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Ein Paradies für jeden Schützen

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Von: Jens Dörr

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Babenhausens Bürgermeister Dominik Stadler durfte im Beisein von Vereinschef Klaus Spaniol den ersten Schuss abgeben.
Babenhausens Bürgermeister Dominik Stadler durfte im Beisein von Vereinschef Klaus Spaniol den ersten Schuss abgeben. © Dörr

Das SV Hergershausen hat am Wochenende seine neue, hochmoderne 700.000 Euro teure Raumschießanlage eingeweiht. Für den 25. September ist ein Tag der offenen Tür geplant.

Hergershausen – „Links tief“: Das war das Trefferbild des ersten Schusses, den am Samstag Dominik Stadler in der neuen Raumschießanlage des Schützenvereins Hergershausen abfeuern durfte. Der Babenhäuser Bürgermeister, qua früherem Job bei der Polizei vom Fach, ist erst vor ein paar Monaten ins Rathaus eingezogen. Den langen Weg zum neuen Schützenparadies im größten Stadtteil begleiteten noch mehrere Amtsvorgänger.

Denn die Vorgeschichte des nun modernsten nicht kommerziellen Indoor-Schießstands im ganzen Landkreis Darmstadt-Dieburg hat fast drei Jahrzehnte auf dem Buckel. Anfang der 90er zeichnete sich in der Nachbarschaft des Schützenvereins das neue Hergershäuser Wohngebiet ab. Aus Lärmschutz-Gründen stellte der SV, der durch den Brand seines Vereinsheims 1998 und dessen Neueinweihung 2002 ohnehin schwere Jahre hinter sich hatte, 2006 das Großkaliber-Schießen ein.

Erst nach einer Phase der Konsolidierung schmiedete man ein paar Jahre später den Plan für die neue Anlage: 2014 gab’s die Baugenehmigung; 2017 waren schließlich der Mut der Mitglieder und die Fördergelder der staatlichen Ebenen beisammen, um tatsächlich mit dem Abriss des 37 Jahre alten Kleinkaliber-Stands zu starten. 2018 entstand der Rohbau jenes Werks, das am Wochenende im Beisein geladener Gäste – darunter auch Landrat Klaus Peter Schellhaas (SPD) – feierlich in Betrieb genommen wurde und fortan Schützenherzen höher schlagen lassen soll.

Vorsitzender Klaus Spaniol (3. von links) dankte seiner Frau Gudrun und vier weiteren Vereinsmitgliedern, die sich besonders in den Bau der neuen Raumschießanlage eingebracht hatten.
Vorsitzender Klaus Spaniol (3. von links) dankte seiner Frau Gudrun und vier weiteren Vereinsmitgliedern, die sich besonders in den Bau der neuen Raumschießanlage eingebracht hatten. © Dörr

„Unsere Raumschießanlage ist für 7 .000 Joule abgenommen“, erläuterte Vereinsvorsitzender Klaus Spaniol. In Joule wird die Geschossenergie des Projektils angegeben. „Die meisten Anlagen gehen nur bis 1 .500 Joule“, sagte Spaniol. Damit kann in Hergershausen mit allen gängigen Waffen geschossen werden. „Hier kann sogar die Polizei trainieren“, fügte der Vereinschef an. Schon jetzt freuen sich aber nicht nur die aktiven Schützen des 120 Mitglieder zählenden SV Hergershausen auf die neuen Möglichkeiten: „Wir haben bereits Anfragen von anderen Vereinen vorliegen.“

Ihnen werden die Hergershäuser Schützen die neue Anlage vermieten und sie auch auf diesem Weg refinanzieren. Von den Gesamtkosten in Höhe von 700.000 Euro trägt der Verein 200.000 selbst. Land, Kreis und Stadt (auch über Verrechnungen mit den Bauherrn im neuen Wohngebiet) trugen zusammen den Löwenanteil. Allein die Lüftungstechnik kostete 100.000 Euro.

In Gesamtwerk stecken auch tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit von Vereinsmitgliedern. Spaniol, der nach einer beruflich bedingten Pause seit 2017 wieder der SV-Vorsitzende ist und selbst mit der Pistole schießt, hob am Samstag besonders den Einsatz von Ernst Stanzel, Reinhard Ergang, Werner Herget und Günter Sturm hervor.

Bei Spaniol selbst waren die Fäden zusammengelaufen. An zehn Schießplätzen – und draußen nicht mal mehr im Ansatz zu hören – können die Zielscheiben in bis zu 50 Meter Entfernung aufgestellt werden, kürzer in Fünf-Meter-Schritten. Die Anlage ist so präpariert, dass sie eines Tages gar zum Schießkino mit animierten Zielen nachgerüstet werden kann. Dies würde allerdings noch einmal weitere 100.000 Euro kosten, schätzte Spaniol.

Von der hochmodernen Anlage eines Schweizer Herstellers, wo Computer- und Kameratechnik Einschüsse bis auf den tausendstel Millimeter (!) genau gemessen werden können und die am vorigen Mittwoch die letzte behördliche Betriebsgenehmigung erhielt, darf sich in Kürze jeder ein Bild machen: bei einem Tag der offenen Tür am 25. September. (Von Jens Dörr)

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