutachten über den Verurteilten könnte im Prozess wichtig werden

Die Nervosität war ihr in dem Verfahren sichtlich anzumerken. Mehrfach wechselte sie im Vorfeld die Blickrichtung. Zwischenzeitlich starrte sie an die Decke oder schlicht ins Leere. „Ich war super aufgeregt vorher“, sagte sie. Der Schalldämpfer sei das Hauptindiz gewesen, sie habe jetzt ein „leicht aufloderndes, gutes Gefühl“. „Heute ist wieder so ein Tag, an dem man Hoffnung hat.“ Ihrem Mann in der JVA Schwalmstadt werde sie am Abend von allem berichten. Er war zu der Sitzung gestern nicht geladen.

Darsow setzt auch auf ein von der renommierten forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh im Auftrag der JVA erstelltes neues Gutachten über ihren 52-jährigen Mann. Das erst am Montag bei Strate eingegangene 135-seitige Werk komme nach Aussage von Darsow zu dem Schluss, dass ihr Mann den kaltblütigen Doppelmord nicht begangenen haben könne. „Das wird sich das Gericht sicherlich in den nächsten Wochen durchlesen“, hofft Darsow. (Norman Körtge und Oliver Pietschmann/dpa)

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