Dezentrale Schnäppchenjagd in Babenhausen

Babenhausen – „Wir liegen zwischen zwei Eisdielen. Da kommen heute bestimmt noch einige Leute vorbei“, meint Ralf Diehl, der gemeinsam mit seiner Familie in seinem Hof an der Bummelgasse Verkaufstische aufgebaut hatte. Diese Verkaufslage war am Sonntag wahrscheinlich schwer zu toppen.
Hofflohmärkte boomen in der Region. Was vor allem der Pandemie geschuldet ist, denn die Vorteile dieser Veranstaltungsform liegen auf der Hand und sprechen sich herum: Kein Massenauflauf, da die Stände dezentral in einem ganzen Ort verteilt sind und dazu unter freiem Himmel, wo die Corona-Einschränkungen aktuell überschaubar sind.
Das waren auch die Pluspunkte beim ersten Babenhäuser Hofflohmarkt, den Natascha Frascona, Tanja Sell und Katharina Stadler gemeinsam organisiert hatten. Rund 100 Familien und ihre Höfe in der ganzen Kernstadt beteiligten sich mit einem denkbar breiten Angebot an Kleidung, Kinderspielsachen, klassischer Trödelware, wie Geschirr oder Lampen, bis hin zu Möbeln. Sogar ein Brautkleid suchte eine neue Besitzerin.
„Da alles im Freien und in privaten Höfen stattfindet, haben wir keine großen Vorgaben durch das Ordnungsamt bekommen. Wenn die Stände auf der Straße, also im öffentlichen Raum aufgebaut wären, wäre es anmeldepflichtig gewesen. Wer allerdings auch Essen und Trinken anbietet, musste es anmelden“, berichtet Katharina Stadler. In ihrem verwunschen wirkenden, kleinen Hof hinter einem Fachwerkhaus in der Altstadt bot sie vor allem Kindersachen an. Nach solchen, vor allem nach einem Fahrrad für ihren fünfjährigen Sohn, suchte die Hergershäuserin Janina Schreieck.
Das dreiköpfige Organisationsteam hatte in sozialen Medien, aber auch mit Flyern und Plakaten ordentlich die Werbetrommel gerührt. Im Internet hatten sie nicht nur eine Liste mit allen Standorten und was dort – für das gezielte Stöbern – angeboten wird, veröffentlicht, sondern auch eine Karten erstellt.
Die Idee für den Hofflohmarkt sei spontan entstanden und von den drei Babenhäuser Müttern organisiert und beworben worden. „Im Juni haben wir eine grobe Planung gemacht, die sich dann immer weiter konkretisiert hat. Wir haben die verschiedenen Aufgaben zwischen uns drei aufgeteilt und vor allem in den letzten Wochen gab es einen regen Zulauf von Leuten, die mitmachen wollten“, so Stadler, die sich wegen der guten Resonanz eine zweite Auflage im kommenden Jahr gut vorstellen kann. „Dann werden wir auch einiges weiterentwickeln und optimieren. Denkbar wäre eine Website mit Informationen, dass auch Menschen, die Facebook nicht nutzen, besser erreichbar sind“.
Wenn es in einem Hof mal enger wurde, zückten die Beteiligten ihre Masken. Auch Desinfektionsmittel standen bei den meisten Anbietern bereit und sowohl die Besucher als auch die Händler schienen glücklich über die entspannte Gelegenheit zu kaufen oder zu verkaufen. Denn bei einigen Babenhäusern hatte sich nach eigenen Angaben „schon einiges angesammelt über die Corona-Monate“, in denen keine Flohmärkte und Basare mehr stattfinden durften.
Ein großer Vorteil bei Hofflohmärkten: „Es ist doch sehr praktisch, wenn man in seinem eigenen Hof verkaufen kann. Wir haben gestern Abend hier aufgebaut und müssen heute nirgendwohin fahren und aufbauen, um zu verkaufen“, sagte Daniela Kraus. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke, „dass Dinge wiederverwendet statt weggeworfen werden“, hat für viele an Bedeutung gewonnen. Die städtische Bücherei nutzte ebenfalls die Chance zum Ausmisten und packte Bücher auf lange Tische.
Im Hof von Silvia Bauer in der Altstadt stapelte sich einiges „aus dem die Tochter raus gewachsen ist“. Damit war vor allem Spielzeug, wie Puzzle, Bücher oder auch Rollschuhe in mehreren Größen gemeint. Ihre Tochter verkaufe sonst beim Flohmarkt der Grundschule. Aber auch der war corona-bedingt ins Wasser gefallen. In zwei Höfen wurde sogar Vorlesen für Kinder angeboten, sodass die Eltern sich ganz ihrer Schnäppchenjagd widmen konnten.
Von Petra Grimm